Grüner Ströbele kandidiert nicht mehr für Bundestag

Berlin (dpa) · Einer der profiliertesten Grünen-Politiker tritt ab: Hans-Christian Ströbele verzichtet auf eine neue Kandidatur für den Bundestag.

Der grüne Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele (77) verzichtet auf eine weitere Kandidatur für den Bundestag. Ströbele habe seine Entscheidung am Dienstag im Berliner Kreisverband Kreuzberg-Friedrichshain mitgeteilt, wie ein Sprecher der Grünen am Abend bestätigte.

„Ich möchte mir den Stress von nun noch mal insgesamt fünf Jahren nicht weiter antun“, sagte Ströbele am Abend der Deutschen Presse-Agentur. Er wolle bis zum Ende der Legislaturperiode im Bundestag aktiv bleiben. „Ich habe noch viel vor“, sagte Ströbele. Während der Sitzungswochen habe er manchmal einen 15-Stunden-Tag. Ein Rückzug aus der Politik stehe aber nicht bevor. Das habe er auch seiner Basis gesagt.

Ströbele sitzt seit 1998 im Bundestag, wo er bereits von 1985 bis 1987 ein Mandat hatte. Im Jahr 2009 hatte der Kreuzberger Politiker seien Wahlkreis mit 46,8 Prozent zum dritten Mal in Folge gewonnen. Er ist der einzige direkt gewählte Grüne im Bundestag.

Der Politik-Veteran gilt bundesweit als einer der profiliertesten Vertreter der Grünen. Trotz einer - ausgeheilten - Krebserkrankung kandidierte er erneut bei der Bundestagswahl 2013 und verteidigte seinen Berliner Wahlbezirk mit 39,9 Prozent der Stimmen zum vierten Mal. Seit 2014 ist er Mitglied im NSA-Untersuchungsausschuss.

Zuletzt hatten Parteifreunde Ströbele zur erneuten Kandidatur aufgefordert - auch um einen möglichen AfD-Politiker als Alterspräsidenten zu verhindern. Einzelne Leute seien an ihn herangetreten, hatte Ströbele gesagt. Ströbele teilte damals mit, er werde alle Fragen in seine Entscheidung einbeziehen.

Nicht nur bei den Grünen herrscht die Sorge, dass die AfD bei einem allgemein erwarteten Einzug in den Bundestag mit dem stellvertretenden Parteivorsitzenden Alexander Gauland (75) den Alterspräsidenten stellen könnte.

In jüngster Zeit hat sich Ströbele, der Jurist ist, unter anderem für den US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden eingesetzt, der den NSA-Geheimdienstskandal ans Licht gebracht hatte. Ströbele besuchte Snowden ins Moskau und sprach sich dafür aus, dem Amerikaner Asyl in Deutschland zu gewähren.

Der 1939 in Halle geborene Ströbele war unter anderem Verteidiger der terroristischen „Roten Armee Fraktion“ (RAF). Ströbele war damals ein führender Vertreter der außerparlamentarischen links-alternativen Bewegung und Gründer der Berliner „tageszeitung“. 1985 trat er der Alternativen Liste für Demokratie und Umweltschutz (AL) bei, die später den Grünen als Berliner Landesverband angegliedert wurde.

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