Burkina Faso: 26 Tote bei Terroranschlag auf Hotel und Café

Ouagadougou (dpa) · Der islamistische Terror hat nun auch das bislang als sicher geltende Burkina Faso erreicht. Vermummte Angreifer der Al-Kaida brachten über Stunden ein bei Ausländern beliebtes Luxushotel in ihre Gewalt.

Bei einem islamistischen Terroranschlag auf ein Restaurant und ein Luxushotel in der Hauptstadt von Burkina Faso sind 26 Menschen getötet worden.

Weitere 56 wurden teils schwer verletzt, wie Premierminister Paul Kaba Thiéba nach einer Krisensitzung des Kabinetts erklärte. Bei der Erstürmung des Hotel Splendid in Ouagadougou wurden demnach 126 Menschen aus der Gewalt der Angreifer befreit, weitere 30 wurden im Restaurant „Cappuccino“ in Sicherheit gebracht. Die Nationalitäten der Opfer wurden zunächst nicht bekanntgegeben. Vier Angreifer seien getötet worden, erklärte der Regierungschef. Zu dem Anschlag bekannte sich Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQMI).

Eine Sprecherin des Auswärtiges Amtes sagte auf die Frage, ob auch Deutsche betroffen sind: „Das Auswärtige Amt und die Botschaft in Ouagadougou bemühen sich mit Hochdruck um Aufklärung.“

Die vermummten Attentäter hatten ihren Angriff im Geschäftszentrum Ouagadougous am Freitagabend gegen 19.30 Uhr Ortszeit (20.30 Uhr MEZ) begonnen. Nach bisherigen Erkenntnissen eröffneten sie zunächst das Feuer im Restaurant „Cappuccino“ und griffen dann das bei ausländischen Geschäftsleuten und Diplomaten beliebte Hotel Splendid an, das mit 147 Zimmern zu den größten der Stadt gehört.

Die Angreifer verschanzten sich dort stundenlang mit vielen Geiseln, bis örtliche Sicherheitskräfte und französische Truppen das Gebäude am Samstagmorgen stürmten. Unter den Befreiten seien Menschen aus 18 verschiedenen Ländern gewesen, erklärte der französische Botschafter Gilles Thibault über seinen Twitter-Account.

Das Gebiet rund um den Anschlagsort wurde weiträumig abgeriegelt. Soldaten durchkämmten noch am Samstag systematisch andere Gebäude in der Avenue Kwamé Nkrumah. Präsident Roch Marc Christian Kaboré besuchte den Ort des Anschlags.

Zu dem Anschlag bekannten sich Kämpfer der Gruppe Al-Murabitun, die AQMI die Treue geschworen haben, wie die US-Organisation Site mitteilte. Site ist darauf spezialisiert, Propaganda-Botschaften der Terrorgruppen zu beobachten. Die islamistischen Angreifer würden gegen „Feinde der Religion“ kämpfen, hieß es demnach in einer Bekennerbotschaft. Besonders viele Opfer gab es nach ersten Erkenntnissen in dem Restaurant.

Frankreichs Präsident François Hollande sprach von einem feigen Terrorakt und sagte seinem burkinischen Kollegen Kaboré nach Élysée-Angaben „volle Unterstützung“ und die Hilfe französischer Einsatzkräfte zu. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini verurteilte die Tat auf Schärfste. Die EU sei entschlossen, Burkina Faso weiter im Kampf gegen den Terrorismus zu unterstützen.

Das westafrikanische Burkina Faso galt bislang als relativ sicheres Land. Der arme Binnenstaat grenzt allerdings an Mali, wo vor allem im nördlichen Saharagebiet radikale Islamisten aktiv sind. Der Angriff vom Freitag erinnerte stark an eine ähnliche Attacke vor knapp zwei Monaten in Malis Hauptstadt Bamako. Dort hatten sunnitische Fundamentalisten viele Menschen in einem bei Ausländern beliebten Hotel, dem Radisson Blu, als Geiseln genommen. Rund 20 Menschen wurden getötet. Auch für diese Tat wurden mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbundene Islamistengruppen verantwortlich gemacht.

Im Norden Burkina Fasos, unweit der malischen Grenze, wurde unterdessen ein australisches Ehepaar entführt. Es war zunächst unklar, ob ein Zusammenhang zu den Attentaten in Ouagadougou bestand.

Burkina Fasos Langzeitpräsident Blaise Compaoré floh nach anhaltenden Massenprotesten im Oktober 2014 außer Landes. Auf ihn folgte eine von Michel Kafando geführte Übergangsregierung, die im September mit Mühe und Not einen Militärputsch durchstand. Im November fanden erstmals wieder freie Wahlen statt, aus denen der Oppositionspolitiker und frühere Regierungschef Kaboré siegreich als Präsident hervorging. Der mehrheitlich muslimische Binnenstaat - der unter anderem an Mali, Ghana, Niger und die Elfenbeinküste grenzt - gehört einem umfassenden UN-Index zufolge zu den fünf ärmsten Ländern der Welt.

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