„Meine Patienten tragen eine Uniform“

Merzig · Wer eine Lehre bei der Bundeswehr absolviert, wird nicht unbedingt Soldat. Azubis im Sanitätsbereich bietet sie durchaus interessante Perspektiven. Auch die Standorte im Saarland suchen Nachwuchs.

 Azubi Laura Krämer (v.l.) mit Oberstabsärztin Verena Minakaran, Zahnarzthelferin Sabine Schumacher und Hauptfeldwebel Claudia Spieles. Foto: Rolf Ruppenthal

Azubi Laura Krämer (v.l.) mit Oberstabsärztin Verena Minakaran, Zahnarzthelferin Sabine Schumacher und Hauptfeldwebel Claudia Spieles. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Männer in tarnfarbenen Uniformen , Waffen, gepanzerte Fahrzeuge: Solche Bilder hat man vor Augen, wenn man an die Bundeswehr denkt. Doch Laura Krämers Arbeitsplatz in der Merziger Kaserne auf der Ell sieht eher aus wie eine ganz gewöhnliche Arztpraxis. Hier macht die 17-Jährige eine Ausbildung als medizinische Fachangestellte. Behandelt werden in der Praxis nur Soldaten - die in der Kaserne wohnen oder die in Perl beziehungsweise in Trier stationiert sind. Jeden Tag kommen zwischen zehn und 40 Patienten . "Sie sind nicht anders als ‚draußen', sie tragen nur eine Uniform", sagt Krämer. Wirklich schwer sei es aber am Anfang gewesen, sich die verschiedenen Dienstgrade zu merken.

In manchen Aspekten unterscheidet sich die Ausbildung bei der Bundeswehr von der in einer zivilen Arztpraxis. "Meine Mitschülerinnen von der Berufsschule arbeiten weniger direkt mit den Patienten , sondern halten eher den Ärzten den Rücken frei im Vorzimmer", erzählt Krämer. Sie arbeitet dagegen mehr als Behandlungsassistentin, und das macht ihr am meisten Spaß im Alltag. "Dafür habe ich aber auch wesentlich mehr Schreibarbeit als die anderen", sagt die 17-Jährige. Der Papierkram, das ist Krämers rotes Tuch. In vielen Arztpraxen wurde längst alles auf EDV umgestellt. Das klappt bei der Bundeswehr nicht so schnell. "Bei uns geht es nicht darum, drei Computer zusammenzuverbinden. Wir haben ein viel größeres Netzwerk. Dabei bekommen Datenschutzfragen eine ganz andere Dimension", erklärt Krämers Vorgesetzte, Hauptfeldwebel Claudia Spieles.

Anders als in den zivilen Praxen lernt Laura Krämer bei der Bundeswehr nicht, wie die ärztliche Beratung und Behandlung abgerechnet wird. Die Soldaten haben keine freie Arztwahl, bei Krankheit müssen sie einen militärischen Sanitätsdienst aufsuchen. Dafür müssen sie aber nicht bezahlen. Abrechnungen gibt es daher nicht. Doch Arzthelferinnen müssen sich in diesem Bereich auch gut auskennen. Daher verbringen die Bundeswehr-Azubis sechs Monate ihrer dreijährigen Ausbildung als Praktikanten in zivilen Praxen. Da sie in Merzig im Bereich Allgemeinmedizin lernt, würde Laura Krämer gerne diese Ausbildungsphase bei einem Facharzt absolvieren, vielleicht bei einem Kardiologen. Wo genau, weiß sie noch nicht, aber sie macht sich keine Sorgen, dass die Suche nach einem Praktikumsplatz schwierig werden könnte. "Schließlich muss der Arzt die Ausbildungsvergütung für die Praktikantin nicht bezahlen, das übernimmt in dieser Zeit weiterhin die Bundeswehr ", erklärt Oberstabsärztin Verena Minakaran, Zahnärztin in der Merziger Kaserne.

Die Hälfte der Ausbildung hat Laura Krämer bereits hinter sich. Was danach kommt, ist noch offen. In der Kaserne zu bleiben, kann sie sich auf jeden Fall vorstellen. "Vielleicht wechsele ich sogar die Seite und werde Soldatin".

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HintergrundZurzeit lernen sechs Auszubildende im Sanitätsversorgungszentrum der Bundeswehr in Merzig . Zwei davon sind Soldatinnen, die vier anderen zivile Lehrlinge. Zwei Mal die Woche besuchen sie die Berufsschule in Saarlouis. Das Zentrum wird von Dr. Karl-Heinz Klein geleitet. Jedes Jahr wird mindestens eine Lehrstelle besetzt - in Merzig oder in den Außenstellen in Saarlouis und Lebach. hem

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