Neue Halberg Guss kauft in Südafrika zu

Saarbrücken · Der Saarbrücker Fahrzeugzulieferer Neue Halberg Guss will seine Abhängigkeit von der Auto-Sparte deutlich senken und stattdessen verstärkt Motorblöcke für Nutzfahrzeuge fertigen. Diesem Ziel soll auch der Zukauf in Südafrika dienen.

 Der technische Werkleiter Pieter du Plessis (l.) und NHG-Geschäftsführer André Masuhr in der Gießerei nahe Kapstadt. Foto: NHG

Der technische Werkleiter Pieter du Plessis (l.) und NHG-Geschäftsführer André Masuhr in der Gießerei nahe Kapstadt. Foto: NHG

Foto: NHG

Der Saarbrücker Autozulieferer Neue Halberg Guss (NHG) übernimmt vom Daimler-Konzern heute die Gießerei Atlantis Foundries (AF) in Südafrika. Das kündigte der Vorsitzende der NHG-Geschäftsführung, Matthias Bayer , gegenüber unserer Zeitung an. Bei AF werden seit 1979 Motorblöcke für Nutzfahrzeuge gegossen. Über den Kaufpreis haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart. NHG habe nach langwierigen Verhandlungen unter mehreren Wettbewerbern den Zuschlag erhalten.

An der AF-Struktur werde sich nichts ändern, versichert Bayer . Daimler bleibe mit einem Auftragsanteil von 75 Prozent der wichtigste Kunde der Gießerei, die 50 Kilometer nördlich von Kapstadt liegt. Es sei ein Liefervertrag über mehrere Jahre abgeschlossen worden. Die Entscheidung, AF zu verkaufen, sei Teil der Daimler-Strategie. Diese sehe vor, die Fertigung von Bauteilen, bei denen es keinen großen Unterschied zum Wettbewerb gibt und deren Herstellung damit nicht zum Kerngeschäft gehört, spezialisierten Zulieferern zu überlassen. Die meisten Motorblöcke würden von Südafrika - wie bisher auch - nach Nordamerika zur Daimler-Tochter Detroit Diesel und nach Deutschland zu Daimler Truck geliefert. Außerdem würden namhafte Drittkunden wie die Motorenhersteller Perkins (Großbritannien) und Cummins (USA) beliefert.

Der NHG-Chef sieht den Kauf von AF "als großen Erfolg für uns alle und einen wesentlichen Baustein für die Existenzsicherung des gesamten Unternehmens". Vor allem aber "ist es ein erheblicher Vertrauensbeweis unseres Kunden". Denn bisher habe die Saarbrücker Gießerei keine nennenswerten Geschäftsbeziehungen zum Nutzfahrzeug-Bereich des Konzerns (Daimler Truck) gehabt. Diese neue Verbindung "ist eine hervorragende Gelegenheit, unsere Abhängigkeit vom Pkw-Geschäft zu verringern und gleichzeitig zum engen Partner von Daimler als Weltmarktführer von mittelschweren und schweren Lkw aufzusteigen".

Dies führe bereits 2016 dazu, dass NHG für eines seiner Werke in Saarbrücken und Leipzig direkt Aufträge von Daimler Truck erhalte. Eine eigene Eisen-Gießerei betreibt Daimler Truck nach dem AF-Verkauf nur noch in Mannheim. Im Pkw-Bereich gießt NHG derzeit 300 000 Motorblöcke pro Jahr für Daimler.

Damit zerstreut Bayer auch eine der Sorgen der Belegschaft, dass NHG mit dem Kauf der Gießerei in Südafrika noch einmal die gleiche Absicht verfolgt wie die in die Insolvenz gerutschte Vorgänger-Firma Halberg Guss. Die damalige Geschäftsführung hatte drei Gießereien in Südafrika gekauft, wollte allerdings auch Fertigung von Deutschland dorthin verlagern. "Das ist mit der Akquisition von AF bislang und grundsätzlich nicht beabsichtigt", sagt der NHG-Chef.

Die Abhängigkeit vom Auto-Geschäft treibt Bayer um. Denn in diesem Segment würden die Grauguss-Motorblöcke verstärkt durch solche aus Aluminium ersetzt. Er sieht die Gießereien in Saarbrücken und Leipzig dennoch auf gutem Weg. So habe NHG kürzlich einen langfristigen Auftrag von einem großen Nutzfahrzeug-Hersteller erhalten. Ab 2017 laufe außerdem die Fertigung eines V8-Blocks von General Motors (GM) an. Auch die Belieferung von Volkswagen, Deutz und Scania sei stabil. Der NHG-Chef will die Struktur des Auftragsbestands drehen. Heute würden noch 65 Prozent Pkw- und 35 Prozent Nutzfahrzeug-Blöcke gegossen. Bis zum Jahr 2018/19 soll das Verhältnis bei insgesamt höherer Tonnage genau umgekehrt sein. Dafür seien allerdings Investitionen von 60 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren vonnöten.

Zum Thema:

HintergrundDie Neue Halberg Guss (NHG) gehört seit 2011 zur niederländischen Investmentgesellschaft HTP, die von den beiden Eignern Wim de Pundert und Klaas Meertens getragen wird. Diese hatten das Unternehmen mit Standorten in Saarbrücken-Brebach und Leipzig aus der Insolvenz heraus übernommen. Im vergangenen Jahr wurden dort 218 000 Tonnen Eisen zu Motorblöcken, Kurbelwellen und Zylinderköpfen vergossen. Der Umsatz lag bei 337 Millionen Euro, die Zahl der Mitarbeiter bei rund 2000, davon 1300 in Saarbrücken . Die südafrikanische Gießerei Atlantis Foundries (AF) verarbeitet derzeit 65 000 Tonnen und beschäftigt rund 1000 Mitarbeiter. NHG-Chef Matthias Bayer plant, dass die gesamte Gruppe im Jahr 2018 rund 300 000 Tonnen gießt und einen Umsatz von etwa 500 Millionen Euro erreicht. low

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort