Wenn Studenten Berater werden: Mitglieder des Vereins Consiglia bei internationalen Unternehmen gefragt

Saarbrücken · Auch Studenten können gute Unternehmensberater sein. Davon jedenfalls sind die Mitglieder von Consiglia überzeugt. Sie betreuen Unternehmensprojekte, wie es die Großen tun. Die Nähe zur Uni ist von Vorteil.

 Consiglia-Berater: Christian Bennoit, Christian Priesnitz und Paul Otto Glameyer (v.l.). Foto: Maurer

Consiglia-Berater: Christian Bennoit, Christian Priesnitz und Paul Otto Glameyer (v.l.). Foto: Maurer

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Von Studenten lernen? Manchem erscheint dies widersinnig, sind Studierende doch selbst noch in der Lernphase. "Die mangelnde Erfahrung wird von uns durch mehr Biss ausgeglichen", ist Christian Bennoit überzeugt. Er ist Finanzvorstand der studentischen Unternehmensberatung Consiglia an der Universität des Saarlandes . Bei Consiglia haben sich Studierende zusammengetan, die schon während ihrer Zeit auf dem Campus Erfahrungen als Berater sammeln wollen. Den eingetragenen Verein gibt es seit 2009.

Doch nicht nur das Mehr an "Biss" - also ein erhöhtes Engagement - zeichnet Consiglia aus. "Wir werden auch von Professoren und Dozenten unterstützt, können auf deren Wissen zurückgreifen", sagt Christian Priesnitz, Ressortleiter Marketing bei Consiglia. Zudem gehören nicht nur Wirtschafts-Studenten den Teams an, sondern auch Naturwissenschaftler und Mediziner.

Die Nähe zur Universität sei dennoch ein großer Vorteil. So nutzt beispielsweise das Saarbrücker Beratungs- und Software-Unternehmen DHC die Kompetenzen von Consiglia, um seinen Bekanntheitsgrad an der Universität zu steigern und junge Leute frühzeitig auf sich aufmerksam zu machen. "Wir sind mit dem Ergebnis hochzufrieden", sagen die DHC-Gesellschafter Rudi Herterich und Wolfgang Kraemer.

Consiglia arbeitet auch eng mit der Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer (KWT) sowie dem Gründercampus Saar an der Universität zusammen. "Wir beraten die jungen Startup-Unternehmen , wenn es um Fragen der Finanzierung oder der allgemeinen strategischen Ausrichtung geht", erläutert Paul Otto Glameyer, Präsidiumsmitglied von Consiglia. Aber auch Firmen außerhalb des Uni-Umfelds holen sich inzwischen Rat bei den Studenten-Beratern. So will beispielsweise eine Luxemburger Industrie-Holding stärker in der Grenzregion Saarland und Lothringen Flagge zeigen. "Für diese Gruppe erstellen wir unter anderem einen Businessplan und eine Marktanalyse", erläutert Priesnitz.

Die Dienstleistungen gibt es nicht kostenlos. Der Tagessatz pro Berater liegt zwischen 120 und 150 Euro. 30 Prozent fließen in die Vereinskasse, 70 Prozent werden an die Berater verteilt. Für das Wintersemester stehen sechs Projekte fest. Für weitere gibt es Anfragen. Während ihres Studiums sind die jungen Leute etwa zwei Jahre als Berater tätig - außer zu Klausurzeiten. Wenn Sie ihren Abschluss haben, ist Schluss.

Die Nachwuchswerbung ist daher eine ständige Aufgabe für den Verein. Mit Auftritten in sozialen Netzwerken, mit Flyern, Plakaten und Info-Abenden, aber auch über die Fachschaften machen sie auf sich aufmerksam. "Dennoch achten wir darauf, dass es passt", sagt Bennoit. Anwärter erhalten einen erfahrenen Ansprechpartner zur Seite, müssen sechs Pflichtschulungen ableisten und ein kleines Beratungs-Projekt selbst betreuen. Dem Verein gehören rund 20 Mitglieder an, die alle in der Beratung aktiv sind. Ideell unterstützt werden sie außerdem von Ehemaligen (Alumni). Auch das Soziale kommt nicht zu kurz. In der Weihnachtszeit verkaufen die Mitglieder Glühwein und Kaffee. Das Geld spenden sie dem Kältebus für Obdachlose.

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HintergrundConsiglia ist nicht die einzige studentische Unternehmensberatung in Deutschland. Allein 33 sind im Bundesverband Deutscher Studentischer Unternehmensberatungen (BDSU) organisiert. Sie tragen unterschiedliche Namen. In Bielefeld heißen sie "Stunt", in Dortmund "Via", in Münster "Move", in Hannover "Janus" und in Passau "Instead". Consiglia ist noch nicht Mitglied im BDSU, sondern Anwärter. Um Vollmitglied im BDSZ zu werden, müssen die Anwärter unter anderem drei Beratungsprojekte aus unterschiedlichen Bereichen abgeschlossen haben und positive Referenzen vorweisen. Außerdem müssen die abgeleisteten Projekte einen Mindestumfang von 100 Beratertagen haben. low

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