Europa-Park plant zweiten Park

Vom beschaulichen Märchenwald zum mit über fünf Millionen Gästen größten Freizeitpark im deutschsprachigen Raum – der Europa-Park in Rust hat eine große Karriere hingelegt. SZ-Mitarbeiter Marko Völke sprach mit Roland Mack, Mitgründer und Inhaber des Parks.

 In der Achterbahn Wodan rasen die Europa-Park-Besucher über Holzplanken. Foto: Europa-Park

In der Achterbahn Wodan rasen die Europa-Park-Besucher über Holzplanken. Foto: Europa-Park

Foto: Europa-Park

Stimmt es, dass das Saarland ein wichtiger Markt für den Europa-Park ist?

Mack: D as Saarland hat mit rund 250 000 Besuchern pro Jahr schon eine wichtige Bedeutung für uns - das sind knapp fünf Prozent unserer Gäste. Von Vorteil ist dabei, dass wir für Besucher aus dem Saarland relativ gut über das Elsass zu erreichen sin d.

Der Europa-Park hat 54 Gastronomie-Betriebe und ist damit eines der größten Gastronomie-Unternehmen in der Region. Dabei hatten Sie es eigentlich ganz anders geplant.

Mack: Das ist richtig. Ursprünglich war unser Geschäftsmodell, ausschließlich Karusselle und Fahrgeschäfte zu bauen. Für die Gastronomie hatten wir uns einen Partner gesucht. Ebenso für die Souvenirs. Das heutige Modell ist auch aus der Not geboren, weil wir bis zur Eröffnung keine Partner hatten oder diese wieder ausfielen. Also haben wir es eben selber gemacht. Heute wissen wir, dass das Businessmodell eines Freizeitparkes idealerweise heißt: Alles aus einer Hand. Damit haben wir die Kontrolle über die Qualität, die Preisgestaltung, das Personal, Schulung und vieles mehr. Außerdem bleibt das Geld, das sonst an die Pächter geht, im Park und kann reinvestiert werden. Heute funktionieren eigentlich alle Parks weltweit so.

Auch Sie selber wollten eigentlich gar nicht gleich im Park mit einsteigen?

Mack: Ich war damals mit dem Studium fertig und wollte eigentlich ins Ausland gehen, um dort Erfahrung zu sammeln. Aber weil niemand da war, um das Tagesgeschäft zu führen, musste ich in die Bresche springen.

Sie haben fünf parkeigene Hotels. Beim Bau des ersten Hauses 1995 war das eine ungewöhnliche Entscheidung.

Mack: Die Hotelketten haben uns damals zwar für unsere Idee gelobt, investieren wollte aber keiner. Die Frage war einfach, ob da unter der Woche überhaupt jemand übernachten will. Oder gar im Winter. Auch ich habe gedacht, dass wir das Hotel ganz nah an die Autobahn bauen müssen, um eine Ganzjahres-Auslastung zu bekommen. Die Entscheidung, das erste Hotel zu bauen, kam durch einen Bekannten, der fünf Jahre das Disneyland Hotel in Los Angeles betrieben hat. Er hat mich überzeugt, dass das Hotel im Park stehen muss. Und auch das haben wir dann in Eigenregie gemacht.

Lassen Sie uns von der Vergangenheit in die Zukunft schauen: Sie planen für einen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag einen großen Wasserpark direkt neben dem Europa-Park - unter anderem mit Wellenbad, verschiedenen Rutschen und Outdoor-Strand. Wie soll der aussehen?

Mack: Das wird die größte Investition der Firmengeschichte: Geplant ist sozusagen ein Park neben dem Park. Wir wollen 2016 mit dem Bau beginnen und gehen davon aus, dass wir zwei Jahre Bauzeit haben. Konkret ist für den Wasserpark auch ein weiteres Hotel in Planung, weil wir davon ausgehen, dass dann wegen der schon bestehenden Kapazitätsengpässe weitere Hotelbetten gebraucht werden. Aktuell sind wir dabei, das Genehmigungsverfahren zu durchlaufen, dann können wir im nächsten Schritt die Baumaßnahme angehen.

Wie wichtig ist die Fokussierung auf Familien für den Erfolg des Parks?

Mack: Die Konzentration auf die Zielgr uppe Familien ist sicher ein Erfolgsmoment. Das war schon die Idee meines Vaters. Für ihn war klar, dass das Thema eines Freizeitparks die Familie sein muss. Dabei muss es einerseits das Ziel sein, jeden in irgendeiner Form zufriedenzustellen. Gleichzeitig muss es aber doch ein Erlebnis für alle gemeinsam sein, auch wenn man sich mal eine Stunde oder zwei im Park nicht sieh t.

Über 80 Prozent Ihrer Gäste sind Wiederholungsbesucher. Das setzt Sie unter Druck, immer etwas Neues bieten zu müssen, oder?

Mack: Da ss wir immer wieder etwas Neues machen, hat ja auch den Erfolg gebracht. Betriebswirtschaftlich ist das natürlich ein Spagat. Mit jeder neuen Attraktion steigt der Druck auf den Eintrittspreis und die Besucherzahl. Ganz klar ist: Je größer wir werden, desto höher werden natürlich auch die laufenden Kosten. Und irgendwo hat der Eintrittspreis ja auch seine Grenzen. Mit dem Wasserpark als eigenständigem Park tragen wir dem auch Rechnung. Aber sicher wird auch der Europa-Park parallel dazu weiter wachse n.

Während Disneyland Paris in den vergangenen Jahren mit vielen Problemen kämpfen musste, wurde der Europa-Park immer erfolgreicher. Was hat Disney falsch gemacht?

Mack: Ic h glaube, dass Disney in der ersten Stufe zu viel investiert hat, vor allem zu viele Hotels gebaut hat. Sie sind dann aus diesem zu hohen Invest eigentlich nie mehr so richtig rausgekommen. Operativ verdient Disney Geld, aber um den Kapitaldienst zu bringen, fehlt einfach noch Volumen. Ich glaube, sie haben einfach auch den Wettbewerb unterschätzt: Vor 20 Jahren haben 50 Prozent der Gäste, die beide Parks gekannt haben, gesagt dass Disneyland schöner ist als der Europa-Park. Heute finden 95 Prozent den Europa-Park schöne r.

Der Europa-Park besteht seit 40 Jahren. Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Parks?

Mack: D ass das Familienunternehmen auch in der nächsten Generation Bestand hat. Deshalb kämpfe ich auch für das Thema Erbschaftssteuer. Die deutschen Familienbetriebe haben viele Weltmarktführer. Ich finde, man muss den Familienunternehmen auch bei einem Generationswechsel Luft l assen.

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HintergrundDer Europa-Park hatte bei der Eröffnung 1975 etwa 50 Mitarbeiter, 2014 waren es über 3500. Die Zahl der Besucher stieg in dieser Zeit von etwa 250 000 auf über fünf Millionen im vergangenen Jahr. Der Jahresumsatz beläuft sich aktuell auf etwa 350 Millionen Euro. Heute gibt es in dem 95 Hektar großen Park, in den bis 2011 rund 700 Millionen Euro investiert wurden, über 100 Attraktionen und ein 23-stündiges Showprogramm. mv

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