Es wird immer heißer – und gefährlicher

Berlin/Saarbrücken · Der Wetterdienst warnt vor häufigeren Hitzewellen in Deutschland. Vor allem für Ältere steigt das Risiko durch den Klimawandel.

 Sonne satt – für Urlauber ein Traum. Aber mittelfristig eine Bedrohung, warnt der Deutsche Wetterdienst. Foto: dpa

Sonne satt – für Urlauber ein Traum. Aber mittelfristig eine Bedrohung, warnt der Deutsche Wetterdienst. Foto: dpa

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Dass der Klimawandel real ist, anders als es beispielsweise US-Präsident Donald Trump glaubt, wissen die Experten des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Sie verweisen auf ihre Daten: 2016 war zwar kein Wärme-Rekordjahr - Platzt acht in der seit 136 Jahren erfassten Temperaturzeitreihe. Aber die Hitze wird laut DWD immer mehr zur größten Gefahr für die Menschen. Auch in Deutschland. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zur Klimabilanz, die der Wetterdienst gestern vorstellte:

Wie war das Wetter im vergangenen Jahr in Deutschland?

Auch wenn es 2016 keine langanhaltende Hitzewelle wie im Sommer 2015 gab, so war es doch zu warm: Die Jahrestemperatur lag im Schnitt bei 9,5 Grad Celsius - und damit um 1,3 Grad über dem als Grundlage dienenden Temperaturmittel von 8,2 Grad aus den Jahren 1961 bis 1990. Geprägt wurde das vergangene Jahr allerdings durch ausgesprochen ungleich verteilte Niederschläge. So gab es im Januar und Februar Niederschlagsüberschüsse, im Frühjahr Defizite. Worauf dann wiederum extreme Starkregen folgten mit verheerenden Schäden, wie zum Beispiel Anfang Juni im niederbayerischen Simbach - und auch im Saarland, wo es besonders den Eppelborner Ortsteil Dirmingen hart traf.

Wie sind die Wetteraussichten?

Nicht gut. Der DWD rechnet damit, dass sich gefährliche Wetterlagen bis zum Jahr 2100 fast verdoppeln werden. Gleichzeitig wird die Zahl der Hitzewellen markant ansteigen, "in Süddeutschland voraussichtlich stärker als im Norden", sagte Paul Becker, Vize-Präsident des Wetterdienstes. "Bei den Hitzewellentagen gehen wir von einem Plus von rund 60 Prozent aus." Von Hitzewelle spricht man bei mehr als drei Tagen in Folge mit einer Höchsttemperatur von mindestens 30 Grad Celsius.

Gibt es regionale Wärme-Unterschiede?

Eindeutig ja. Berlin ist mit einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von 9,1 Grad Celsius das Wärmste unter allen 16 Ländern. Das Saarland liegt laut Wetterdienst im "oberen Drittel" der Rangliste. Am kältesten ist es demnach mit 7,5 Grad Celsius in Bayern. Spitzenreiter beim Sonnenschein ist Mecklenburg-Vorpommern mit 1648 Sonnenstunden, in NRW scheint sie mit 1440 Stunden am wenigsten. Die Jahresdurchschnittstemperaturen stiegen in Niedersachsen, Hamburg und Bremen, NRW, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und in Bayern zwischen 1881 und 2016 um 1,5 Grad, in Hessen um 1, 4 Grad. In Brandenburg und Berlin wurde es nur um 1,2 Grad wärmer.

Wie war Saarland-Wetter 2016?

Noch wärmer als bundesweit. Mit durchschnittlich 9,9 Grad Celsius lag das Saarland deutlich über dem Bundesschnitt von 9,5 Grad - und damit auf Platz fünf der wärmsten Bundesländer. Zwar war es nicht so warm wie im Rekordjahr 2015 mit 10,5 Grad. Aber laut Wetterdienst gehört das Saarland zu den Regionen in Deutschland, die den Klimawandel "am stärksten zu spüren bekommen".

Welche Gefahren birgt das Wetter?

Durch die Zunahme der Tage mit extremer Wärmebelastung erhöhen sich die Gesundheitsrisiken gerade für ältere Menschen. Und deren Zahl nimmt zu. Da es gleichzeitig noch mehr Menschen in die Städte zieht, und dort die Hitze besonders extrem ausfällt, wird auch ein großer Teil der Gesamtbevölkerung zunehmend unter der Wärme leiden. Laut DWD kamen von 1980 bis 2013 in Europa schätzungsweise 75 000 durch Hitzewellen ums Leben.

Zum Thema:

Neuer Hitze-Melder soll ältere Menschen warnen Mit einem neuen Hitzewarnsystem will der Wetterdienst vom 1. Juni an ältere Menschen und Bewohner in größeren Städten gesondert vor Hitze warnen. Das bisherige System auf Landkreis-Ebene soll damit ergänzt werden. Grund ist laut Wetterdienst die steigende Zahl älterer Menschen, die bei Hitze ein größeres gesundheitliches Risiko haben als jüngere. Und in Städten staue sich die Hitze oft, daher sind auch Städter eine Risikogruppe. Konkret will der Wetterdienst tausende Pflegeheime und Krankenhäuser direkt und möglichst frühzeitig über Hitzegefahren informieren. Ergänzt werden soll die direkte Information durch Warn-Newsletter und Apps. Auch Ärzte und Apotheker sollen informiert werden.

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