Aufschwung soll 100 000 Arbeitslosen Jobs bringen

Nürnberg/Saarbrücken · Der Start ins neue Jahr war vielversprechend – jetzt glaubt auch die Bundesagentur für Arbeit an einen Jobaufschwung. Auch im Saarland sinkt die Arbeitslosenquote, wenn auch nicht so stark wie im Bund.

Nach einem überraschend guten ersten Quartal rechnet die Bundesagentur für Arbeit (BA) in diesem Jahr mit einem leichten Jobaufschwung. Das für 2015 erwartete stärkere Wirtschaftswachstum werde die Zahl der Arbeitslosen voraussichtlich um rund 100 000 auf 2,8 Millionen drücken, sagte BA-Vorstandschefs Frank-Jürgen Weise gestern in Nürnberg . Bisher war die Bundesagentur lediglich von einem Rückgang um rund 25 000 im Jahresschnitt ausgegangen.

Im März hatten der milde Winterausklang und die robuste Konjunktur die Arbeitslosigkeit auf den niedrigsten März-Stand seit 24 Jahren sinken lassen. Zum Frühjahrsbeginn waren in Deutschland der Bundesagentur zufolge 2,932 Millionen Männer und Frauen ohne Job; das sind 85 000 weniger als im Februar und 123 000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote ging um 0,1 Punkte auf 6,8 Prozent zurück.

Nach Einschätzung von BA-Chef Weise profitiere der Arbeitsmarkt derzeit verstärkt von der prächtigen Konjunktur. Viele Firmen seien gut ausgelastet und schafften neue Stellen, wie die Beschäftigtenstatistik zeige. "Die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen bleibt hoch", unterstrich Weise. Hinzu komme außerdem die im Frühjahr übliche saisonale Aufwärtsentwicklung. Diese werde aber wegen des milden Winters in diesem Jahr allerdings nicht so stark ausfallen wie sonst.

Zufrieden zeigte sich auch Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD ) mit den Zahlen: "Der Arbeitsmarkt ist in guter Verfassung und profitiert von der starken wirtschaftlichen Entwicklung."

Nach Weises Worten wird der Arbeitsmarkt in diesem Jahr nicht nur von dem erwarteten stärkeren Wirtschaftswachstum profitieren, sondern auch von der anhaltend guten Verbraucherstimmung. Mit der verbesserten wirtschaftlichen Lage in einigen südeuropäischen Ländern stiegen zudem die deutschen Exportchancen. "In Spanien und Portugal bewegt sich die Volkswirtschaft in eine gute Richtung", sagte Weise.

Auch im Saarland ist die Zahl der Arbeitslosen gesunken, die Quote liegt mit 7,4 Prozent aber immer noch über dem Bundesschnitt. Im März waren rund 37 700 Menschen arbeitslos gemeldet, 500 oder umgerechnet 1,2 Prozent weniger als im Februar. Eine endgültige Trendwende wollte Heidrun Schulz, Chefin der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland, darin aber noch nicht erkennen: "Die Wende zum absolut Positiven sehe ich noch nicht. Aber die Tendenz ist gut." Das gilt auch für die Zahlen der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Die ist im Vergleich zum Vorjahr um 0,8 Prozent auf 373 300 gestiegen. Allerdings bleibt das Saarland damit deutlich unter dem deutschlandweiten Anstieg von 2,0 Prozent und auch deutlich unter dem Anstieg in Rheinland-Pfalz von 1,6 Prozent zurück.

Sorge bereiten Schulz aber die Stellenverluste im verarbeitenden Gewerbe (minus 1600 auf 96 900), im Baugewerbe (minus 600 auf 19 000) und in Information und Kommunikation (minus 400 auf 8100). Die Zuwächse in der Zeitarbeit von 9200 auf 11 300 können die Verluste in anderen Branchen zwar ausgleichen. Allerdings sei die Fluktuation dort traditionell sehr hoch, sagte Schulz: "Ich würde mir lieber Zuwächse in anderen Branchen wünschen." Der demografische Wandel hat den saarländischen Ausbildungsmarkt erreicht. "Wir sind da leider schon sehr weit", sagte Heidrun Schulz, Chefin der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit , gestern bei der Vorstellung der Ausbildungszahlen. Auf 4600 erfasste Ausbildungsstellen kommen nur 4000 Bewerber. Rechnet man die schon vergebenen Ausbildungsplätze heraus, bleibt sogar ein Verhältnis von 2454 unversorgten Bewerbern und 3160 unbesetzten Ausbildungsstellen.

Jedoch sind auch hier die Unterschiede zwischen den Ausbildungsberufen deutlich spürbar. So kommen auf 83 Stellen für Elektroniker-Gebäudetechnik nur 18 Bewerbungen, während sich 22 Bewerber um nur drei Plätze als Tiermedizinische Fachangestellte streiten müssen. Während die Unternehmen in den beliebtesten Berufen wie Mechatroniker oder Kaufmann aus vielen gut qualifizierten Berbern wählen können, fehle es andernorts, sagte Schulz.

Zudem seien die Berufswünsche noch immer von klassischen Rollenbildern geprägt. So sei unter den zehn beliebtesten Ausbildungsberufen von Frauen kein einziger technischer Beruf: "Frauen gehen noch immer in die Berufe, in denen sie auch in zehn Jahren weniger verdienen als die Männer."

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