Neues Futterwerk in Perl

Perl · An der Obermosel geht in Perl-Besch das bislang größte luxemburgische Direktinvestment auf saarländischem Boden an den Start. Das genossenschaftliche Unternehmen De Verband hat dort 33 Millionen Euro in ein neues Futtermittelwerk und ein Logistikzentrum gesteckt.

 Carlo Kraus, Vorstandsmitglied von De Verband Group, stellt die Technik im neuen Futtermittelwerk Perl-Besch vor. Foto: Rolf Ruppenthal

Carlo Kraus, Vorstandsmitglied von De Verband Group, stellt die Technik im neuen Futtermittelwerk Perl-Besch vor. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

"Wir haben im Saarland unseren Wunsch-Standort gefunden. Unser Werk liegt direkt an der Mosel, die Autobahn vor der Tür, ein optimaler Standort für diese große Investition", sagte gestern De-Verband-Group-Generaldirektor Jos Jungen. "Wir sind ein Musterbeispiel für grenzüberschreitende Geschäftsaktivitäten in der Großregion Saar-Lor-Lux."

Das "Agrarzentrum" genannte neue Futtermittelwerk mit Logistikzentrum entstand in zwei Jahren Bauzeit auf dem Gelände einer ehemaligen Düngemittelfabrik. 33 Millionen Euro investierte die Gruppe dort. "Als wir uns für den Standort auf der deutschen Seite entschieden, gab es einen kleinen Aufstand in Luxemburg ", so Jungen. Denn De Verband mit seinen 320 Beschäftigten ist eine nationale Ikone der luxemburgischen Agrarwirtschaft. So geriet die Ansiedlungsentscheidung für Perl-Besch im kleinen Großherzogtum schnell zum Standort-Politikum. Schon zwischen 1998 bis 2001 wollten die Genossenschaftler ein neues Werk im luxemburgischen Moselhafen Mertert bauen. "Das scheiterte aber an Einsprüchen", sagte Jungen. Nachdem auf dem Gelände in Perl-Besch ein Investor absprang, kauften die Genossenschaftler kurzerhand für eine Million Euro der landeseigenen Saarland Bau- und Boden Projektgesellschaft (SBB) das Gelände ab. "Was in Luxemburg in langen Jahren nicht zustande kam, ging im Saarland in wenigen Monaten", lobt der Verband-Chef die Nachbarn.

Das Futtermittelwerk hat eine Produktionskapazität vom 120 000 Tonnen, verteilt auf gut 500 verschiedene Produkte für die Tierzucht - von Rindern über Schweine, Pferde, Schafe und Ziegen bis zum Geflügel. Die Rohware kommt sowohl von den luxemburgischen Bauern, wird aber auch an die eigene Mosel-Anlegestelle per Schiff geliefert. Die Fabrik ersetzt zwei alte Futtermittel-Werke in Luxemburg in Mersch und Ettelbrück, die in Kürze geschlossen werden, Entlassungen gibt es keine. Perl-Besch verfügt zudem über ein Lager für Winter-Streusalz.

Die Gruppe mit ihren Geschäftsbereichen Dünger, Futter und Saatgut sowie Landtechnik und Hobby (Garten, Pflanzen, Kleintiere) ist ein gelebtes Beispiel für ein in der Großregion tätiges Unternehmen: In Luxemburg ist man ohnehin Marktführer im Agrarhandel, hier ist kaum Wachstum möglich. Am stärksten legte die Gruppe nach eigenen Angaben in den vergangenen Jahren in Frankreich mit jährlichen Zuwachsraten von zwölf Prozent zu. Die Hälfte des Umsatzes wird im Ausland erlöst. "Im deutschen Markt sind wir auch schon tätig. Wir haben hier noch viel vor und sehen auch dort erhebliche Expansionsmöglichkeiten", sagte Jungen. Die direkte Lage an der Mosel verschaffe dem Unternehmen einen Transportkostenvorteil von zehn bis zwölf Euro pro Tonne gegenüber dem Lkw-Transport, so Jungen. Im Frühjahr 2015 baut die Gruppe in Luxemburg eine neue Verwaltungszentrale in Colmar-Berg nördlich der Hauptstadt. Der genossenschaftliche Konzern erwartet für dieses Jahr einen Umsatz von rund 200 Millionen Euro . 2013 waren es 181 Millionen.

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