Ärger mit Privatbahn Vlexx: Fahrgastverband fordert Entschädigungen

Saarbrücken/Worms · Der Ärger bei den Fahrgästen ist groß, weil die Privatbahn Vlexx seit dem Fahrplanwechsel viele Verbindungen nicht bedienen kann. Aber auch die Deutsche Bahn scheint mit ihrem neuen Zug Süwex Probleme zu haben.

 Die Privatbahn Vlexx hat in der Region mit erheblichen Problemen zu kämpfen. Foto: Dietze

Die Privatbahn Vlexx hat in der Region mit erheblichen Problemen zu kämpfen. Foto: Dietze

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Im Saarland scheint es einigermaßen zu laufen mit der der Privatbahn Vlexx, die seit 14. Dezember mit einem Regionalexpress die Strecke zwischen Saarbrücken und Frankfurt bedient - auch wenn es am Freitag wieder zu Verspätungen von mehr als 20 Minuten kam. Aber in Rheinland-Pfalz hakt es an vielen Stellen. Im Hunsrück fahren Busse statt Züge. Die Verbindungen auf der Rhein- beziehungsweise Main-Schiene von Koblenz bis Worms sind nach Angaben von Vlexx komplett gestrichen. Auch zwischen Mainz und Kirchheimbolanden gibt es erhebliche Probleme.

Inzwischen hat der Fahrgastverband Pro Bahn Entschädigungen gefordert. Dies betreffe vor allem Zeitkarteninhaber, teilte der Verband am Freitag in Worms mit. "Die bestehenden Regelungen reichen hier nicht aus." Den Betriebsstart zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember bezeichnete Pro Bahn als "Riesenpeinlichkeit". Es sei ein erheblicher Imageschaden für das Verkehrsmittel Bahn entstanden, erklärte der Landesvorsitzende Sebastian Knopf.

Pro-Bahn-Chef Knopf kritisierte die Informationspolitik des Unternehmens. "Die Fahrgäste standen ahnungslos an den Bahnhöfen und kamen nicht zur Arbeit, die Kinder nicht zur Schule." Er rief die Fahrgäste auf, Erstattungsansprüche an Vlexx zu stellen.

Die Besteller der Fahrdienstleistungen reagieren mittlerweile verärgert. Im Nachbarland ist das der Zweckverband SPNV Rheinland-Pfalz Süd in Kaiserslautern und im Saarland das Wirtschaftsministerium. Die Fahrleistungen würden nicht im Voraus bezahlt, sagte ein Ministeriumssprecher. Daher habe das Land alle Strafmöglichkeiten in der Hand, die der Vertrag vorsieht. Ein Sprecher des SPNV machte bereits deutlich, dass ausgefallene Züge nicht bezahlt würden und die Vertragsstrafen komplett erhoben würden.

Die Regionalstrecke zwischen Koblenz, Saarbrücken und Mannheim wird seit dem Fahrplanwechsel von der Deutschen Bahn mit einem neuen Zug bedient, der unter Süwex firmiert. Auch hier gab es am Anfang Schwierigkeiten. So beklagte sich ein SZ-Leser, der nach Mannheim wollte, dass es am Montag am Bahnhof Bous morgens kurz vor 6 Uhr zu einer Verspätung von einer Stunde wegen Problemen im Betriebsablauf gekommen sei. Am Mittwoch sei der Zug 45 Minuten später angekommen. Ihm sei gesagt worden, dass die Beseitigung der "Kinderkrankheiten " noch drei Wochen andauern könnte. Die Bahn bestätigte die Verspätungen. Grund seien "technische Störungen an den neuen Zügen, die ärgerliche Einzelfälle darstellen und im Anschluss an die jeweiligen Zugfahrten vom Fahrzeug-Hersteller beseitigt wurden", so eine Bahn-Sprecherin. Inzwischen sei auf der Strecke weitgehend Normalität eingekehr t.

Meinung:
Mit der Hand an der Notbremse

Von SZ-RedakteurLothar Warscheid

Dass es bei einem komplett ne uen Zug, den die Deutsche Bahn seit einer Woche in der Region einsetzt, zu Problemen kommen kann, ist verständlich. In solchen Fällen gibt es immer Kinderkrankheiten , zumal dieser Systemwechsel eine hochkomplexe Angelegenheit war. Außerdem werden die Zeiträume zwischen der Bestellung der Fahrkilometer durch die Bundesländer und dem Zeitpunkt der Erfüllung immer kürzer. Der Zeitdruck ist groß und Fehler daher absehbar. Bei der Privatbahn Vlexx sieht die Sache anders aus. Deren Züge haben sich im Alltag bereits bewährt. Hier haben einige Leute bei der Ausschreibung wohl den Mund zu voll genommen. Wenn Vlexx die Probleme nicht in den Griff bekommt, müssen die Besteller die Notbremse ziehen und womöglich wieder die Deutsche Bahn beauftragen.

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