Lecker und gesund, aber bitte schnell

Berlin · Die Deutschen wollen es lecker, gesund – und schnell. So steht es im aktuellen Ernährungsreport von Minister Christian Schmidt (CSU). Ein weiteres Ergebnis: Eine überwältigende Mehrheit ist für ein Schulfach Ernährung.

 Aufreißen, aufwärmen, fertig: Für Schnellgerichte – wie Rindergulasch mit Nudeln – oder Tiefkühlpizza begeistern sich mittlerweile 41 Prozent der Deutschen. Vor einem Jahr waren es 32 Prozent. Foto: dpa

Aufreißen, aufwärmen, fertig: Für Schnellgerichte – wie Rindergulasch mit Nudeln – oder Tiefkühlpizza begeistern sich mittlerweile 41 Prozent der Deutschen. Vor einem Jahr waren es 32 Prozent. Foto: dpa

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Diese Zahl musste der Bundesminister dann doch noch verkünden, der Punkt habe ihn eben beeindruckt, sagt Christian Schmidt . Genau 75 Prozent der Deutschen kochten gerne - in den alten und neuen Bundesländern. "Wir haben die Einheit im Kochen erreicht!", ruft der CSU-Politiker mit einem Lächeln. Allerdings kochen sie alle auch immer seltener - dabei ebenfalls einheitlich.

Zum zweiten Mal schon präsentiert der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft seinen Ernährungsreport. Die Umfrage dreht sich um das Essverhalten der Deutschen. Schmidt nennt seine Studie am Dienstag einen "Spiegel unserer Gesellschaft".

Der CSU-Politiker sorgte in den vergangenen Tagen eher mit Reizthemen rund ums Essen für Schlagzeilen. So will Schmidt Fleischbezeichnungen für vegetarische und vegane Lebensmittel verbieten. Begriffe wie "vegetarisches Schnitzel" oder "vegane Currywurst" seien komplett irreführend, sagte er. Der Vegetarierbund ist empört, die Organisation Slow Food warf Schmidt eine "wurstige Interessenpolitik" vor.

Bei der Vorstellung des Reports ist das kein Thema. Aber wie und was isst Deutschland also? Immer noch am liebsten Fleisch. 53 Prozent haben am liebsten ein Fleischgericht auf dem Teller. Rouladen (acht Prozent) sind den Deutschen am liebsten, noch vor Schnitzel oder Schweinebraten (je sieben Prozent). Auch Pizza (13 Prozent) und Pastagerichte (38 Prozent) gehören auf die Hitliste der Gerichte. Die Deutschen achten angeblich beim Einkauf mehr auf den Geschmack als auf den Preis, nehmen Essen lieber mit ins Büro als in die Kantine zu gehen, sie wünschen sich bessere Bedingungen in der Tierhaltung.

"Essen ist weit mehr als eine bloße Nahrungsaufnahme", sagt Schmidt. Doch nehmen sich immer weniger Menschen Zeit dafür. In deutschen Küchen wird seltener gekocht. Stattdessen greifen die Verbraucher zu Fertigkost. Mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) legt inzwischen Wert auf eine einfache und schnelle Zubereitung des Essens.

"Die Leute haben entweder nicht mehr die Zeit oder sind nicht mehr bereit, so viel Zeit zu investieren", sagt Antje Gahl, Sprecherin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Der gesellschaftliche Wandel führe zur wachsenden Beliebtheit von Fertiggerichten. "Ein Fertiggericht muss nicht ungesund sein, es hat meist einen höheren Fett- und Zuckergehalt, aber man muss das im Einzelnen beurteilen."

Die eigene Zubereitung von Speisen werde mehr und mehr verdrängt - oder ins Wochenende verlagert. Dabei kochen die Deutschen mehrheitlich nach wie vor gern. "Das ist ein gewisser Widerspruch", sagt auch Forsa-Chef Manfred Güllner . Also alles Tütensuppe und Tiefkühlpizza? Nein. Gerade die 14- bis 18-Jährigen stehen von allen Altersklassen am liebsten am Herd. "Diese Begeisterung gilt es, mit Schulküchen und systematischen Unterrichtskonzepten aufzugreifen," fordert der Minister . Er selbst koche auch sehr gerne, sagt Schmidt - aber eher selten. "Den Möglichkeiten geschuldet, bin ich eher auf Seiten der Verbraucher als auf der der Produzenten", sagt er.

Ein weiteres Ergebnis des Reports: Die Deutschen wollen mehr Ernährungsbildung: Richtige Ernährung ist laut Report spätestens dann, wenn Kita und Schule ins Spiel kommen, nicht nur eine Frage der Erziehung. Für 89 Prozent der Bundesbürger ist Ernährungsunterricht so wichtig wie Mathe, Deutsch und Englisch. Für ein entsprechendes Schulfach treten Menschen mit Hauptschulabschluss noch entschiedener ein (93 Prozent) als Befragte mit höherer Bildung. Für die Einführung wären aber die Länder zuständig.

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