Schäuble rückt Schulz in die Nähe von Trump

Berlin · Der CDU-Politiker wirft dem SPD-Kandidat vor, er spalte Deutschland. Führende Sozialdemokraten vermuten Panik als Motiv für diese Attacke.

 Wolfgang Schäuble (hier bei einem EU-Treffen mit Martin Schulz) geht zum Angriff über. Foto: dpa

Wolfgang Schäuble (hier bei einem EU-Treffen mit Martin Schulz) geht zum Angriff über. Foto: dpa

Foto: dpa

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat den in Umfragen beliebten SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz massiv attackiert: Schäuble verglich Schulz mit dem neuen US-Präsidenten Donald Trump und warf dem Sozialdemokraten Populismus vor, weil er über eine Spaltung der Gesellschaft rede. Schäuble sagte dem "Spiegel", der SPD-Politiker rede Deutschland in einer Art und Weise schlecht, wie es niemand tun dürfe, der Kanzler werden wolle. Dabei gehe es dem Land und den Deutschen so gut wie seit Langem nicht. "In einer Zeit, in der weltweit die Versuchung durch den Populismus zugenommen hat, dürfen Politiker nicht so reden wie Herr Schulz", sagte Schäuble. "Wenn er den Populismus bekämpfen will, wie er behauptet, dann sollte er diese Fakten zur Kenntnis nehmen."

Die Art, wie Schulz die angebliche Spaltung der Gesellschaft beschwöre, folge der "postfaktischen Methode" des Kandidaten Donald Trump im US-Wahlkampf, sagte Schäuble. Und wenn "Schulz seine Unterstützer 'Make Europe great again' rufen lässt, dann ist das fast wortwörtlich Trump". Trump hatte im Wahlkampf mit dem Slogan "Make America great again" geworben. Kritiker werfen dem US-Präsidenten vor, Fakten gezielt zu seinen Gunsten zu verdrehen. Schäuble monierte zudem, Schulz sei auch kein Kämpfer gegen das Establishment. "Herr Schulz ist doch kein Underdog, der irgendwo aus dem Wald kommt", sagte der Finanzminister. "Der Mann saß jahrzehntelang im Europäischen Parlament, zuletzt als Präsident. Wenn das kein Establishment ist, was denn dann?"

Vor wenigen Tagen hatte bereits die CDU-Parteivize Julia Klöckner Schulz ins Visier genommen. Ein Mann wie Schulz, der in Brüssel einst Eurobonds, also eine europäische Schuldengemeinschaft auf Deutschlands Kosten, unterstützt habe, sei gefährlich und rede letztlich die AfD stark. CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn hatte Schulz wegen seiner hohen EU-Bezüge als nicht glaubwürdig bezeichnet hingestellt.

SPD-Vize Ralf Stegner verteidigte den Kanzlerkandidaten seiner Partei gegen die Angriffe. "Mein Rat an Herrn Schäuble: Er sollte weniger Dinge sagen, die zeigen, dass er wenig über die Lebenswirklichkeit vieler Mitbürger weiß", sagte Stegner den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Schäuble sinkt auf Trump-Niveau: unsachlich und hysterisch. Peinlich!", schrieb SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann im Kurznachrichtendienst Twitter.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort