Der Strompreis wackelt

Saarbrücken · Anfang kommenden Jahres senken zahlreiche Stromversorger die Preise. Bis zu 35 Euro können Familienhaushalte im Bundesschnitt pro Jahr sparen. Auch im Saarland zahlen viele Stromkunden künftig weniger.

Viele Stromkunden erhalten erfreuliche Vorweihnachtspost. Nach 14 Jahren mit im Bundesschnitt regelmäßig steigenden Rechnungen senken viele deutsche Stromversorger Anfang 2015 erstmals wieder die Preise. Damit geben sie die deutlichen Preissenkungen von der Strombörse an die Verbraucher weiter. Die meisten Kunden haben allerdings keinen Grund zum Jubeln. Mit rund 200 der insgesamt 850 Grundversorger in Deutschland verlangt nur ein Viertel weniger Geld.

Nach Angaben des Preisvergleichsportals Check24 haben Unternehmen zum Jahresbeginn durchschnittliche Preissenkungen von 2,4 Prozent angekündigt - darunter große Versorger wie die Stadtwerke München . Die Marktführer Eon, RWE und Vattenfall halten sich derweil zurück - sie halten die Preise stabil, rechnen noch oder haben sich nicht entschieden. Von den "Großen Vier" der Branche beteiligt sich nur EnBW am Preissenkungsreigen - und das mit bescheidenen 1,4 Prozent.

Im Saarland verbreitet die KEW Neunkirchen gute Nachrichten zum Jahreswechsel. Eine Familie mit einem Durchschnittsverbrauch von 3500 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr spart künftig rund 2,7 Prozent, sagt Prokurist Marcel Dubois. Bislang zahlte sie einschließlich der Grundgebühr 1021,50 Euro . Im kommenden Jahr kostet sie der Strom nur noch 993,50 Euro - also 28 Euro weniger. In der gleichen Preisspanne sparen Singlehaushalte. "50 000 Kunden profitieren von der Preissenkung", sagt Dubois.

Ein bisschen magerer fällt die Ausbeute bei Energis aus. Zum 1. März sinken die Preise in allen Tarifen um durchschnittlich ein Prozent, kündigt Unternehmenssprecher Michael L'huillier an. Der monatliche Grundpreis steige zwar um 0,63 Euro an, dafür sinke der Preis für verbrauchten Strom um 0,45 Cent pro Kilowattstunde. "Für einen Haushalt mit einem Verbrauch von 4000 kWh im Jahr bedeutet das eine Entlastung von 10,44 Euro ", erklärt L'huillier. Auch die Stadtwerke Merzig heben die Grundpreise an, senken aber die Preise pro Kilowattstunde. Für Single-Haushalte mit einem Verbrauch von 2000 kWh bleiben die Kosten nach den Tariflisten stabil. Familien mit einem Verbrauch von 3500 kWh zahlen künftig 1068 Euro , sechs Euro weniger als in diesem Jahr.

Während Energie-Saar-Lor-Lux-Marketingleiter Stefan Eichacker vorsichtig von "positiven Indikatoren für eine Preissenkung" spricht, wollen die Stadtwerke in Völklingen keine Tendenz preisgeben. Gegen günstigere Konditionen haben sich die Stadtwerke St. Wendel, Dillingen, Lebach und Bexbach entschieden. "Die Betreiber der Übertragungsnetze haben die Entgelte um mehr als 30 Prozent angehoben haben", argumentiert der St. Wendeler Geschäftsführer Dietmar Bauer.

Einige regionale Versorger erhöhen sogar die Preise. So haben die Stadtwerke St. Ingbert zum 1. September ihre Tarife angehoben. Für 3500 kWh verlangen sie 2,1 Prozent mehr (1018 Euro ). Die Stadtwerke Sulzbach erhöhen ihre Preise für diese Verbrauchsmenge zum Jahresbeginn um 2,4 Prozent (1130 Euro ).

Meinung:

Zu großer Tarif-Wirrwarr

Von SZ-RedaktionsmitgliedRuth Fehr

Willkommen im Stromdschungel. Als Tohuwabohu präsentiert sich die Branche. Einige Unternehmen geben gefallene Einkaufspreise und die gesunkene Ökostrom-Abgabe weiter und drücken ihre Tarife - zur Freude der Kunden . Andere Versorger halten die Preise konstant oder erhöhen sie sogar. Pech gehabt, lieber Kunde? Nicht unbedingt. Die Nachlässe sind teils gering und wirken sich nicht auf jeden Tarif aus. Ein Anbieterwechsel kann sich viel positiver auf die Haushaltskasse auswirken. Wer sparen will, muss vergleichen. Im Dschungel. Die Branche braucht vor allem mehr Transparenz.

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