Türkei macht IS für Anschlag in Istanbul verantwortlich

Istanbul (dpa) · Der Attentäter von Istanbul ist identifiziert. Nach Angaben der Regierung handelt es sich um einen IS-Anhänger aus der Türkei. Es ist nicht der erste Anschlag der Terrormiliz im Land.

Die türkische Regierung macht einen Attentäter mit Verbindungen zur Terrormiliz IS für den Anschlag im Zentrum der Metropole Istanbul mit insgesamt fünf Toten verantwortlich. Im Zusammenhang mit dem Anschlag wurden fünf Menschen festgenommen.

„Der derzeitige Ermittlungsstand zeigt, dass der Terrorist in Verbindung mit der Terrororganisation Daisch (IS) stand“, sagte Innenminister Efkan Ala vor Journalisten in Ankara. Der Selbstmordattentäter hatte am Samstag in der belebten Istanbuler Einkaufsstraße Istiklal vier Menschen mit in den Tod gerissen und 39 verletzt. Drei der Todesopfer sind Israelis. Das Gesundheitsministerium teilte am Sonntag mit, 15 Verletzte befänden sich noch im Krankenhaus.

Innenminister Ala erklärte, bei dem Attentäter handele es sich um den 1992 im südtürkischen Gaziantep geborenen Mehmet Ö.. Im Zusammenhang mit dem Anschlag gebe es zudem fünf Festnahmen. Er bestätigte damit vorherige Medienberichte. Ala sagte weiter, der Attentäter sei zuvor nicht zu Fahndung ausgeschrieben gewesen. Der IS bekannte sich zunächst nicht zu der Tat.

Die türkische Regierung macht den IS auch für einen Anschlag auf eine deutsche Reisegruppe im Januar verantwortlich. Damals riss ein Selbstmordattentäter in der Istanbuler Altstadt zwölf Deutsche mit in den Tod. Neben diesem Anschlag macht die türkische Regierung den IS auch für ein Selbstmordattentat in Ankara im Oktober mit mehr als 100 Todesopfern verantwortlich. Die Terrormiliz hatte sich zu keinem der Anschläge bekannt.

Zwei der drei am Samstag getöteten Israelis hätten auch eine US-Staatsbürgerschaft, bestätigte das israelische Außenministerium in Jerusalem am Sonntag. Nach türkischen Medienberichten handelt es sich bei dem vierten Todesopfer um eine Frau aus dem Iran. Eine Bestätigung dafür lag zunächst nicht vor.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte, es sei noch unklar, ob der Anschlag auf israelische Touristen abzielte. Zehn Israelis waren auch unter den Verletzten. Israel warnte seine Bürger eindringlich vor Reisen in die Türkei. Es bestehe die Sorge vor weiteren Attentaten sowie eine „konkrete Bedrohung“ von Touristen in dem Land, teilte der Nationale Sicherheitsrat Israels am Sonntag auf seiner Webseite mit.

Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu übermittelte Netanjahu einen Brief, in dem er den israelischen Familien nach dem „abscheulichen Anschlag“ sein Beileid aussprach. Das Attentat zeige einmal mehr, „dass die internationale Gemeinschaft geeinigt und entschlossen gegen die schändlichen Ziele von Terrororganisationen vorgehen muss“, schrieb Davutoglu nach Angaben des Netanjahu-Büros.

Eine Maschine der israelischen Armee mit Rettungskräften traf am Nachmittag in der Türkei ein. Mehrere israelische Verletzte seien bereits in ihre Heimat gebracht worden, berichtete die „Times of Israel“.

Am Samstagabend legten Händler am Anschlagsort in Istanbul rote Nelken nieder, die in der Türkei ein Ausdruck für Trauer sind. Sie platzierten außerdem Schilder mit der Aufschrift: „Wir haben keine Angst. Wir sind hier. Wir werden uns nicht (daran) gewöhnen.“

Die deutsche Botschaftsschule in Istanbul, die die Klassen eins bis vier umfasst, bleibt am Montag geschlossen. Außerdem wird den Eltern freigestellt, ob sie ihre Kinder bis zu den am kommenden Freitag beginnenden Osterferien in die Schule oder den Kindergarten schicken wollen, wie aus einem Schreiben der Schulleitung hervorgeht.

Das deutsche Generalkonsulat in Istanbul hatte vergangene Woche gewarnt, dass das kurdische Newroz-Fest an diesem Montag Anlass zu „gewaltsamen Auseinandersetzungen und terroristischen Anschlägen“ sein könnte. Nach Angaben von Innenminister Ala sind um die Newroz-Feierlichkeiten am Montag 200 000 Sicherheitskräfte im Einsatz.

Am Donnerstag und Freitag waren das Generalkonsulat in Istanbul, die Botschaft in Ankara und weitere deutsche Einrichtungen wegen einer Terrorwarnung geschlossen worden.

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