Umfrage: Jeder Vierte würde auf Flüchtlinge schießen lassen

Berlin · Der anhaltende Zustrom von Flüchtlingen nach Deutschland hat den Rechtspopulisten weiteren Auftrieb verschafft. Jetzt zeigt eine aktuelle Umfrage: Sogar die extremsten Positionen der AfD finden bei den Bundesbürgern breite Zustimmung.

Während die Bundesregierung weiter über die Asylpolitik streitet, fördert eine Umfrage des Forschungsinstituts YouGov alarmierende Ergebnisse zutage: Mehr als jeder vierte Bundesbürger (29 Prozent) hält es für gerechtfertigt, unbewaffnete Flüchtlinge mit Waffengewalt am Grenzübertritt zu hindern. Für nicht angebracht halten dies 57 Prozent, 14 Prozent machten keine Angaben. Hintergrund der Studie, für die 2080 Bürger befragt wurden, sind umstrittene Äußerungen von AfD-Chefin Frauke Petry. Sie hatte gesagt, Polizisten müssten illegale Grenzübertritte von Flüchtlingen verhindern und "notfalls auch von der Schusswaffe Gebrauch machen". Die AfD hat in der Flüchtlingsdebatte seit Monaten wachsenden Zuspruch.

Derweil flammte in der Regierungskoalition neuer Streit über das vor kurzem verabredete Asylpaket II auf. Dabei geht es um die Frage, ob es bestimmten minderjährigen Flüchtlingen verboten wird, ihre Eltern nach Deutschland nachzuholen. SPD-Chef Sigmar Gabriel sagte, dies sei mit ihm nicht abgesprochen gewesen - und löste damit Irritationen beim Koalitionspartner aus. Innenminister Thomas de Maizière (CDU ) und Justizminister Heiko Maas (SPD ) sollen nun Anfang dieser Woche den Streit ausräumen. In der SPD war am Wochenende nur noch von "juristischen Unklarheiten" die Rede. Es müsse geklärt werden, ob es für die betroffene Gruppe eine Ausnahmeregelung beim Familiennachzug gebe. In Prinzip stehe die Partei aber weiter zum Asyl-Kompromiss. Die Union beharrte auf den Plänen, die erst am Mittwoch im Kabinett beschlossen worden waren. CDU-Vize Julia Klöckner warf den Sozialdemokraten vor, eine Politik des "Hü und Hott" zu betreiben. Damit spielten sie Populisten in die Hände.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU ) sucht derweil nach Lösungen der Flüchtlingskrise auf internationaler Ebene. Gestern Abend beriet sie mit Frankreichs Staatschef François Hollande und EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD ) über die Sicherung der europäischen Grenzen. Heute verhandelt Merkel in der Türkei über das Flüchtlingsthema.

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