Millionengrab Fischzucht

Völklingen · Die Meeresfischzucht in Völklingen wird das Jahr mit hohem Verlust abschließen. Das geht Aufsichtsratskreisen zufolge aus dem Entwurf des Wirtschaftsplans hervor, den Geschäftsführer Jochen Dahm vorgelegt hat.

 Seit Mitte April gibt es Fisch aus der Zucht in Völklingen. Doch der Absatz muss noch kräftig gesteigert werden. Foto: Becker & Bredel

Seit Mitte April gibt es Fisch aus der Zucht in Völklingen. Doch der Absatz muss noch kräftig gesteigert werden. Foto: Becker & Bredel

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Joc hen Dahm, Chef der Völklinger Stadtwerke , ist ein Optimist: "Ich glaube weiter an die Fischzucht und bin überzeugt, dass sie ein Erfolg wird", sagte Dahm, auch Geschäftsführer der Meeresfischzucht Völklingen (MFV). Bisher jedoch sieht es bei der Fischzucht weniger optimistisch aus. Drei Millionen Euro Verlust sieht offenbar der vertrauliche Wirtschaftsplan vor, den Dahm diese Woche nach längerem Drängen dem Aufsichtsrat der Fischzucht vorgelegt hat. Und auch der Absatz liege noch deutlich unter Plan, hieß es aus Aufsichtsratskreis en.

Den Angaben der Aufsichtsräte zufolge sollen noch in diesem Jahr 200 Tonnen Fisch aus Völklingen in den Läden landen. Selbst dann müsse mit voraussichtlich drei Millionen Euro Verlust gerechnet werden. Das "Fischmagazin" aus Hamburg rechnet vor, dass dies bei einem Verkaufspreis von durchschnittlich zehn Euro pro Kilo Dorade und Wolfsbarsch noch immer ein Verlust von 15 Euro pro Kilo wäre, die sich unterm Strich niederschlagen. Doch selbst die 200 Tonnen sind noch nicht in Sicht. Seit Mitte April läuft der Verkauf, bisher aber, so ein Aufsichtsratsmitglied, seien gerade mal 20 Tonnen abgesetzt worden. Um das Ziel noch zu erreichen, müssten demnach bis Jahresende rund 13 Tonnen pro Woche abgesetzt werden.

Trotz des hohen Verlusts in diesem Jahr lässt Dahm sich nicht beirren. "Das sind Anlaufverluste, die jetzt auch wegen der verschiedenen Verzögerungen höher ausgefallen sind. Im nächsten Jahr werden die Kosten nicht mehr so hoch sein. Wir werden dann in der Lage sein, die Verluste zurückzuführen und Gewinn zu machen", sagte er.

Einige Aufsichtsratsmitglieder sind weniger zuversichtlich. Die Kosten für Strom, Personal, den Betrieb der Anlagen sowie für das Futter würden auch weiter auflaufen, hieß es. "Und wenn selbst bei einem Absatz von 200 Tonnen schon drei Millionen Euro Verlust anfallen, müsste ja noch deutlich mehr abgesetzt werden", sagte ein Aufsichtsrat. Realistisch müsste die Fischzucht also den Verkauf von 400 Tonnen anpeilen. "Angesichts der bisherigen Zahlen scheint das völlig utopisch", so der Aufsichtsrat.

Weder Dahm noch Völklingens Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU ) wollten sich gestern im Detail zu den Zahlen des Wirtschaftsplans äußern: "Das sind Dinge, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind", sagte Lorig. "Wer solche Zahlen nach außen trägt, tut das, um dem Unternehmen zu schaden."

Die Veröffentlichung der Zahlen kommt tatsächlich ungelegen. Dahm ist nämlich guter Hoffnung, 51 Prozent der Fischzucht an die Schweizer Firma Ocean Swiss verkaufen zu können. Sechs Millionen Euro soll der Investor für die Anteile bezahlen, hieß es aus dem Aufsichtsrat. 1,5 Millionen Euro seien schon vorab als Kredit geflossen - verzinst zu vier Prozent -, um dem Unternehmen aus Liquiditätsengpässen zu helfen. Tatsächlich fließen sollen dem Aufsichtsrat zufolge nur noch 3,5 Millionen Euro . Eine Million werde dem Investor als Vorausausschüttung zukünftiger Gewinne gutgeschrieben. Die sollen später verrechnet werden - wenn die Fischzucht Gewinn macht.

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