Pannenhilfe für die Pannenhelfer

München · Nach den Fälschungen beim Autopreis „Gelber Engel“ brauchte der ADAC selbst Pannenhilfe. Eine Reaktion auf die tiefe Krise: die strengere Trennung von Hilfe und Geschäft. Doch der Reformweg ist noch länger.

Der ADAC arbeitet auf dem Weg aus der Krise weiter an seinem Umbau. "Diese Reform wird länger dauern", sagte der für Technik zuständige Vizepräsident des Autoclubs, Thomas Burkhardt, gestern in München bei der Vorstellung des Jahresberichts zur Pannenhilfe 2014. Bei der Straßenwacht sei aber schon viel passiert.

So habe man verschiedene Praktiken auf den Prüfstand gestellt und etwa Leistungsprämien für Straßenwachtfahrer gestoppt, die Batterien an Mitglieder weitergeben. Nun werde an der Frage gearbeitet, wie die Prämienzahlungen an die Fahrer künftig gestaltet werden können. "Die Pannenhelfer sollen ja nicht weniger Geld verdienen", sagte Burkhardt.

"Wir haben uns auf der Hauptversammlung 2014 ganz bewusst entschieden, strikt zwischen Geschäftsbereichen und Verein zu unterscheiden", ergänzte er. Nach dem Bekanntwerden von Fälschungen beim Autopreis "Gelber Engel" vor einem Jahr war der Autoclub in eine tiefe Krise gestürzt. Auch Kritik an der Pannenhilfe und an der als Ranking veröffentlichten Pannenstatistik wurde dabei laut.

Keine Vorzugsbehandlung

Unter anderem gab es den Vorwurf, der ADAC bevorzuge bei der Pannenhilfe Kunden bestimmter Hersteller, die ihre eigene Pannenhilfe - sogenannte Assistance-Dienste - vom ADAC abwickeln lassen. Das hat der ADAC bereits im vergangenen Jahr zurückgewiesen und wehrt sich weiter gegen solche Behauptungen.

So seien von den rund 3,9 Millionen Pannenhilfe-Einsätzen im Jahr 2014 etwa 170 000 solche Assistance-Leistungen gewesen. Das sei nicht zu Lasten der Mitglieder gegangen. Der ADAC habe diese Einsätze genauso behandelt wie diejenigen für eigene Mitglieder. Alle Betroffenen hätten im Durchschnitt 45 Minuten auf einen Helfer warten müssen, berichtete der zuständige Geschäftsführer Mahbod Asgari. In 85,4 Prozent der Fälle seien die Einsätze der "Gelben Engel" erfolgreich gewesen.

Insgesamt musste der ADAC im vergangenen Jahr angesichts des warmen Wetters und des milden Winters so selten ausrücken wie zuletzt 2009. Im Januar und Februar 2014 sei der Winter quasi ausgefallen. Im Vorjahr waren es noch 4,1 Millionen Einsätze gewesen. Allerdings waren mehr Mitarbeiter (1750) und Einsatzfahrzeuge (6830) auf den Straßen unterwegs. Auch im Saarland sank die Zahl um vier Prozent auf 58 000 Einsätze. "Die Zahl der Einsätze hängt auch vom Wetter ab, und der letzte Winter war sehr mild", erklärte Frank Finkler vom ADAC Saarland. Mit Abstand am häufigsten wurde der ADAC gerufen, weil die Batterie nicht mehr funktionierte. Das Problem konnte meist schnell mit einer Starthilfe gelöst werden.

Meinung:

Retter in strahlend Gelb

Von SZ-MitarbeiterRalf Müller

Wenn nach dem "Shitstorm" des vergangenen Jahres nur relativ wenige Mitglieder dem ADAC den Rücken kehrten, dann ist dies zweifellos das Verdienst der "Gelben Engel". Ein Autofahrer ist in der Regel im ADAC , damit ihm bei einer Panne schnell und wirksam geholfen wird. Der Pannendienst ist Markenzeichen, Kerngeschäft und Imageträger in einem und deshalb muss er gehegt und gepflegt werden. Der Verdacht, auch er könnte nicht frei sein von wirtschaftlichen Interessen, bedrohte die Existenz des Clubs mehr als die Schiebung bei den Preisverleihungen. Es musste schnell gehandelt werden: Jetzt bekommen die Pannenhelfer statt der Provision einen Leistungszuschlag. Und stehen wieder da, wie sie sein sollten: in strahlendem Gelb.

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