Düfte für die große weite Welt

Rehlingen-Siersburg · Im Saarland gibt es etliche Unternehmen, die wenig bekannt sind, aber zu den Marktführern in ihrer Branche zählen. Solche stille Stars stellt die SZ in einer Serie vor. Heute: Flavex Naturextrakte aus Rehlingen-Siersburg.

 Eine scharfe Sache – die Flavex-Chefs Werner Quirin (l.) und Dieter Gerard mit roten Pfefferschoten bei der vorbereitenden Vermahlung. Foto: Udo Rau

Eine scharfe Sache – die Flavex-Chefs Werner Quirin (l.) und Dieter Gerard mit roten Pfefferschoten bei der vorbereitenden Vermahlung. Foto: Udo Rau

Foto: Udo Rau

Der Duft nach ätherischen Ölen umschmeichelt die Nase. Schwer zu sagen, was dominiert: der scharfe Ingwer , Kamille, Ringelblume, Arnika oder Lavendel . Hier ist die Geburtsstätte von Zutaten vieler Produkte, die unser Leben verbessern, die unsere Körper pflegen oder unsere Ernährung aufwerten. Ob Ringelblumensalbe , Edel-Speiseeis mit echtem Vanilleextrakt oder Designerparfums - viele Inhaltsstoffe dafür kommen aus dem Saarland, nämlich von der Rehlinger Flavex Naturextrakte GmbH. Das 1986 von den beiden saarländischen, promovierten Chemikern Karl-Werner Quirin (63) und Dieter Gerard (61) gegründete Unternehmen hat sich auf die Herstellung natürlicher Extrakte pflanzlicher Duft-, Wirk- und Aromastoffe spezialisiert. Abnehmer sind Kosmetik- und Parfumhersteller, Aromenhäuser, die Lebensmittelindustrie, Produzenten von Naturheilmitteln und Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln, besonders in den USA.

Die beiden Chemiker , denen Flavex jeweils hälftig als geschäftsführende Gesellschafter gehört, stammen aus der Schule Professor Egon Stahls, der in den 80er Jahren an der Saar-Universität auf dem Gebiet der Pflanzen-Chemie forschte. Die beiden jungen Saarländer hingen die akademische Karriere aber an den Nagel und gründeten ihr eigenes Unternehmen, die Flavex: Der Name ist eine verkürzte Kombination des englischen Worts für Duft und Aroma, Flavour, mit dem Begriff Extrakte.

Die beiden Saarländer entwickelten das Verfahren der Extraktion von Pflanzen über Hochdruck mittels komprimierter Quellkohlensäure aus den Tiefen der Eifel weiter. "Rund zwei Jahre haben wir gebraucht, wir entwickelten und bauten damals auch unsere Anlagen dafür noch selbst", so Gerard. 1988 startete die industrielle Fertigung. Der einsetzende Verkaufserfolg gab den Firmengründern recht. Sie spielen heute technologisch in dieser überschaubaren Branche global ganz vorne mit.

Flavex liefert die Zutaten für die Produkte vieler Hersteller, produziert selbst aber nichts für die Endverbraucher. Die jährlich rund 1200 Tonnen Rohstoffe in getrockneter Form von Arnikablüten und Kurkuma über Hopfen, Ingwer , Lavendel , Granatapfel-Samen und Rosmarin bis zu Thymian und Vanille kommen aus der ganzen Welt, aber auch aus Deutschland. "Wir sind wirtschaftlich stabil, haben keine Verbindlichkeiten und haben seit Bestehen noch keine roten Zahlen geschrieben", sagen die Firmeninhaber. "Wir sind ein Nischenhersteller für Spezialitäten und sehen uns mit unserer Produktvielfalt als Marktführer ."

Absoluter Renner in der Verarbeitung ist der Ingwer , dem allerlei heilende Wirkung zugeschrieben wird und der aus Afrika, Indien und Vietnam stammt: Mehr als 200 Tonnen jährlich werden extrahiert. Weiter werden rund 150 Tonnen Hagebutten und 120 Tonnen Sanddornbeeren verarbeitet, erläutert Gerard. Rund 160 Produkte sind ständig ab Lager lieferbar, davon ein zunehmend größer werdender Anteil biozertifiziert. Firmenphilosophie sei "keine Gentechnik, keine Tierversuche", sagt Quirin. "Jährlich bringen wir ein bis zwei neue Produkte heraus." Zu den rund 800 Kunden gehören im Saarland zum Beispiel Dr. Theiss Naturwaren (Homburg) sowie die Gewürzproduzenten Scheid (Überherrn) und Eppers (Saarbrücken-Güdingen).

Die rund 50 Mitarbeiter werden 2015 gut zwölf Millionen Euro Umsatz mit der verarbeitenden Industrie mit den konzentrierten Pflanzenauszügen erwirtschaften, prognostizieren die Firmenchefs. Und das Geschäft des Unternehmens mit Düften und Aromen blüht weiter. "Wir wachsen organisch jährlich etwa um zehn Prozent", sagt Quirin.

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