Sorge um Hydac-Leiharbeiter

Saarbrücken/Sulzbach · Es solle kein Arbeitsplatz bei Hydac gekündigt werden, hieß es direkt nach der Brandkatastrophe. Für Leiharbeiter scheint das nicht zu gelten. Sie müssen um ihre Jobs bangen, so die Gewerkschaft IG Metall.

 Die Brand-Ruine der Hydac in Sulzbach. Die Produktions-Mitarbeiter sollen nun auf andere Werke verteilt werden. Foto: bub

Die Brand-Ruine der Hydac in Sulzbach. Die Produktions-Mitarbeiter sollen nun auf andere Werke verteilt werden. Foto: bub

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Erst kam die Erleichterung, dann der Schock. Am Mittwoch teilte das Hydac-Management noch mit, dass trotz der Brandkatastrophe bei Hydac Technology in Sulzbach keiner seinen Job verlieren soll. Doch schon wenig später stellten die Leiharbeiter fest, dass sie damit nicht gemeint waren. "Die Aussage bezog sich auf Hydac-Mitarbeiter", heißt es aus der Personalabteilung. "Leiharbeiter haben in dem Sinne ja keinen Vertrag mit der Hydac."

Die IG Metall fürchtet nun, dass nicht nur die 50 Leiharbeiter bei Hydac Technology gefährdet sind. "Insgesamt sind rund 200 Leiharbeiter bei den anderen Hydac-Firmen beschäftigt", sagt Michael Knopp von der IG Metall Saarbrücken. Angesichts des Plans, die Technology-Mitarbeiter auf andere Hydac-Werke zu verteilen, fürchtet er, dass auch diese jetzt ihre Jobs verlieren könnten. "Letztlich landen die dann bei der Arbeitsagentur", sagt Knopp. Auch die befristet Beschäftigten könnten sich nicht entspannen, sagt Knopp. Bei ihnen würde noch geprüft, ob ihre Verträge verlängert werden. Insgesamt waren in dem Werk nach Angaben der Gewerkschaft 400 Mitarbeiter beschäftigt. Laut dem letzten vorliegenden Geschäftsbericht arbeiten davon rund 150 in der Verwaltung und rund 200 in der Produktion. Der Rest waren Leiharbeiter.

Für die Mitarbeiter, die gestern zur Informationsveranstaltung des Unternehmens ins Bürgerhaus nach Dudweiler gekommen waren, ging es neben der weiteren Zukunft aber auch um die Frage, was in den nächsten Tagen und Wochen passiert. Viele waren in Urlaub, als im Sulzbacher Werk der Brand ausbrach. Vorerst ging es darum, die Mitarbeiter über die organisatorischen Abläufe zu informieren. Handy-Nummern wurden eingesammelt, um die Beschäftigten, die vorerst zu Hause bleiben sollen, bei Bedarf zu aktivieren. Auch konnte jeder angeben, welche privaten Gegenstände noch in den Hallen oder Spinden waren. Ob sie mit verbrannt sind, ist noch nicht zu klären - noch kann der Brandort nicht betreten werden.

Die Lohnzahlungen für August seien gesichert, sagt Gewerkschafter Knopp, wie allerdings die Lohnzahlungen der kommenden Monate geregelt würden, sei noch offen. Aktuell prüfe das Unternehmen, ob die Brandversicherung auch die Lohnausfälle übernehme. Sollte das nicht der Fall sein, wäre auch Kurzarbeit Null möglich, sagt der Gewerkschafter . Zu diesem Thema habe es bereits ein Treffen mit Gewerkschaft, Betriebsrat, Wirtschaftsministerium und der Arbeitsagentur gegeben. Das Unternehmen selbst wollte zur aktuellen Lage nicht mehr Stellung nehmen.

Die Mitarbeiter, so hieß es gestern am Rande der Informationsveranstaltung sollten nun innerhalb des Konzerns verteilt werden. Für die Verwaltung werde ein neues Gebäude gesucht, bei den Produktionsmitarbeitern würden Profile erstellt, in welchen Bereichen sie am sinnvollsten eingesetzt werden könnten.

Angesichts der abgebrannten Produktion liefen nun bereits Gespräche mit Kunden und Lieferanten, wie der aktuelle Engpass abgefangen werden könne, hieß es. Ein Teil der Herstellung könne auch in Schwester-Firmen in China und den USA ausgelagert werden - dafür würden nun Mitarbeiter gesucht, die bereit seien, für eine gewisse Zeit in den Übersee-Werken auszuhelfen. Ansonsten hatte das Management bereits Mittwoch bekannt gegeben, man gehe von einem Wiederaufbau der Anlagen innerhalb von sechs bis neun Monaten aus.

Meinung:
Reden ist Gold

Von SZ-Redakteur Joachim Wollschläger

In PR-Seminaren ist es eine Grundregel: In der Krise darf die Kommunikation nicht abbrechen. Genau das allerdings passiert jetzt bei der Hydac. Kaum sind die letzten Glutnester gelöscht, macht das Unternehmen dicht und hört auf zu kommunizieren. Ein Fehler. Denn nicht nur die Mitarbeiter sind verunsichert, sondern auch Anwohner, Partnerfirmen, Freunde und Verwandte. Wie geht es weiter? Ein "Wir wissen es noch nicht", ist allemal besser als "Kein Kommentar". Und dann der Kommunikations-GAU. Das Unternehmen garantiert alle Arbeitsplätze - um dann die Leiharbeiter abzumelden. Das hätte schon Mittwoch offen gesagt werden müssen. Wenn Hydac nicht ganz schnell eine Kehrtwende bei der Kommunikation macht, gibt es neben dem Brand-Schaden auch noch einen schlimmen Image-Schaden.

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