Eine Steuer für die Katz'

Berlin/Saarbrücken · Wer einen Hund hält, muss dafür Steuern zahlen. Wer eine Katze hält, nicht. Ob das anders werden muss, wird in der Republik gerade wieder debattiert. Der saarländische Tierschutzbeauftragter warnt vor Aktionismus.

 Was? Sollen bald Millionen Deutsche Steuern für ihre Katzen zahlen? Die Bundespolitik wiegelt ab – vorerst. Foto: dpa

Was? Sollen bald Millionen Deutsche Steuern für ihre Katzen zahlen? Die Bundespolitik wiegelt ab – vorerst. Foto: dpa

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Typ "Hund" oder "Katze"? Die Haustier-Vorliebe sagt angeblich viel über den Charakter eines Menschen aus - und kann zu handfestem Streit führen. Ist es nicht unfair, dass nur Hundebesitzer Steuern zahlen, wenn auch Katzen öffentliche Sandkästen als Klo nutzen? Eine Katzensteuer muss her! Oder?

Fast 13 Millionen Katzen halten die Deutschen, im Vergleich zu "nur" 7,9 Millionen Hunden. Kein Wunder, dass das Thema Katzensteuer Wellen schlägt. Aber der Reihe nach. Will die Politik jetzt die Katzensteuer einführen? Nein. Losgetreten hat die Debatte eine Äußerung des Bundessprechers der Grünen Jugend, Moritz Heuberger, der auf Anfrage der "FAZ" die Steuer nicht ablehnte, sondern sagte, man brauche dafür erst mal mehr Informationen. Die Partei stellte sofort klar: Berichte, man fordere eine Katzensteuer, seien "Quatsch".

Richtig ist aber: Deutschland hat mancherorts ein Katzenproblem. "In einzelnen Regionen Deutschlands haben sich Kolonien aus herrenlosen, wild lebenden Katzen entwickelt, weil Tiere ausgesetzt wurden oder entlaufen sind", sagt eine Sprecherin des Agrarministeriums. "Die Katzen erfahren ohne menschliche Obhut und Versorgung häufig Schmerzen, Leiden oder Schäden in teilweise erheblichem Ausmaß."

Aber nicht nur die Katzen selbst, auch ihre Beutetiere brauchen Schutz, sagt Torsten Reinwald vom Deutschen Jagdverband. Wenn man von zwei Millionen herrenlose Katzen in Deutschland ausgehe, dann fielen diesen pro Jahr etwa 14 Millionen Vögel zum Opfer. Nicht nur kranke, auch gesunde.

Eine Katzensteuer fordern die Jäger aber nicht. Das sei vielleicht eine Möglichkeit, aber Sache der Politik. Sie sprechen sich für eine flächendeckende Pflicht für Katzenhalter aus, ihre freilaufenden Haustiere registrieren und kastrieren zu lassen. Vorbild sei die Stadt Paderborn, wo man so eine Regelung früh eingeführt habe. Das sehen Tierschützer genau so. Etwa die Tierärztin Sophie Arnold von der Akademie für Tierschutz . Steuern für Tierhalter seien generell nur sinnvoll, wenn das Geld auch wieder für den Tierschutz ausgegeben würde.

Der Tierschutzbund begrüßt, dass inzwischen mehr als 430 Kommunen von ihrem Recht Gebrauch machen, das Kastrieren vorzuschreiben. Er spricht sich für eine deutschlandweite Regelung aus. Daraus wird aber vorerst nichts: Die Regierung hält so etwas für "unverhältnismäßig", da streunende Katzen nicht überall ein Problem seien.

Eine Katzensteuer oder gar Kastrationspflicht sei mindestens problematisch, aber in jedem Fall nicht der erste Schritt - sagt Hans-Friedrich Willimzik. Der Tierschutzbeauftragte des Saarlands kämpft indes seit drei Jahren für eine einheitliche Kennzeichnungspflicht. Er warnt vor Unwissenheit und Aktionismus in der Katzen-Debatte. Erst wenn alle Tiere registriert und gekennzeichnet seien, habe man überhaupt eine Kontrollmöglichkeit gegen herrenlose Tiere oder mangelnde Verantwortung durch Halter.

Will überhaupt einer die Katzensteuer, für deren Einführung Länder und Kommunen zuständig wären? Der Rheinische Landwirtschafts-Verband ist dafür: Die Steuer würde "langfristig bewirken, dass Bürger sich bewusster für eine Katze entscheiden und sie nicht einfach wieder aussetzen".

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