Saar-Einzelhandel stellt sich gegen Maut

Saarbrücken · Das Weltmeisterschafts-Jahr ist für den Handel gut gelaufen. Doch mit der Maut droht ein unkalkulierbares Risiko. Weil nicht klar ist, ob die französische Kundschaft ausbleibt, ist der Saar-Handel alarmiert.

Der saarländische Einzelhandel stellt sich klar gegen die Mautpläne der Bundesregierung. Die geplante Straßengebühr würde gerade den kleinen Grenzverkehr belasten, der dem saarländischen Einzelhandel viele Kunden aus Frankreich zuführt. "Die Einführung der Maut gefährdet Arbeitsplätze im Handel", sagte Hans E. Agostini, Präsident des Einzelhandelsverbandes, gestern in Saarbrücken . "Anstrengungen, mehr Besucher in unser Land zu bringen, werden durch die Mauteinführung konterkariert." Ale Beleg führt er an, dass knapp acht Prozent der Kunden des Saar-Handels aus Frankreich kommen, 3,3 Prozent wiederum aus Luxemburg. Zusammen seien diese für fast zwölf Prozent des Umsatzes verantwortlich. Der Einzelhandelsverband Saar plädiert deshalb dafür, im Saarland eine Korridorlösung zu schaffen, bei der beispielsweise die Hauptverkehrsadern A6, A620 und A8 von der Maut befreit bleiben.

Beim Rückblick auf 2014 spricht Agostini von einem insgesamt guten Jahr. Der Umsatzzuwachs der saarländischen Einzelhändler lag mit 2,4 Prozent noch über dem Bundesschnitt von 1,5 Prozent. Gewinner im vergangenen Jahr sei der Bereich der Kommunikations- und Informationstechnik gewesen, was vor allem der Fußball-Weltmeisterschaft geschuldet sei, zu der sich zahlreiche Kunden neue Fernseher angeschafft hätten. Gut entwickelt hätten sich aber auch die Warengruppen Textil, Bekleidung, Schuh- und Lederwaren mit einem Umsatzplus von fünf Prozent, sowie die Kosmetikbranche , die ein Plus von über neun Prozent verzeichnete. "Insgesamt muss man sagen, das man nur von einer Firmenkonjunktur, nicht von einer Branchenkonjunktur sprechen kann", sagte Agostini. Auch regional gebe es starke Unterschiede im Land. Während Saarbrücken sich weiter gut entwickle, gebe es Gegenden mit einem deutlichen Rückgang. "Hier sind alle Akteure - Wirtschaftsförderung, Handel, Kommunen, Immobilienbesitzer - gefragt, neue Konzepte zu entwickeln und zu verfolgen", sagte Agostini.

Die Stimmung im Handel bleibt insgesamt gut: 36,3 Prozent der Unternehmen erwarten in diesem Jahr eine Umsatzsteigerung, 52,5 Prozent gehen zumindest von gleichbleibenden Umsätzen aus. Und 21,7 Prozent der Unternehmen wollen in diesem Jahr weitere Mitarbeiter einstellen, während nur 8,5 Prozent reduzieren wollen.

Schwierig stellt sich aus Sicht des Verbandes die Ausbildungssituation dar. Mit 686 Ausbildungsverträgen seien 2014 deutlich weniger Verträge geschlossen worden als im Vorjahr (750). Als Handlungsfeld gelte es deshalb, die Ausbildung noch attraktiver zu gestalten und vor allem die Aufstiegschancen zu verbessern.

Das Internet betrachtet Agostini weiterhin nicht als Bedrohung. Dieses sei ebenso wie der frühere Versandhandel eine Parallelstruktur zum stationären Handel. Klar sei aber, dass mehr Händler diesen zusätzlichen Vertriebsweg nutzen sollten.

Meinung:
Wichtige Grenzgänger

Von SZ-Redakteur Joachim Wollschläger

Der Handelsverband hat durchaus recht, wenn er vor unkalkulierbaren Risiken durch die Maut warnt. Man braucht nur an einem Wochentag durch Saarbrücken zu laufen, um die Bedeutung der französischen Kundschaft abschätzen zu können. Wer aber für den Einkaufsbummel im Saarland erst einmal ein hoch zweistelliges Eintrittsgeld in Form einer Vignette zahlen muss, wird sich vielleicht doch für einen Einkauf in Metz entscheiden, wo gerade neue Einkaufszentren entstehen. Gerade im Grenzverkehr wäre es daher sinnvoll, die Maut-Regeln zu lockern. Der Saar-Handel könnte sonst zum Verlierer der Straßenverkehrsabgabe werden.

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