Kassenärzte: Patienten-Besuche besser steuern

Berlin (dpa) · Sind sie nötig oder nicht? Die niedergelassenen Ärzte haben sich lange gegen Terminservicestellen für Patienten gesträubt. Nun haben sie sich offenbar in ihr Schicksal ergeben. Die Krankenkassen finden, es wurde Zeit.

Eine bessere Steuerung der Arztbesuche macht nach Ansicht der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) die neuen Terminvergabestellen für Patienten überflüssig.

Die Wartezeiten entstünden, weil es zu viele Patienten gebe, die wegen derselben Beschwerden zu zwei, drei oder sogar noch mehr Fachärzten gingen, sagte KBV-Vorstandsvorsitzender Andreas Gassen den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) wies diese Darstellungen zurück.

Die Terminservicestellen sollten bei den regionalen Kassenärztlichen Vereinigungen eingerichtet werden und vom kommenden Montag an gesetzlich Versicherten mit einer Überweisung auf Wunsch binnen vier Wochen einen Termin bei einem Facharzt vermitteln. Falls dies nicht möglich ist, können Patienten ein Krankenhaus aufsuchen.

Gassen bekräftigte, man könne diesen „ungehinderten und beliebigen Zugang zum Arzt auf Dauer nicht aufrechterhalten. Wir brauchen Steuerungsinstrumente.“ Es sollte einen Arzt geben, der für den Patienten immer der erste Ansprechpartner ist und der ihn dann weiterleitet - etwa der Hausarzt, der Frauenarzt oder bei chronisch Kranken auch der behandelnde Facharzt.

Der „Passauer Neuen Presse“ sagte Gassen zu den Terminservicestellen: „Wir können die Notwendigkeit dieser Einrichtung nicht wirklich erkennen. Im internationalen Vergleich zeigt sich immer wieder, dass wir in Deutschland mit die geringsten Wartezeiten auf einen Arzttermin haben.“ Auch würden über den Terminservice „keinesfalls Wunschtermine beim Wunscharzt vermittelt“. Wer einen Termin beim Arzt seines Vertrauens möchte, sollte sich auch weiterhin am besten direkt an die Praxis wenden.

Nach Worten des KBV-Chefs steht für die Kassenärztlichen Vereinigungen mit dem eTerminservice rechtzeitig eine elektronische Lösung für die Terminservicestellen bereit.

Der GKV-Spitzenverband hielt Gassen entgegen, erst hätten es die Ärzteinstitutionen jahrzehntelang versäumt, gegen die teils überlangen Wartezeiten für gesetzlich Versicherte anzugehen. Jetzt, da die Politik eine klare Vorgabe gemacht habe, sollen plötzlich die Patienten selbst daran schuld sein. „Das ist schon ein starkes Stück“, sagte der Sprecher des GKV-Spitzenverbandes, Florian Lanz, der dpa. „Die Statistik, die die Aussage belegt, dass kranke Menschen lange auf Facharzttermine warten müssen, weil sie nicht nur zu einem, sondern wegen derselben Erkrankung zu mehreren Fachärzten gingen, möchte ich gerne mal sehen.“

Der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, erklärte, Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern sowie aus der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) machten deutlich, dass eine Steuerung der Patienten durch Hausärzte „der beste Weg ist, um die Qualität der Versorgung zu steigern und gleichzeitig die Effizienz der Strukturen zu verbessern“.

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