Hamba produziert wieder

Saarbrücken · Zeitweise sah es so aus, als ob das saarländische Traditionsunternehmen Hamba zu einer reinen Ingenieur-Gesellschaft schrumpft. Doch jetzt werden in Saarbrücken wieder Abfüll-Anlagen produziert.

 Weltneuheit: Bei der Neuentwicklung ist ein Formatwechsel in wenigen Minuten möglich. Foto: Hamba

Weltneuheit: Bei der Neuentwicklung ist ein Formatwechsel in wenigen Minuten möglich. Foto: Hamba

Foto: Hamba

Harte Zeiten haben die Mitarbeiter des Anlagenbauers Hamba in den vergangenen fast 15 Jahren mitgemacht. Drei Besitzerwechsel hat das Unternehmen erlebt, der Standort wurde von Neunkirchen nach Saarbrücken verlegt, mehrere Entlassungswellen schrumpften das Personal von ursprünglich 290 erst auf knapp über 100 dann auf rund 75. "In der kleinsten Mannschaft arbeiteten nur noch 50 Mitarbeiter bei Hamba", sagt Lothar Vogel, der gemeinsam mit Heinrich Sielemann das Unternehmen führt. Jetzt aber gehe es wieder aufwärts, sagen die beiden Manager. Hamba sei gesundet und wachse wieder.

2007 hatte die Oystar-Gruppe das Unternehmen von der Bavaria Industriekapital AG übernommen. Die Firma, die noch ihren Sitz in Neunkirchen hatte, war damals in akuter Schieflage. Mit dem Umzug nach Saarbrücken im Jahr 2009 und noch einmal starken Einschnitten bei der Mannschaft wurde Hamba vorerst zu einer reinen Service-Gesellschaft. Das Konzept damals: Hamba Saarbrücken übernimmt vornehmlich als Ingenieurgesellschaft Entwicklung und Wartung, gebaut wird bei einer Schwester-Gesellschaft in der Oystar-Gruppe. "Wir haben die bestehenden Maschinen im Markt gewartet, gepflegt und auf den neuesten Stand gebracht", sagt Sielemann. Mehr war mit der kleinen Mannschaft nicht drin. Trotzdem drängten die Kunden darauf, dass das Saarbrücker Team auch wieder neue Maschinen baut. "Wir hatten einen hervorragenden Ruf, das hat uns geholfen" sagt Vogel. 2010 sind in Folge wieder erste neue Maschinen in Saarbrücken entstanden.

Hamba ist spezialisiert auf Abfüll-Anlagen, mit denen verschiedenste Produkte - von Joghurt über Margarine bis hin zu Fruchtdrinks - in Becher abgefüllt und verschlossen werden können. Während im unteren Preissegment ein harter Wettbewerb herrscht, gibt es gerade im Spitzenbereich kaum Konkurrenten. "Produktion unter hoch hygienischen Bedingungen beherrscht kaum ein anderer Hersteller", sagt Vogel.

2012 kam die Wende, sagt Sielemann: "Wir haben ein Wachstumskonzept entwickelt, das unter anderem vorsah, die Produktion wieder komplett nach Saarbrücken zurückzuholen." Mit dem neuen Angebot - Hamba hat im Rahmen des Konzepts das Maschinen-Portfolio deutlich ausgeweitet - kamen immer mehr Kunden zurück. Und damit der Umsatz: "Unsere Absatzzahlen haben sich seit damals verdreifacht", sagt Vogel. Zahlen gibt das Unternehmen nicht bekannt - 2012 hat Hamba Filltec laut Bundesanzeiger aber noch 1,4 Millionen Euro Verlust gemacht.

Auch die Belegschaft hat Hamba wieder aufgestockt. Mittlerweile arbeiten 70 feste Mitarbeiter in Saarbrücken , in Spitzenzeiten helfen bis zu zehn Leiharbeiter aus.

Acht Maschinen hat Hamba im vergangenen Jahr ausgeliefert. Dabei variieren die Preise für eine Anlage zwischen einer halben und fast fünf Millionen Euro. Zwar greift Hamba bei der Konstruktion je nach Produkt auf vier Standard-Plattformen zurück, trotzdem ist jede Anlage ein Einzelstück: "Trotz einer gewissen Standardisierung werden die Produktionsanlagen sehr individuell geplant", sagt Sielemann.

Einen weiteren Umsatzschub soll nun eine Neuentwicklung bringen, die einen besonders schnellen Produktwechsel ermöglicht. Statt zwei Stunden steht diese Maschine nur noch 15 Minuten still, wenn bei der Abfüllung das Becherformat geändert wird: "Das ist eine Weltneuheit", sagt Sielemann. Und die soll dann auch vor allem außerhalb Europas punkten. Wachstum, sagt Sielemann, finde nämlich vor allem in Amerika und Asien statt. "In Europa gibt es vor allem Service- und Ersatzmaschinen-Geschäft."

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