Bio-Boom bei Saar-Bauern macht Probleme

Saarbrücken · Die neun Millionen Euro, die für die Förderung der Bio-Landwirtschaft festgesetzt waren, sind jetzt bereits aufgebraucht. Das Umweltministerium nimmt daher keine Förderanträge mehr entgegen.

Saarländische Bauern , die jetzt auf die Idee kommen, ihren Hof auf Bio umzustellen, können nicht mehr mit Zuschüssen vom Land rechnen. Denn die bis 2020 eingeplanten EU-Fördermittel von rund neun Millionen Euro sind bereits aufgebraucht. Das teilte gestern Saar-Umweltminister Reinhold Jost (SPD ) mit. Nur die Förderanträge, die bis Dienstag dem Ministerium vorlagen, werden noch bearbeitet, sagte Jost. Dabei handelt es sich um 53 Betriebe mit insgesamt 3200 Hektar Anbaufläche. Auch wenn der Fördertopf eigentlich leer ist, will Jost diese Landwirte bei ihrer Umstellung auf Bio nicht im Regen stehen lassen und sicherte ihnen Gelder zu. Zusätzliche Mittel von einer bis 1,5 Millionen Euro sollen durch Umschichtungen zusammenkommen .

"Wir sind Opfer unseres eigenen Erfolgs geworden", stellte der Umweltminister fest. Denn das Saarland stehe im bundesweiten Ranking im Öko-Landbau ganz weit vorne und spiele sogar "in diesem Bereich in der Champions League mit". Demnach werden zur Zeit 11,9 Prozent, rund 9250 Hektar, der landwirtschaftlichen Gesamtfläche von 14 Prozent der Betriebe nach Bio-Kriterien bewirtschaftet. Bundesweit sind es hingegen nur 8,2 Prozent der Bauernhöfe, die auf Bio umgestellt haben. Sie nutzen 6,3 Prozent der landwirtschaftlichen Gesamtfläche.

"Mit den 53 weiteren Betrieben kämen wir im Saarland sogar auf eine ökologische Anbaufläche von 20 Prozent", sagte Jost. Das seien Traumwerte. Zudem würden Bio-Betriebe auch nur in Ausnahmefällen wieder zur konventionellen Landwirtschaft zurückkehren. Aufgrund der aufgebrauchten EU-Gelder habe er einen Förderstopp einlegen müssen, sagte Jost. Die Zuschüsse an die Betriebe belaufen sich in den ersten zwei Jahren auf 225 Euro pro Hektar bei Acker- und Grünland. In den Folgejahren gibt es dann Zuwendungen in Höhe von 189 Euro pro Hektar.

Wie es ab 2020 weitergeht, steht noch nicht fest. "Wir wollen stärker auf Qualität achten", sagte Jost. Eine Möglichkeit sei, strengere Standards für Düngung und Anbau beim Öko-Landbau als beim Bio-Siegel der EU festzusetzen. Man könnte sich an Demeter- oder Bioland-Kriterien orientieren. Gelder gäbe es dann nur, wenn diese Regeln auch eingehalten würden. "Ob das juristisch möglich ist, muss jedoch noch geprüft werden", erklärte Jost. Er hoffe, dass sich weiterhin Betriebe trotz fehlender EU-Förderung für eine Umstellung entscheiden. "Die Produkte genießen in der Bevölkerung eine höhere Wertschätzung." Der aktuelle Boom an Neuanträgen und die Zunahme der Bio-Landwirtschaft stärke die Position des Landes. "Andere Bundesländer wollen unserem Beispiel folgen", sagte Jost.

Meinung:
Es geht nicht ohne Förderung

Von SZ-Redaktionsmitglied Sarah Umla

Der Bedarf in der Bevölkerung nach Bio-Lebensmitteln nimmt seit Jahren zu und die Produktion in Deutschland kann diesen Bedarf nicht decken. Da ist es toll, wenn das Saarland bundesweit als gutes Beispiel vorangeht. Jetzt allerdings den Geldhahn zuzudrehen und den Bauern die Förderung zu verweigern, ist das vollkommen falsche Signal.

In Zeiten, in denen ein Lebensmittelskandal dem nächsten folgt, ist es gesellschaftliche Aufgabe, gesunde und ökologische Produktion zu fördern. Hier ist die EU gefragt. Die Mittel müssen dringend aufgestockt werden - nicht erst in fünf Jahren, sondern jetzt.

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