Völklinger Meeresfischzucht vor dem Ende?

Völklingen · Der Völklinger Meeresfischzucht geht das Geld aus. Nach dem Ausscheiden des Geschäftsführers Jochen Dahm scheint Interims-Geschäftsführer Wolfgang Bintz einen klaren Schnitt zu machen.

 Fische aus der Meeresfischzucht. Die Zukunft des Unternehmens ist ungewiss. Foto: Jenal

Fische aus der Meeresfischzucht. Die Zukunft des Unternehmens ist ungewiss. Foto: Jenal

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Er hat das Problem nur geerbt, will es offensichtlich aber nicht weiterführen: Völklingens Bürgermeister Wolfgang Bintz hat Informationen unserer Zeitung zufolge gestern den Stadtratsfraktionen das Aus für die Völklinger Meeresfischzucht angekündigt. Dies bestätigten mehrere Stadtratsmitglieder. Geplant ist demnach, noch in dieser Woche Insolvenz für die Fischzucht anzumelden. Auch Beteiligte aus dem Umfeld der Fischzucht bestätigten, dass solch ein Schritt ansteht. Bintz selbst war für eine Stellungnahme gestern nicht zu erreichen.

Von solch einem dramatischen Schritt wäre auch die Stadtwerke-Holding betroffen. Für die Holding sowie die Verkehrsbetriebe und die Gewerbeansiedlungsgesellschaft GAV strebt der Bürgermeister den Informationen zufolge ein Schutzschirmverfahren an. Bei diesem Verfahren wird eine Sanierung unter der bestehenden Geschäftsführung weitergeführt. Ihr wird ein Insolvenzverwalter sowie ein Sachwalter zur Seite gestellt, die die Sanierung begleiten.

In den vergangenen Tagen hatte Bintz sich SZ-Informationen zufolge fachlichen Rat von Insolvenzberatern geholt, um die Situation der Fischzucht zu analysieren. Im Raum standen mehrere Szenarien. Neben dem Aus für die Fischzucht gab es als Option auch noch eine Fortführung, für die dann allerdings neue Kredite der Saar-LB nötig gewesen wären. Verbunden mit entsprechenden Sicherheiten der Stadtwerke Holding. Die Holding allerdings hätte nach Informationen aus Aufsichtsratskreisen bereits Netz und Vertrieb der Stadtwerke an die Saar-LB verpfändet, um den erhöhten Finanzbedarf beim Bau der Fischzucht abzusichern. Weitere Schritte in dieser Richtung hätten zu erheblichen Verwerfungen im Stadtrat geführt: "Wir werden keinen weiteren Cent mehr für die Fischzucht genehmigen", hatte SPD-Fraktionschef Erik Kuhn schon vor der heutigen Sitzung klargestellt. "Das hieße, Perlen vor die Säue zu werfen."

Einzelne Stadträte werfen nicht nur dem früheren Geschäftsführer Jochen Dahm sondern auch Oberbürgermeister Klaus Lorig als Aufsichtsratschef Versäumnisse beim Betrieb der Fischzucht vor. So habe Dahm den Aufsichtsräten Zahlen der Fischzucht vorenthalten. Erst nach einer Klage von Seiten des Aufsichtsrats habe Dahm vor wenigen Wochen einen Wirtschaftsplan vorgelegt. Testierte Bilanzen für die Meeresfischzucht gibt es zuletzt für 2011.

Die Meeresfischzucht steht bereits seit längerem im Fokus der Kritik. Trotz hoher Qualität der in Völklingen gezüchteten Fische findet das Unternehmen nicht ausreichend Abnehmer. 200 Tonnen Fisch hätten in diesem Jahr abgesetzt werden sollen, gerade mal etwas mehr als ein Zehntel waren es. Drei Millionen Euro Verlust werde die Fischzucht in diesem Jahr machen, heißt es aus dem Aufsichtsrat. Würde sich der Absatz nicht deutlich verbessern, drohe im kommenden Jahr ein noch weit höheres Minus.

Auch vom Investor Ocean Swiss, der mit sechs Millionen Euro bei der Fischzucht einsteigen sollte, gibt es nichts Neues. Trotz mehrfacher Anfrage will der sich nicht mehr äußern.

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