Niedrigzins belastet kleine Banken auch an der Saar

Saarbrücken · Der Niedrigzins soll eigentlich die Folgen der Finanzkrise mildern. Doch er setzt ausgerechnet die Stabilitätsanker des deutschen Bankensystems unter Druck: die Sparkassen und Genossenschaftsbanken.

Die Niedrigzinsphase wird für die Kreditinstitute zunehmend zu einer Belastung. Der Leitzinssatz der Europäischen Zentralbank (EZB) liegt mit 0,05 Prozent auf einem historischen Tief, für Einlagen bei der EZB müssen Banken sogar einen Strafzins von 0,2 Prozent bezahlen. "Für die Ertragslage der deutschen Banken ist das Niedrigzinsumfeld ein zunehmender Belastungsfaktor", warnt die Bundesbank in ihren Finanzstabilitätsbericht.

Unter Druck geraten dabei zunehmend auch die Institute , die in der Finanzkrise wegen ihrer hohen Privatkundeneinlagen als Stabilitätsanker galten, die Sparkassen und Genossenschaftsbanken . "Alle Banken, die hohe Einlagen haben, bekommen zunehmend Probleme", sagt Gerd Waschbusch, der sich an der Saarbrücker Universität auf die Betriebswirtschaft von Banken spezialisiert hat. "Sie leiden jetzt unter einem Fluch, den sie nicht selbst verursacht haben." Das Problem: Das Geschäft der sogenannten Fristentransformation wird immer riskanter. Dabei leihen sich Banken kurzfristig zu niedrigen Zinssätzen Geld, um es dann langfristig zu höheren Zinssätzen wieder zu verleihen. Weil aber der Zins stark gesunken ist und Sparkassen und Volksbanken ihren Kunden keinen Negativ-Zins abverlangen wollen, sinkt die Zinsspanne, also der Gewinn der Institute .

"Für uns bedeutet das, dass wir stark umschichten müssen", sagt Heiner Löhl, Vorstandschef der Bank 1 Saar . Die größte saarländische Volksbank setzt bereits seit mehreren Jahren auf einen Ausbau des Provisionsgeschäfts, um wegbrechende Zinserträge zum Teil auszugleichen. Außerdem hat die Bank ein Sparprogramm aufgesetzt, das auch Filialschließungen umfasst.

Ohne derartige Programme besteht nach Auffassung der Bundesbank das Risiko erneuter Schieflagen: "Einzelne, vorwiegend ertragsschwache Institute könnten vermehrt Risiken eingehen, wenn das Niedrigzinsniveau weiter andauert", schreibt die Bundesbank. "Insbesondere bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken , die stark vom Zinsüberschuss abhängen, besteht diese Gefahr."

Werner Severin, Vorstandschef der Saar-LB, kann diese Sorgen nachempfinden. Wenn gerade kleine Institute in Schwierigkeiten geraten, könne es durchaus sein, dass man bei der Eigenkapitalanlage versuche, über riskante Hebelwirkungen das Ergebnis zu verbessern, sagte er. Christian Molitor, Geschäftsführer des saarländischen Sparkassenverbandes, teilt diese Sorge nicht: "Ich denke, solche riskanten Anlagegeschäfte würden der Aufsicht schon auffallen. Schließlich haben sich in den vergangenen Jahren die Anforderungen an das Risikomanagement sehr verschärft."

Auch auf die Sparkassen werde angesichts der Niedrigzinsen ein stringentes Kostenmanagement zukommen, sagt Molitor. Auch müsse man mit Wertpapier- und Provisionsgeschäft die Geschäftsfelder ausbauen, die noch funktionieren. "Sicherlich werden wir ein paar Jahre mit niedrigen Erträgen haben." Insgesamt sieht Molitor die Situation an der Saar aber noch als stabil an. Und auch Bank-1-Saar-Chef Löhl zeigt sich optimistisch: "Selbst wenn der Gewinn stark zurückgeht, haben wir noch eine solide Ertragslage."

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