Frankreich will Kunden locken

Metz · Die neue Shopping-Mall „Wave“ in Metz macht an diesem Freitag mit ihrer Eröffnung den Anfang. Doch entlang der französischen Autobahn A31 entstehen weitere Einkaufszentren. Die Region ist heute schon überbesetzt.

 Glas und spiegelblanker Edelstahl prägen das neue Einkaufszentrum „Waves“ bei Metz. Foto: buss

Glas und spiegelblanker Edelstahl prägen das neue Einkaufszentrum „Waves“ bei Metz. Foto: buss

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Im Département Moselle sind derzeit eine ganze Reihe neuer und neuartiger Einkaufszentren in Planung oder schon in Bau. Über 100 000 Quadratmeter neue Handelsfläche innerhalb von fünf Jahren hat die zuständige Kommission genehmigt - obwohl das Département bereits heute mehr Handelsfläche pro Einwohner hat als im nationalen Durchschnitt. Die meisten Malls entstehen entlang der Autobahn A31 zwischen Metz und Thionville, wo der Sportartikel-Händler Decathlon ein "Village Oxylane" mit Handels-, Freizeit- und Sportstätten errichten will.

Zehn Autominuten südwestlich vom Metzer Centre Pompidou an der A 31 geht an diesem Freitag "Waves" an den Start. Philippe Journo, der Präsident der Projektmanagement-Gesellschaft Compagnie de Phalsbourg (Paris), hat im Vorfeld alle Werberegister gezogen. "Waves" soll als "Open Air Shopping Center" ganz neue Maßstäbe setzen, nicht nur in der Größe, auch im Design. Ganz in Glas und spiegelblankem Edelstahl eingehüllt legt sich die Mall wie eine Schleife auf das 17 Hektar große Gelände. 60 Geschäfte auf vorerst 32 850 Quadratmeter Verkaufsfläche erwarten hier die Kundschaft. Angeboten wird Mode, Schmuck, Beauty, alles für die Wohnung sowie Grünpflanzen und Blumen im großen Stil. Journos Gesellschaft, die seit 1989 in ganz Frankreich Shopping-Center hochzieht, will auch Käufer mit weniger dicken Geldbeuteln erreichen und anlocken. Er kalkuliert mit drei bis vier Millionen Kunden pro Jahr, auch von jenseits der Grenze. Die meisten Marken - abgesehen von Nike , C & A, Swarkowski, Promod und Pimkie - dürfte kaum ein Deutscher kennen.

Die Stadt Metz war von "Waves" nicht sehr begeistert, hat sie doch gerade den Grundstein für ein Shopping-Center namens "Muse" neben dem Centre-Pompidou gelegt. Journo ist von diesen Plänen der Stadt aber auch nicht angetan. 100 Millionen Euro plus 4,5 Millionen Euro für die Verkehrsanbindung habe seine Gesellschaft investiert - ohne jegliche öffentliche Subvention - und habe doch Steine in den Weg bekommen, klagt er. Erst 32 850 Quadratmeter Handelsfläche konnte er realisieren, geplant sind 60 000. Ein Multiplex-Kino ist in der Schwebe. Denn die Stadt Metz will die anderen Kinos nicht gefährden. Doch das "Muse", mit 113 Geschäften auf 37 000 Quadratmetern, 10 000 Quadratmeter Büros plus 400 Wohnungen, soll auch ein 1000-Plätze Kino bekommen. Zugpferd des "Muse", geplante Eröffnung Herbst 2017, wird ein Primark mit 5800 Quadratmetern. Die Billigmoden-Kette lockt zurzeit viele Kunden aus Frankreich nach Saarbrücken. Insofern wird "Muse" für die Landeshauptstadt mehr Auswirkungen haben als "Waves".

Meinung:

Alarm für den Saar-Handel

Von SZ-RedakteurLothar Warscheid

Für den Saar-Einzelhandel sind die französischen Kunden unverzichtbar, ist aus der Branche immer wieder zu hören. Daher müssen bei den Händlern die Alarmglocken schrillen angesichts der neuen Einkaufszentren , die in der lothringischen Nachbarschaft entstehen. Vermutlich werden weniger Franzosen ins Saarland zum Einkaufen kommen. Auch die deutschen Kunden dürften viele Euros in den neuen Shopping-Malls ausgeben. Saarbrücken und Co. müssen als Einkaufsstädte spürbar attraktiver werden, um der neuen Konkurrenz zu begegnen. Noch ist davon wenig zu spüren.

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