Polizei fasst im Eiltempo Eltern-Erpresser

Aachen · „Geld oder ihre Kinder sterben“ – so drohte ein 49-Jähriger 13 Eltern. Gestern stellte die Polizei den Verdächtigen.

(dpa/afp) Am Ende geht alles sehr schnell: Morgens geht die Polizei mit Fotos eines mutmaßlichen Eltern-Erpressers an die Öffentlichkeit. Viele Menschen rufen an, die ihn zu erkennen glauben. Am Mittwochnachmittag stehen Ermittler am Arbeitsplatz des 49 Jahre alten Mannes in Eschweiler bei Aachen. Der scheint nicht überrascht zu sein. "Anscheinend hatte er mit der Polizei gerechnet", sagte gestern ein Polizeisprecher.

Seit Mai vergangenen Jahres hat der Erpresser im Raum Aachen, Düren und Heinsberg sein Unwesen getrieben. Seine Briefe schickte er per Post, ausreichend frankiert: Die Eltern sollten zahlen, ansonsten werde er ihre Kinder töten, drohte er darin. Nach Polizeiangaben forderte er fünfstellige Geldbeträge. Die Eltern behielten die Nerven, zahlten nicht und gingen zur Polizei. Monatelang hielten sich die Ermittler bedeckt und gingen erst zum Schluss an die Öffentlichkeit. Nach einer Fahndung und einer hohen Zahl an Hinweisen konnten die Ermittler den mutmaßlichen Täter festnehmen. Mehrere betroffene Familien hatten eine Belohnung von insgesamt 1000 Euro für Hinweise ausgelobt, die zur Ergreifung des Täters führen.

Der erste Brief im Mai 2016 war der Beginn einer Serie von mindestens zwölf weiteren Briefen - alle adressiert an Opfer in der Großregion Aachen. Wie ernst war die Lage? Für die Familien zweifellos sehr ernst: "Die Verunsicherung war riesengroß", beschreibt Polizeisprecher Andreas Müller die Stimmungslage der Betroffenen im Nachhinein.

Spezialisten des Landeskriminalamtes kamen aber zu dem Schluss, dass da tendenziell ein Amateur am Werk gewesen sein muss. Opfer seiner Erpressungsversuche waren zwar auch Familien mit kleinen Kindern. Aber eben auch Paare mit erwachsenen Kindern und sogar ein kinderloses Paar. Der Täter hatte seine Opfer offenbar nicht gezielt ausgewählt. Die Polizei entschied sich gegen Personenschutz.

Der Erpresser gab immer denselben Ort für die Geldübergabe an: Ein von der Polizei nicht näher beschriebener Ort in Inden-Altdorf - nicht weit von Eschweiler, wo der Tatverdächtige arbeitet. Dieses unbedachte Vorgehen wurde ihm schließlich zum Verhängnis. Die Polizei installierte in dem Ort schließlich eine Foto-Falle. Die veröffentlichten Polizei-Bilder (siehe Foto links) zeigen einen dunkelhaarigen Mann in einem Overall, der mit einer Taschenlampe ins Gebüsch leuchtet und offensichtlich etwas sucht. Der Mann wurde später beobachtet, wie er mit einem schwarzen Roller wegfuhr.

Einen schwarzen Roller fanden die Ermittler dann auch am Arbeitsplatz des Tatverdächtigen. In seiner Wohnung stellten sie zudem mehrere Gegenstände sicher, darunter auch sein Handy. Jetzt beginnt die Feinarbeit nach Hinweisen, dass er der gefasste Mann auch tatsächlich der gesuchte Mann ist. Laut Polizei bestritt der Verdächtige, der zuvor nicht polizeilich in Erscheinung getreten sei, die Vorwürfe. Gegen ihn wurde ein Strafverfahren wegen Erpressung in insgesamt 13 Fällen eingeleitet.

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