Weihnachts-Shopping oder Verzicht?

Nürnberg · Knapp vier Wochen vor Weihnachten soll der Kauf-Nix-Tag die Konsumenten pünktlich zum Höhepunkt des Einkaufs-Rauschs zum Nachdenken anregen. Der Einkaufsboykott schert Handel und Konsumenten kaum.

Der schnelle Kaffee zum Mitnehmen, die Hose im Sonderangebot, der Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt: Wer den Kauf-Nix-Tag unterstützen möchte, sollte heute auf all das verzichten. Aus Protest gegen den Kaufrausch soll der letzte Samstag im November eine Auszeit vom Shopping-Wahn bringen - rechtzeitig zum Start des Vorweihnachtstrubels. Allerdings ist der seit 1997 mit vereinzelten Aktionen in Deutschland begangene Aktionstag nur wenigen bekannt. Und die Konsumfreude der Deutschen zur Weihnachtszeit bleibt ausgeprägt.

Zwar hat sich die Verbraucherstimmung erneut leicht eingetrübt, wie das Marktforschungsinstitut GfK gestern mitteilte. Doch die Deutschen wollen auch in diesem Jahr zur Weihnachtszeit wieder kräftig shoppen. Rund 274 Euro planen sie laut GfK im Schnitt für Geschenke ein. Das sind zwar elf Euro weniger als im Vorjahr, allerdings spenden die Menschen in diesem Jahr deutlich mehr.

So werden in diesem Jahr wieder die Kassen der Geschäfte klingeln: Nach GfK-Berechnungen dürfen sich die Händler auf rund 14,3 Milliarden Euro Umsatz im Weihnachtsgeschäft freuen. Doch während der Handelsverband kritisiert, dass die gesetzliche Ausnahmegenehmigung für Kaufrausch-Sonntage von den Kommunen nicht voll ausgenutzt werde, würde Umweltökonom Niko Paech von der Uni Oldenburg diese am besten ganz abschaffen.

"Wir sind so reizüberflutet, wir leiden unter Konsumverstopfung und Konsum-Burn-Out" sagt er. Ladenöffnungszeiten zu verringern bedeute ja nicht die Abschaffung des Konsums. "Man fängt sogar an, den Konsum wieder zu genießen", meint Paech. Beim Kauf-Nix-Tag geht es dem Wachstumskritiker vor allem um die symbolische Bedeutung. Dass der Motto-Tag auch wegen seiner geringen Bekanntheit keine ökonomischen Auswirkungen für den Handel habe, sei klar. Einkäufe einen Tag aufzuschieben sei ebenfalls nicht der Sinn der Sache. Vielmehr müsse Aufmerksamkeit dafür geweckt werden, "dass wir brutal über unseren Verhältnissen leben, vor allem ökologisch", sagt Paech.

Beim Kauf-Nix-Tag gehe es darum, eine neue Balance zu finden, meint auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace . Die Konsumenten müssten mehr darauf achten, nicht mehr nur "Ver-Braucher" zu sein. Kleidung zum Beispiel könne wieder mehr wertgeschätzt werden, wenn man sie pflege und repariere. Die Organisation sieht schon kleine Erfolge. "Konsumverzicht löst inzwischen kein Entsetzen mehr aus", sagt Greenpeace-Aktivistin Kirsten Brodde. Während Kritiker des konsum armen Lebensstils anführen, dass das Wirtschaftssystem nicht mehr funktioniere, wenn alle Menschen nur das kauften, was sie zum Überleben brauchen, hält Paech dagegen: "Unser Wirtschaftssystem bricht zusammen, wenn wir weiter so konsumieren." Zu viele ökologische Probleme seien ungelöst. "Alle Ressourcen auf der Welt sind endlich, und im Moment verbraucht die Wachstumsgesellschaft mehr, als da ist." . Die Ladenöffnungszeiten im Saarland sind für den Dezember und die Vorweihnachtszeit streng geregelt. Verkaufsoffene Sonntage darf es im Dezember nicht geben. Da der erste Advent morgen noch in den November fällt, besteht in den Städten die Möglichkeit, einen verkaufsoffenen Sonntag zu veranstalten. Dies nutzen nach Angaben der Industrie- und Handelskammer (IHK) des Saarlandes Homburg, Losheim, Merzig, Neunkirchen, Ottweiler und Saarlouis.

Viel erhofft sich der Einzelhandel von der einmal im Jahr erlaubten Aktion "Late-Night Shopping ". Dann darf von 6 Uhr früh bis 24 Uhr geöffnet sein. Saarbrücken, Saarlouis und Neunkirchen bieten "Late Night Shopping " am 12. Dezember an, St. Ingbert am 19. Dezember. Sonst gelten für alle Geschäfte maximale Öffnungszeiten bis 20 Uhr. Viele Kommunen nutzen nach Angaben der IHK diese Möglichkeit nicht voll aus. Fachgeschäfte schließen oft um 19 Uhr.

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