1,6 Millionen smarte Autos

Hambach · 20 Jahre nach dem Startschuss rollt jetzt die dritte Generation des Stadtflitzers Smart im lothringischen Hambach von den Bändern. Der Anfang war alles andere als einfach gewesen, jetzt scheint das vergessen.

 Inzwischen läuft die dritte Generation des Smart in Hambach von den Bändern. Foto: Ruppenthal

Inzwischen läuft die dritte Generation des Smart in Hambach von den Bändern. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

Es musste eine harte Rüttelstrecke durchfahren - mitsamt der Gefahr eines Totalschadens. Doch am Ende ging es aufwärts mit dem Stadtauto Smart. Vor 20 Jahren wurden die Weichen für den Produktionsstandort gestellt. Die Mercedes-Benz AG und ihrer damaliger Partner, der Schweizer Uhrenhersteller Nikolas Hayek, Erfinder der Kult-Uhr Swatch, hatten sich für das lothringische Hambach entschieden. Sie unterschrieben am 20. Dezember 1994 die Verträge. Das Saarland, das mit einem Großgelände bei Überherrn ins Rennen gegangen war, zog den Kürzeren. Gestern wurde der Geburtstag gebührend gefeiert.

Ursprünglich sollte der Smart unter dem Namen Swatch auf den Markt kommen. Doch ein Auto ist keine Uhr, sagte Hans Jürgen Schär, seinerzeit Marketing-Chef der Smart-Muttergesellschaft Micro Compact Car (MCC). Er sei nach 20 Jahren immer noch froh, "dass wir uns für die Marke Smart entschieden haben", verriet er gestern auf der Geburtstagsfeier in "Smartville". Das englische Wort steht im Deutschen unter anderem für "elegant", "schick" oder "klug". "Heute sind selbst Telefone smart", sagte Schär. Das Auto ist inzwischen auch in der Mercedes-Familie angekommen. Die Trennung von Hayek wurde 1998 vollzogen.

1,6 Millionen Smart sind mittlerweile in Hambach von den Bändern gelaufen. "Seit 2007 leisten wir nach einer Phase der Restrukturierung auch unseren Ergebnisbeitrag", sagte Smart-Chefin Annette Winkler.

Sie fuhr gestern mit einem der ersten Smart-Autos der dritten Generation auf die Bühne der Festhalle im Hambacher Werksgelände. "Es muss ein Auto geben für die Stadt", rief sie den Gästen und Smart-Mitarbeitern zu - "und hier steht es". Inzwischen "haben wir große Erfolge in den Mega-Städten - gerade auch in China". Der neue Smart, der intern unter "Baureihe 453" firmiert, soll ab 22. November bei den Händlern stehen. "In diesem Moment werden die ersten Lkw mit Autos für unsere Partner beladen", sagte Joachim Betker, Chef von Smart France. Derzeit läuft der Neue noch neben seinen Vorgänger und dem Elektro-Smart parallel von den Bändern. "Das ist anspruchsvoll, aber machbar", sagt Jacky Haman, Leiter der Endmontage. Im Werk selbst arbeiten rund 800 Mitarbeiter, ähnlich viele noch einmal bei den Systempartnern wie Thyssen-Krupp Automotive oder Magna. Rund 200 Millionen Euro wurden in die Fertigung des Stadtautos der dritten Generation investiert.

Eine Premiere gab es auch für eine neue Ausbildungsinitiative, die Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ) und Jean-Pierre Masseret, Präsident des lothringischen Regionalrats, vorstellten. Andreas Mourer, der bei Smart seine Ausbildung macht, besucht die deutsche Berufsschule. "Der erste Berufsbildungsvertrag dieser Art ist ein großer Erfolg", sagte Kramp-Karrenbauer. Weitere sollen folgen.

Meinung:

Längst lästert niemand mehr

Von SZ-RedakteurLothar Warscheid

Was musste sich Mercedes damals alles anhören, als der Autokonzern zusammen mit den Schweizer Uhrengenie Nikolas Hayek ein kompaktes Stadtauto bauen wollte? VW hatte dem Schweizer zuvor die kalte Schulter gezeigt. Bonsai-Benz war noch eines der netteren Smart-Synonyme. Längst lästert niemand mehr. Urbane Mobilität ist hipp. Mit dem Smartphone per Satellitensignal den Smart orten und losfahren - hipper geht es nicht. Blut, Schweiß und Tränen - getrocknet und vergessen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort