Der echte Mann am „Tatort“

Saarbrücken · Der „Tatort“ feiert Jubiläum. Die ARD-Kult-Krimireihe sendet ihre 1000. Folge und Millionen Fans werden wieder dabei sein. Auch Saar-Polizist Markus Fuchs, der nicht nur gerne zusieht – sondern auch mitspielt.

 Da steht er: Polizist Fuchs im SR-„Tatort“ „Eine Handvoll Paradies“ (2013) hinter den Darstellerinnen Sandra Steinbach (Staatsanwältin Dubois) und Elisabeth Brück (Kommissarin Marx, v.l.).

Da steht er: Polizist Fuchs im SR-„Tatort“ „Eine Handvoll Paradies“ (2013) hinter den Darstellerinnen Sandra Steinbach (Staatsanwältin Dubois) und Elisabeth Brück (Kommissarin Marx, v.l.).

Foto: SR/M. Meyer

Eine Leiche liegt am Saarufer. Während Kommissar Jens Stellbrink am Tatort die Spurenlage abklärt, läuft nebenan schon die erste Zeugenvernehmung. Der Polizist Markus Fuchs , ein sportlicher Typ in Uniform, befragt den Kajak-Fahrer, der die Tote entdeckt hat. Dieser saarländische Beamte weiß, was er tut. Denn er ist echt.

Im jüngsten SR-"Tatort" "Totenstille", der im Februar lief, war Polizeioberkommissar Markus Fuchs wieder einmal als Komparse dabei - zum elften Mal in Folge. "Ich gehöre mittlerweile schon zu den Requisiten", scherzt der 53-Jährige, der im wahren Leben in der Abteilung Foto-, und Videotechnik des Landespolizeipräsidiums (LPP) arbeitet. Der "Tatort", das ist sein Revier - in echt und am Set. Und wenn diesen Sonntag die 1000. Folge der Fernsehkrimi-Reihe läuft, hat auch Kommissar Fuchs einen Anteil an der Erfolgsgeschichte des Klassikers. Es ist irgendwie auch sein Jubiläum.

Damals, als am 29. November 1970 der erste "Tatort" im Ersten durch die Wohnzimmer der Republik flimmerte, war Fuchs sieben Jahre alt; erst später durfte er zum ersten Mal zuschauen. Dann blieb er der Serie treu, wie jeden Sonntag Millionen Deutsche, seit 46 Jahren, 131 Ermittlern und 999 Folgen. Regional, wandelbar, spannend - das Format wurde zum Dauerbrenner. Wer wollte, konnte seine Lieblinge finden: Unter den großen Ermittler-Gestalten der 70er, wie Trimmel in Hamburg oder Haferkamp in Essen, den Tabubrechern der 80er, wie Duisburgs Schimanski , den langlebigen Teams der 90er, wie Ballauf/Schenk in Köln und Batic/Leitmayr in München, oder den Kult-Typen der Neuzeit - von Thiel und Boerne in Münster bis zu jüngsten Neulingen.

Saar-Polizist Markus Fuchs und seine Frau mögen "die Kölner", aber eben auch den Saar-Tatort - nicht nur weil Fuchs eben seit 2007 ununterbrochen mitspielt. Auch der SR-"Tatort" hat eine lange Tradition, die zweite "Tatort"-Folge kam im Dezember 1970 schon aus Saarbrücken . Auf die Kommissare Liersdahl, Schäfermann und Palu folgten Kappl und Deininger (Maximilian Brückner, Gregor Weber ), unter denen Markus Fuchs anfing. Seit 2013 steht er am Set mit Jens Stellbrink und Lisa Marx (Devid Striesow , Elisabeth Brück). Dass er Teil des Mythos "Tatort" ist, per Du mit Team und Darstellern, findet er "etwas ganz Besonderes und einfach schön".

Nicht immer ist Fuchs nur als Statist dabei. Die Saar-Polizei berät die "Tatort"-Macher beim SR auch in Drehbuch-Fragen - damit es möglichst realistisch zugeht. "Die Zusammenarbeit ist sehr gut", sagt Fuchs, der seit 1979 Polizist ist - und übrigens keine Ambitionen hat, zum Film zu wechseln. Für Drehtage nimmt er Urlaub.

Wenn er nicht mitspielt, sondern nur zusieht - "Jeden Sonntag, wenn nichts dazwischen kommt; das gehört einfach dazu" - habe er immer auch den Polizei-Blick auf den Krimi. Wie realistisch arbeiten die Ermittler? "Natürlich geht vieles schneller als im echten Polizei-Alltag, weil ja nur 90 Minuten Zeit bleiben", sagt Fuchs. Aber ziemlich nah dran sei es schon, zumal sich die Szenerie auch entwickelt habe im Lauf der Zeit. Der Wandel etwa von den Einzelkämpfer-Kommissaren zu den heutigen großen Teams sei "viel realistischer als früher". Der Kult-Serie will Markus Fuchs weiter treu bleiben - nicht nur als Zuschauer. Auch beim nächsten SR-Sendetermin ist er dabei, irgendwo im Hintergrund - als echter Polizist an einem fiktiven Tatort.

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 Markus Fuchs im wahren Polizisten-Leben. Foto: LPP/Hannah Agne

Markus Fuchs im wahren Polizisten-Leben. Foto: LPP/Hannah Agne

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Auf einen Blick Zum Jubiläum schickt die ARD diesen Sonntag die beiden NDR-Kommissare Borowski (Axel Milberg ) aus Kiel und Lindholm (Maria Furtwängler ) aus Hannover im "Taxi nach Leipzig" auf Horrorfahrt - so hieß 1970 auch der erste "Tatort", mit Hamburgs Kommissar Trimmel (Walter Richter ). 2280 Leichen hat der "Tatort" nach dem Jubiläums-Fall auf dem Gewissen, haben Experten ausgerechnet. Im Schnitt macht das 2,3 Tote pro Folge. dpa

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