Handwerk legt zu, außer beim Nachwuchs

Saarbrücken · Die saarländischen Handwerksbetriebe können nicht klagen: Hohe Nachfrage nach ihren Leistungen, gute Auslastung, bessere Umsätze und eine weitgehend stabile Beschäftigungsentwicklung. Das ist das Ergebnis der Herbstumfrage der Handwerkskammer unter rund 9000 Betrieben.

Bernd Wegner , seit Ende Juni 2014 oberster Saar-Handwerker als Kammer-Präsident, hatte gestern bei seinem ersten Auftritt vor den Medien in Sachen Konjunktur nur Gutes zu verkünden: "Das saarländische Handwerk hat entgegen dem gesamtwirtschaftlichen Konjunkturtrend seine Dynamik beibehalten. Wichtige Indikatoren haben sich positiv entwickelt und das Saar-Handwerk schaut optimistisch nach vorne."

Für 2014 erwartet der Wirtschaftszweig mit 11 800 Betrieben und aktuell 63 300 Beschäftigten - davon 5800 Auszubildende - einen zweiprozentigen Umsatzzuwachs gegenüber 2013 auf 5,2 Milliarden Euro. So richtig zu klagen hat kaum ein Handwerksbetrieb: Über 80 Prozent der Befragten beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage mit "gut" oder "befriedigend". Die Auslastung der Betriebe lag bei 79 Prozent. Der Anteil der Handwerksbetriebe mit einer Auslastung von über 90 Prozent - was de facto einer Vollauslastung gleichkommt - stieg gegenüber dem Herbst 2013 sogar um drei Punkte auf 32 Prozent.

Dabei gibt es einige Branchen, in denen es besonders brummt. Die Bauhandwerke haben alle Hände voll zu tun, besonders die Ausbaugewerke legten noch weiter zu - wohl auch eine Folge der anhaltenden Sanierungswelle im Immobilienbestand und der energetischen Aufrüstung. Große Zufriedenheit auch bei Handwerken des gewerblichen Bedarfs, auch Kfz-Betriebe berichten von positiver Umsatzentwicklung.

Bei den vom Konsum abhängigen Handwerkern gab es zufriedene Gesichter bei den Nahrungsmittelhandwerkern. Aber auch Friseure, Fotografen, Gesundheitshandwerker oder Kosmetiker sind derzeit gut beschäftigt. Zwar will die Mehrzahl der Betriebe ihre Beschäftigtenzahl nicht verändern, "doch deutet sich bei der Beschäftigtenentwicklung eine leichte Abschwächung an", so HWK-Hauptgeschäftsführer Georg Brenner. Mit ein Grund dafür seien gestiegene Produktivität und neue Strukturen.

Das Dauer-Sorgenkind des Handwerks sind weiterhin Nachwuchs und Facharbeiter. Die Saar-HWK sieht in den Migranten ein noch nicht gehobenes Potenzial an möglichen Fachkräften. Man führe Gespräch mit der Landesaufnahmestelle Lebach und will in Kürze dort "vor Ort" auf die Suche nach handwerklich ausgebildeten Migranten gehen. "Wir wollen dieses Potenzial in unserem Land nicht ungenutzt lassen. Da sind hoch motivierte Menschen dabei. So arbeiten wir etwa auch schon mit türkischen Verbänden zusammen", so Brenner. Bei den Fachkräften klemmt es ziemlich etwa bei Klempnern, Heizungs- und Klimatechnikern oder Hörgeräteakustikern. Wegner: "Wenn einer fünf Monate auf einen Klempner warten muss, dann werden auch dessen Dienstleistungen teurer."

Die schon länger angelaufene Suche nach Ausbildungswilligen in Lothringen zeige trotz 20 Prozent Jugendarbeitslosigkeit im angrenzenden Département kaum Erfolg, weil viele Jugendliche von dort sich nicht in das deutsche System integrieren wollen. Das gehe aber nicht nur dem Saarland so, sagt Brenner: "Baden-Württemberg hat das gleiche Problem mit dem Elsass gegenüber. Wir brauchen einen europäischen Ausbildungsmarkt. Der ist aber noch in weiter Ferne."

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