Friedlich und frei, sicher und gesund

Berlin · Was macht für die Deutschen ein gutes Leben aus? Das wollte die Bundesregierung im vergangenen Jahr wissen und hat die Bürger befragt. Über die Ergebnisse berät das Kabinett heute in Berlin – und über Konsequenzen.

Es soll eine Art Auftragsbuch für die Politik sein. Unter dem Motto "Gut leben in Deutschland" haben Kanzlerin Angela Merkel (CDU ), Minister, aber auch Kirchen, Gewerkschaften, Volkshochschulen und andere Organisationen von April bis Oktober 2015 versucht, in einem Dialogprozess herauszufinden, was den Menschen im Land wirklich wichtig ist. Nun liegt der "Bericht der Bundesregierung zur Lebensqualität in Deutschland" vor. Die Regierung will daraus mittelfristig konkrete Schlüsse für ihre Politik ziehen.

Es gab bundesweit mehr als 200 Veranstaltungen - davon vier im Saarland -, online gingen über 2600 Beiträge ein, es kamen fast 4600 Briefe von Bürgern. Rund 15 750 Menschen haben sich insgesamt beteiligt. Die Bundesregierung räumt ein, dass der unter Experten-Begleitung entstandene Bericht nicht wissenschaftlich repräsentativ sei, aber doch "konkret und aussagekräftig".

In zwölf "Dimensionen zur Lebensqualität " zeigen sich die Schwerpunkte der Bürger für ein gutes Leben; der erste heißt "Sicher und frei leben": Das Thema Frieden war für die Menschen das wichtigste Thema überhaupt - als zentrale Voraussetzung für Lebensqualität in Deutschland. Am häufigsten wurde die Bewahrung des Friedens im eigenen Land, aber auch der Einsatz für Frieden in der Welt genannt. Die Menschen hätten sich aber auch "mehr Sicherheit im eigenen Umfeld und effektiveren Schutz vor Einbruch und Diebstahl" gewünscht. Zudem eine starke Polizei und Justiz.

Zum Thema "Willkommenskultur und Integration" ergab sich vor dem Hintergrund der im Jahr 2015 wachsenden Flüchtlingszahl und der Debatte über Migration ein sehr differenziertes Meinungsbild: "Von Gastfreundschaft und dem Wunsch nach Integration über Skepsis, wie gut sich Integrationsprozesse beeinflussen lassen, bis hin zur Sorge über die Aufnahmebereitschaft der Gesellschaft" reichte es, heißt es im Bericht.

Unter dem Ergebnis "Gut arbeiten und gerecht teilhaben" wünschen sich die Deutschen gute Bezahlung und einen sicherer Arbeitsplatz, ebenso ein gutes Arbeitsklima, Selbstbestimmtheit und Zufriedenheit mit der Arbeit. Als belastend wurde von den Bürgern die Befristung von Arbeitsverträgen empfunden. Mehr Flexibilität in der Kinderbetreuung und bei Arbeitszeiten sind nach Ansicht der Menschen Ansätze für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Auch sehr wichtig für die Lebensqualität : "Gesund durchs Leben": Die Menschen zeigten sich in der Mehrheit zufrieden mit dem Gesundheitssystem, sie würdigten, dass grundsätzlich alle Zugang zur Krankenversicherung haben. "Als ungerecht bewerteten viele Menschen aber die Trennung von privat und gesetzlich Versicherten, konkret die empfundenen Unterschiede in der Versorgung oder in den Wartezeiten auf Facharzttermine", heißt es.

"Bildungschancen für alle" sind ebenso wichtig: Besonders hervorgehoben wurde die Chancengleichheit im Bildungssystem, eine gute Ausstattung der Schulen, der Erhalt von Standorten in ländlichen Regionen, moderne Lehrmethoden, die Qualität der Hochschulen oder das Lernen im Alter.

Beim Thema "Wohnen" bedeutet Lebensqualität vor allem mehr bezahlbaren Wohnraum, zum Beispiel für Familien.

Und wie geht es jetzt weiter? Die Bundesregierung setzt auf eine breite politische und gesellschaftliche Debatte darüber, was für die Lebensqualität in Deutschland wichtig ist. Der aktuelle Bericht soll Auftakt einer regelmäßigen Erhebung der Lebensqualität sein - die Regierung will ihn einmal pro Legislaturperiode fortschreiben. Ob dies allerdings auch umgesetzt wird, hängt von der nächsten Regierung nach der Bundestagswahl 2017 ab.

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