Nach der Hauptschule in die Lehre

Saarbrücken · Die Aktion „Anschluss Direkt“ sorgt seit 2010 dafür, dass junge Leute mit einem guten Hauptschulabschluss sofort eine Lehre beginnen können. Die Initiative stößt vor allem bei den Schulen auf wachsendes Interesse.

 Patrick Müller in der Lehrwerkstatt des Gießerei-Unternehmens Neue Halberg Guss. Foto: Becker&Bredel

Patrick Müller in der Lehrwerkstatt des Gießerei-Unternehmens Neue Halberg Guss. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Patrick Müller (15) aus der Warndt-Gemeinde Ludweiler wusste schon früh, das nur ein praktischer Beruf für ihn in Frage kommt. Er besuchte die Hauptschule Ludweiler und in der achten Klasse erfuhr von der Aktion "Anschluss Direkt". Dahinter steckt eine Initiative, die zum Ziel hat, dass junge Leute mit einem guten Hauptschulabschluss ohne schulische Schleifen eine Lehrstelle ihrer Wahl finden können. Getragen wird die Initiative vom Wirtschaftsministerium, der Industrie- und Handelskammer (IHK) Saarland sowie von der Saar-Arbeitsagentur. Seit September lernt Müller den Beruf des technischen Modellbauers bei der Gießerei Neue Halberg Guss (NHG) in Saarbrücken-Brebach.

Die Aktion läuft seit 2010 - mit wachsendem Erfolg. Inzwischen machen 31 Schulen mit, 2013 waren es 18. Die Lehrer dort sprechen die jungen Leute direkt an, die für eine Lehrstellen-Vermittlung infrage kommen. In diesem Jahr waren es 210 von denen 117 erfolgreich in eine Ausbildung vermittelt werden konnten. "Diese Initiative ist ein Beitrag zur Fachkräfte-Sicherung", sagte Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD ) gestern, als die Aktionspartner eine Bilanz des abgelaufenen Ausbildungsjahres zogen.

Für IHK-Hauptgeschäftsführer Volker Giersch ist wichtig, dass die Abbrecher-Quote, die derzeit noch bei zwölf Prozent liegt, weiter abgesenkt wird, auch wenn sie gewöhnlich - je nach Ausbildungsberuf - bis zu 25 Prozent erreicht. "Wir wollen die Mädchen und Jungen nach dem Beginn ihrer Ausbildung stärker betreuen", erläutert Mirjam Caspers, Projektleiterin von Anschluss Direkt. Sie hofft, damit die Zahl der Abbrecher weiter zu senken. Außerdem wollen sie und ihr Team vermehrt auf die Achtklässler zugehen, "weil diese noch nicht so festgelegt sind wie Neuntklässler". Ihr Team umfasst 5,5 Stellen, die weitgehend vom Wirtschaftsministerium (170 000 Euro pro Jahr) und der IHK finanziert werden. Angesiedelt ist es bei der Standort-Entwicklungsgesellschaft Saaris. Das Team arbeitet auch eng mit den Berufsberatern der Arbeitsagentur zusammen. Es sei leichter geworden, eine Lehrstelle zu finden, sagte deren Chef, Jürgen Haßdenteufel. Für 6100 Stellen habe es im abgelaufenen Ausbildungsjahr 5800 Bewerber gegeben.

Damit es mit der Lehre klappt, stehen den jungen Leuten auch ehrenamtliche Paten zur Seite, mit denen sie Probleme besprechen können. Bei Patrick Müller ist es Peter Wolf, Chef der Gemeinschaftsausbildungsstätte Saarbrücken-Halberg (GSH). NHG-Personalchef Wolfgang Schmidt ist mit der Initiative zufrieden. Er hat schon in den Vorjahren Anschluss-Direkt-Lehrlinge eingestellt. "Bisher läuft das sehr gut", sagte er.

anschluss-direkt.de

Meinung:

Eine Aktion der besseren Art

Von SZ-RedakteurLothar Warscheid

Früher war es selbstverständlich, dass junge Leute nach der - damals noch - Volksschule in die Lehre gingen. Diese Zeiten sind längst vorbei. Wer heute die Hauptschule mit einem Zeugnis verlässt, sieht sich einer Fülle von inzwischen 360 Berufsbildern gegenüber. Da der Hauptschulabschluss einen schlechten Ruf hat, ziehen viele eine Berufsorientierung vor, um sich weiter zu qualifizieren. Dass der direkte Weg der bessere sein kann, soll "Anschluss Direkt" verdeutlichen. Von den vielen öffentlich angestoßenen Aktionen gehört sie sicher zu einer der besseren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort