Tschan ist über den Berg

Neunkirchen · Der Neunkircher Kupplungsbauer Tschan ist als eines der ersten saarländischen Unternehmen im Rahmen eines Insolvenz-Schutzschirmverfahrens saniert worden. Diese Möglichkeit gibt es erst seit 2012.

 Tschan-Mitarbeiter Wolfgang Klant bearbeitet ein Kupplungsteil mit einer Fräsmaschine. Foto: Oliver Dietze

Tschan-Mitarbeiter Wolfgang Klant bearbeitet ein Kupplungsteil mit einer Fräsmaschine. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Der Neunkircher Kupplungshersteller Tschan ist nach einem Insolvenz-Schutzschirmverfahren und den Verkauf an das Unternehmen Ringfeder Power Transmission aus Groß-Umstadt (bei Darmstadt) wieder auf einem guten Weg. "Die Integration in unsere Unternehmensgruppe ist erfolgreich vollzogen", zieht Ringfeder-Geschäftsführer Thomas Moka nach fünf Monaten eine erste Bilanz. Die Zahl der Mitarbeiter liege bei 85, vor der Insolvenz waren es 120. "Tschan passt bestens in unser Produktportfolio", sagt Moka. Ringfeder würde kleinere Kupplungen in Einzelfertigung und in Serie bauen. Tschan sei auf größere Kupplungen spezialisiert, die zum größten Teil auf Kundenwunsch konfektioniert werden - in Losgrößen von bis zu zehn Teilen. Sie werden unter anderem im Bergbau, in der Stahlindustrie, bei der Ölförderung, in Zementwerken oder bei großen Pumpen und Kompressoren eingesetzt. Die Kupplungen dämpfen die Kraftübertragung, wenn zum Beispiel ein Motor eine Pumpe antreibt.

Beim Insolvenz-Schutzschirmverfahren stellte sich heraus, dass eine falsche Vertriebsstrategie eine der Ursachen für den Niedergang war. Die Kupplungen wurden nur noch über Handelsvertreter verkauft, statt den Vertrieb selbst in die Hand zu nehmen. Das hat Moka geändert. Tschan ist jetzt in den Ringfeder-Vertrieb eingebunden, der mit eigenen Leuten arbeitet - "das nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA, in Indien und China". Außerdem hat Moka den Fertigungsablauf in der Fabrik ändern lassen. "Hier ist ein Effizienzgewinn von zehn bis 15 Prozent pro Jahr möglich", ist er überzeugt. Der Maschinenpark selbst sei in einem guten Zustand gewesen. Die Integration von Tschan bringe den Vorteil, "dass wir bei den Industriekupplungen jetzt ein Vollsortiment haben", sagt der Geschäftsführer . Die einzelnen Marken - Ringfeder, Tschan, Gerwah und Ecoloc - würden beibehalten, da sie in der Industrie eingeführt seien. Tschan bekommt ab 1. Januar wieder einen eigenen Geschäftsführer und einen Finanzchef.

Die Neunkircher Firma wurde vor 90 Jahren von Albert Tschan als metallverarbeitendes Unternehmen gegründet. Vor der Insolvenz gehörte es zur TIW-Beteiligungs GmbH (Lennestadt ). Deren Geschäftsführer Ludger Tüschen hatte die Firma bis zum Schluss mit einem Geschäftsführerdarlehen über Wasser gehalten. Ringfeder gibt es auch schon seit mehr als 90 Jahren. Das Unternehmen wurde in Krefeld gegründet.

Die gesamte Firmengruppe Ringfeder Power Transmission beschäftigt 260 Mitarbeiter und setzt rund 45 Millionen Euro um. Sie ist wiederum Teil der schwedischen VBG Group. Die Ingenieurgesellschaft mit rund 520 Mitarbeitern ist an der Stockholmer Börse gelistet. Der größte Aktionär ist die Herman Kreftings Stiftung (knapp 33 Prozent), die sich der Allergie- und Asthma-Forschung widmet.

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