Die Milliarden der Kirche: Bistümer veröffentlichen auch teils bislang geheime Bilanzen

Berlin · Mainz ist ziemlich reich, Magdeburg „arm“ und München rechnet noch. Nach dem Limburg-Skandal üben sich die katholischen Bistümer in finanzieller Offenheit. Volle Transparenz gelingt nicht allen.

Die katholische Kirche in der Transparenz-Offensive: Nach dem Wirbel um den Finanzskandal von Limburg legen immer mehr Bistümer Rechenschaft über ihr Vermögen ab. Das gilt auch und gerade für - lange geheime - Schattenhaushalte wie die Bischöflichen Stühle oder Versorgungswerke (ein bischöflicher Stuhl meint das konkrete Amt eines Diözesanbischofs mitsamt seiner Verwaltung). Viele Bistümer versuchen auch, den genauen Umfang ihrer Besitztümer genau zu ermitteln, und hinterfragen ihre Entscheidungsstrukturen in finanziellen Angelegenheiten. Noch liegen nicht alle Zahlen vor. Fest steht aber schon jetzt: Die katholische Kirche ist milliardenschwer, wie eine Übersicht der Deutschen Presse-Agentur aus einigen Diözesen zeigt:

Berlin : Das Haushaltsvolumen des Erzbistums betrug 2012 rund 206,5 Millionen Euro . Das Anlagevermögen summierte sich auf 383,7 Millionen Euro , darunter waren Grundstücke und Gebäude im Wert von 120,5 Millionen Euro . Hinzu kommen 96,8 Millionen Euro Umlaufvermögen. Das Eigenkapital betrug 169,7 Millionen Euro .

Dresden-Meißen: Das Bistum hat keinen Schattenhaushalt, der reguläre Etat umfasste zuletzt um die 60 Millionen Euro . 2015 soll erstmals ein Geschäftsbericht mit detaillierten Angaben zu Vermögen und Mittelverwendung veröffentlicht werden.

Freiburg: Der Haushalt umfasst in diesem Jahr 551 Millionen Euro und 2015 rund 562 Millionen Euro . Das Vermögen des Erzbischöflichen Stuhls besteht vor allem aus Immobilien . Der Wert wird von der Erzdiözese auf 39,5 Millionen Euro geschätzt. Hinzu kommen Anteile an Unternehmen sowie Forderungen in Höhe von 17,5 Millionen Euro .

Köln: Erzbistum und Erzbischöflicher Stuhl verfügen über Immobilien im Wert von 612 Millionen Euro . Die Hälfte entfällt auf 31 Schulen. Der Finanzplan des mitgliederstärksten deutschen Bistums umfasst dieses Jahr rund eine Milliarde Euro .

Limburg: Als Konsequenz aus dem Skandal um Ex-Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst legte das Bistum im Juli erstmals sein Vermögen offen. Es umfasst unter anderem 730,2 Millionen Euro Finanzanlagen und 80,3 Millionen Euro Sachanlagen, vor allem Immobilien . Der Bischöfliche Stuhl weist rund 92 Millionen Euro aus, das Domkapitel kommt auf 4,4 und eine Stiftung auf 31 Millionen Euro .

Mainz : Das Bistum verfügte 2013 über 823,3 Millionen Euro Gesamtvermögen, darunter 732,2 Millionen Euro Finanzanlagevermögen. Noch nicht berücksichtigt ist der Wert bestimmter Immobilien und technischer Anlagen, deren Bewertung soll 2015 erfolgen. Der Bischöfliche Stuhl hat kein Geldvermögen. Ihm gehören einige Grundstücke und Anteile am Gemeinnützigen Siedlungswerk.

München-Freising: Das Gesamtvermögen ist unbekannt und soll erst in einigen Jahren beziffert werden können. Dem Erzbistum gehören allein 5000 Hektar Wald und rund 7000 Gebäude, darunter 1200 Kirchen. Der Etat 2014 hat ein Volumen von knapp 700 Millionen Euro . An Pfründen, Pacht und Zinsen nahm die Diözese 20 Millionen Euro ein.

Speyer: Das Bistum veröffentlicht seit der Limburg-Krise nicht nur seinen eigenen Etat, der sich 2014 auf 134 Millionen Euro beläuft, sondern auch andere diözesane Haushalte. So hat der Bischöfliche Stuhl ein Vermögen von 47,9 Millionen Euro , das nicht angetastet wird. Das Domkapitel besitzt 9,5 Millionen Euro . 62,2 Millionen Euro hat eine Pfarrpfründestiftung auf der hohen Kante (Ende 2013).

Trier: Das Bistum-Anlagevermögen betrug zuletzt 759,6 Millionen Euro , davon entfielen 543,2 Millionen Euro auf Finanzanlagen und 179,4 Millionen auf Immobilien . Das Vermögen des Bischöflichen Stuhls hat einen Bilanzwert von knapp 84 Millionen Euro . Hinzu kommen 38 Gebäude, für die gerade eine Marktbewertung läuft. Auch andere Vermögen sollen "nach und nach" öffentlich gemacht werden.

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