Weitere Bank erhebt Strafzinsen

Düsseldorf/Saarbrücken · Bankkunden müssen sich an Minus-Zinsen gewöhnen - zumindest, wenn sie sehr viel Geld angelegt haben. Noch trifft es nur Profi-Anleger. Doch der Kostendruck in der Branche ist groß.

Immer mehr Banken brummen Großkunden Strafzinsen auf. Nach der Commerzbank kündigte gestern auch die genossenschaftliche WGZ negative Zinsen für einzelne Profi-Anleger an. Noch verschonen die Institute Privatanleger . Auch bei den saarländischen Genossenschaftsbanken und Sparkassen gibt es keine Überlegungen, Strafgebühren einzuführen. Das Problem: Je länger die Phase der Mini-Zinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) andauert, desto größer wird der Druck auf die Banken, die sich ohnehin einen scharfen Wettbewerb liefern.

Die Frage sei, wie lange die Banken die Rechnung noch zahlen könnten, da sie selbst für kurzfristige Einlagen bei der EZB drauflegen müssen, sagte Stefan Krause, Finanzchef der Deutschen Bank. Die Notenbank kassiert von Geschäftsbanken derzeit 0,2 Prozent Zinsen, wenn diese über Nacht Geld bei ihr bunkern. Das soll die Institute zu mehr Krediten zwingen.

Diese Gebühr geben erste Häuser weiter - etwa an Unternehmenskunden, für die sie große Geldbestände vorhalten. Als erste Großbank hatte in dieser Woche die Commerzbank angekündigt, sie behalten sich bei Großkunden die Berechnung einer "Guthabengebühr" vor. Ähnlich verfährt die WGZ - die Zentralbank der Volksbanken und Raiffeisenbanken im Rheinland und in Westfalen.

Verbraucherschützer rechnen aber nicht mit Strafzinsen für kleinere Guthaben. "Verbraucher würden ihr Geld dann schnell bei einer anderen Bank aufs Sparkonto legen", sagte Dorothea Mohn vom Verbraucherzentrale Bundesverband. Und das kann sich angesichts der starken Konkurrenz im Privatkundengeschäft kein Institut leisten.

Entsprechend beziehen die hiesigen Banken Stellung. "Strafzinsen passen nicht zur Geschäftsphilosophie der Sparkassen", sagte Alfons Lauer , Präsident des Sparkassenverbands Saar. "Die Sparkassen sind gesund, sie sind auch dank ihrer starken Position im Kreditgeschäft betriebswirtschaftlich in der Lage, auf Negativzinsen verzichten zu können." Und das auch "auf längere Sicht".

Ähnlich äußert sich Hans-Joachim Meyer, Bezirkstags-Vorsitzender der saarländischen Volksbanken und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Vereinigten Volksbank Dillingen, Dudweiler, Sulzbach: "Strafzinsen widersprechen unseren Werten", sagt er. Die Bank würde das "Vertrauen der Kunden" aufs Spiel setzen. Daher "schließen wir das aus". Bei der Saar-LB heißt es, dass unter den jetzigen Marktbedingungen "das Thema für uns als regional positionierte Bank keine Rolle spielt", wie ein Sprecher sagte. Kurt Reinstädtler, Vorstandsmitglied der Bank 1 Saar, stellt klar: "Wir berechnen keine Strafzinsen, planen das auch in Zukunft nicht und sehen auch grundsätzlich keinen Grund, das zu tun" - mit Blick auf das Vertrauensverhältnis zu den Kunden. Doch "wir können uns nicht gegen die von der EZB verursachten Entwicklungen stellen", sagte Reinstädtler. Es sei zu befürchten, dass der Druck auf die Banken weiter zunimmt und Strafzinsen womöglich steigen - mit ungewissen Folgen. Reinstädtler schließt also nicht für die fernere Zukunft gänzlich aus, dass Strafzinsen nötig werden könnten. Diese Auffassung vertritt auch der Vorsitzende des Verbandes der Auslandsbanken in Deutschland, UBS-Manager Stefan Winter: "Auf Dauer kann man nicht ausschließen, dass das beim Retailkunden (Privatkunden) ankommt."

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