Prozess um Höxter-Hölle beginnt

Paderborn · Ein Paar soll mit Kontaktanzeigen Frauen angelockt und gequält haben. Zwei Opfer überlebten die Hölle von Höxter nicht. Nächste Woche beginnt vor Gericht die Aufarbeitung der Grausamkeiten.

 Das Horror-Haus. Foto: dpa

Das Horror-Haus. Foto: dpa

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Die Berichte über das "Horror-Haus von Höxter" schockten Deutschland: Es geht um einen der grausigsten Kriminalfälle der vergangenen Jahre. Ein geschiedenes Ehepaar soll mit Kontaktanzeigen Frauen in sein Haus in Ostwestfalen gelockt haben. Laut Anklage bauten die zwei erst Vertrauen auf und quälten die Opfer dann auf abscheuliche Art. Zwei Menschen überlebten das Martyrium nicht. Der Mordprozess beginnt morgen am Landgericht Paderborn . Auf der Anklagebank werden dann die 47-jährige Angelika W. und ihr ein Jahr jüngerer Ex-Mann Wilfried W. sitzen. Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden Angeklagten gemeinschaftlichen Mord durch Unterlassen in zwei Fällen vor. Dabei geht die Anklage davon aus, dass das mutmaßliche Täterpaar beim Tod der beiden Frauen aus niederen Beweggründen, grausam und zur Verdeckung einer Straftat handelte. Das Verfahren gegen die beiden Angeklagten füllt weit über 3000 Seiten. Dort steht, was jahrelang hinter den Wänden eines etwas schäbigen Gehöfts im kleinen Dorf Höxter-Bosseborn passiert sein soll. Beweismittel aus einer akribischen Spurensuche vor Ort sind beschrieben, Zeugenaussagen, ein Geständnis.

In dem sadistischen Spiel um Macht und Unterwerfung sollen den Opfern büschelweise Haare ausgerissen worden sein. Sie seien an Heizkörper gekettet, geschlagen und getreten worden, berichtete ein Ermittler , als die Misshandlungsfälle im Sommer aufflogen. Eine weitere Frau entkam, andere wurden zumindest bedroht, und so um Geld erleichtert, wie der ermittelnde Staatsanwalt Ralf Meyer schildert.

Insgesamt gehen die Ermittler von mindestens acht Opfern aus. Untersucht werde derzeit auch der Vorwurf einer Vergewaltigung, bestätigt Meyer Informationen des Magazins "Der Spiegel".

Aus der Aussage der Angeklagten bei der Polizei ist bekannt, dass das Paar den leblosen Körper einer 33-Jährigen erst in die Tiefkühltruhe gesteckt, dann zerstückelt und im Kamin verbrannt haben soll.

Ein Jahr und knapp neun Monate später waren es eine Autopanne und eine tödlich verletzte 41-Jährige, die dem Schrecken ein Ende setzten. Die Frau war durch Misshandlungen so mitgenommen, dass das Paar sie im April 2016 zurück nach Niedersachsen bringen wollte. Unterwegs blieb dann das Auto liegen und sie entschieden sich, einen Notarzt zu rufen. Zwei Stunden später starb die Frau im Krankenhaus. Vieles, was die Ermittler zu wissen glauben, stammt aus der Aussage der Angeklagten Angelika W.: Nach früheren Ermittlerangaben, hatte sie ausgesagt, den Frauen auf Befehl von Wilfried W. Schmerzen zugefügt zu haben.

Der vorbestrafte Wilfried W. schweigt gegenüber der Polizei . Sein Anwalt hatte jedoch angekündigt, dass er vor Gericht aussagen werde. Sein Mandant bestreite, an der Folter der Frauen beteiligt gewesen zu sein, treibende Kraft sei Angelika W. gewesen.

Eine zentrale Aufgabe der Richter in Paderborn wird nun sein, dass Motiv für die Taten zu durchleuchten - falls dies überhaupt gelingen kann. Um den Schleier über dem gespenstischen Geschehen in dem Horror-Haus zu lüften, hat das Landgericht Paderborn zunächst Verhandlungstermine bis Ende Januar anberaumt. Möglicherweise werden sich die Richter aber noch deutlich mehr Zeit nehmen müssen.

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