Rehlinger: Flüchtlinge schnell integrieren

Saarbrücken · Wenn die Flüchtlinge schnell integriert werden, können sie helfen, den drohenden Fachkräftemangel abzuwenden. Davon ist Arbeitsministerin Anke Rehlinger überzeugt. Schnelle Sprachförderung und Qualifizierung stünden hier an erster Stelle.

 Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger ist auch für den Bereich Arbeit zuständig

Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger ist auch für den Bereich Arbeit zuständig

Foto: Saarland

Das Saarland will erreichen, dass möglichst viele Flüchtlinge schnell in den Arbeitsmarkt integriert werden können. Dazu müssten allerdings noch einige Hürden abgebaut werden. Das sagte gestern Arbeitsministerin Anke Rehlinger (SPD ) im Sommergespräch mit Journalisten.

Vor allem bei den Sprachkursen hapere es. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) biete zwar Sprachkurse an. Aber diese seien auf Ausländer zugeschnitten, die bereits Grundkenntnisse in Deutsch haben. "Wir brauchen allerdings Kurse für Menschen, denen unsere Sprache vollkommen fremd ist", betonte die Ministerin. Daher will sie gezielt auf Kammern, Kommunen, Unternehmen, den Regionalverband Saarbrücken und die Landkreise zugehen, damit diese Deutschkurse organisieren. Das Land würde das Vorhaben mit Fördermitteln unterstützen. Der zuständige Abteilungsleiter im Ministerium, Lothar Gretsch, räumt ein, "dass es dafür keine Blaupause gibt. Wir betreten Neuland." Allerdings dürfe auch niemand Zeit verstreichen lassen. "Ohne Sprachkenntnisse gibt es keine Integration in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt."

Für Flüchtlinge , die einen Ausbildungsplatz haben, gebe es seit Anfang August zwar die Regelung, dass die Ausländerbehörde die Duldung jeweils für ein Jahr erteilt, wenn eine Lehre aufgenommen wurde. "Doch das reicht nicht", kritisiert Rehlinger. Es müsse auch daran gedacht werden, dass die jungen Fachkräfte nach erfolgreichem Abschluss der betrieblichen Ausbildung auf dem Arbeitsmarkt eine Perspektive brauchten. "Nicht jeder wird übernommen oder findet unmittelbar nach der Ausbildung einen Job. Deswegen muss grundsätzlich die Möglichkeit geschaffen werden, nach Abschluss der Lehre die Duldung um mindestens ein weiteres Jahr zu verlängern", fordert die Arbeitsministerin. Grundsätzlich gilt inzwischen, dass asylsuchende und geduldete Ausländer schon nach drei Monaten einen so genannten nachrangigen Arbeitsmarkt-Zugang haben. Das bedeutet, dass die Ausländerbehörde und die Bundesagentur für Arbeit zustimmen müssen, wenn diese Menschen eine Arbeit annehmen wollen.

Die Ministerin ist davon überzeugt, dass "wir die Menschen, die zu uns kommen, in dem kommenden Jahren als Fachkräfte dringen brauchen". Schon heute seien rund 1700 Lehrstellen nicht besetzt. Spätestens im Jahr 2025 "können wir im Saarland die Fachkräfte-Lücke mit den Menschen, die jetzt hier leben, nicht mehr schließen". "Wir sind auf Zuwanderung angewiesen."

Es sei außerdem wichtig, dass die Berufsabschlüsse, die Flüchtlinge in ihrer Heimat erworben haben, schnell geprüft und - wenn möglich - anerkannt werden. Dafür ist die "Servicestelle zur Erschließung ausländischer Qualifikationen (SEAQ Saar)" zuständig, die bei der Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft Saaris (vormals ZPT) angesiedelt ist. Ferner gibt es die Clearingstelle "Ausbildungs- und Beschäftigungsperspektiven", die in der Landesaufnahmestelle in Lebach tätig ist. Sie sondiert dort, welche Qualifikation die Flüchtlinge bereits haben und was sie damit anfangen können. "Diese Stelle arbeitet inzwischen zuverlässig", sagt Rehlinger. Getragen wird sie von der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit (BA) und dem Beratungsnetzwerk Sabene.

Damit sich die Unternehmen über die Beschäftigung von Flüchtlingen informieren können, bereitet das Ministerium derzeit einen Leitfaden vor, der Fragen zu diesem Thema umfassend behandeln soll.

Rehlinger betonte allerdings auch, "dass wir die rund 37 000 arbeitslosen Saarländer nicht vergessen werden". So werde sie sich weiter dafür einsetzen, dass für Langzeitarbeitslose ein öffentlich geförderter Arbeitsmarkt geschaffen werden müsse. Viele dieser Menschen seien regulär nicht vermittelbar.

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