Flaute im Pipeline-Bau schlägt durch

Bous · Das Stahlwerk Bous, Spezialist für Rohrstahl, stellt sich auf eine längere Kurzarbeits-Phase ein. Die Nachfrage nach Stahl für Ölpipelines ist wegen der niedrigen Preise für das „schwarze Gold“ spürbar zurückgegangen.

 Mächtige Stahlknüppel verlassen die Stranggieß-Anlage des Stahlwerks Bous. Sie können eckig, aber auch rund sein. Foto: Rolf ruppenthal

Mächtige Stahlknüppel verlassen die Stranggieß-Anlage des Stahlwerks Bous. Sie können eckig, aber auch rund sein. Foto: Rolf ruppenthal

Foto: Rolf ruppenthal

Der relativ niedrige Ölpreis schlägt auch auf die Auslastung des Stahlwerks Bous durch. "Seit Juli fahren wir Kurzarbeit , und das wird noch eine Zeit lang so bleiben", sagt Geschäftsführer Franz-Josef Schu in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Das Unternehmen beschäftigt rund 370 Mitarbeiter.

Der meiste Stahl, der entweder als Block- oder als Strangguss das Stahlwerk verlässt, wird vom Hauptkunden, der französischen Vallourec-Gruppe, zu Rohren für Öl- oder Gaspipelines weiterverarbeitet. Wegen des niedrigen Ölpreises würden kaum neue Pipelines gebaut oder die Rohöl-Exploration vorangetrieben, beschreibt Schu die Markt-Situation. "Außerdem liegt in den USA das Fracking von ölhaltigen Schieferschichten danieder."

Das hinterlässt Spuren. Während 2014 als Geschäftsjahr "noch relativ angenehm war, stecken wir derzeit in einer Flaute", sagt der Geschäftsführer . Valourec frage momentan bis zu einem Drittel weniger Stahl nach als noch Anfang des Jahres angekündigt worden war. Und die Franzosen nehmen 70 Prozent aller Blöcke und Knüppel ab, die in Bous erzeugt werden. Daher rechnet Schu in diesem Jahr mit einem Gesamtausstoß von 240 000 bis 250 000 Tonnen - nach 280 000 Tonnen im Jahr 2014. An Umsatz erwartet er 210 Millionen Euro - 250 Millionen Euro waren es im Jahr 2014. Die Stahl-Rohlinge aus Bous werden in vier Valourec-Werke geliefert: zwei in Düsseldorf sowie die Rohrwerke in Aulnoye (Nordfrankreich) und Changzhou (China).

Auch bei den restlichen Kunden laufen nach Angaben von Schu die Geschäfte nicht gut. Das sind in erster Linie Freiform-Schmieden und Firmen, die Stahlringe walzen. Diese Ringe werden unter anderem bei Chemieanlagen, im Maschinenbau oder in Flugzeugtriebwerken eingesetzt. Die Schmieden würden unter anderem unter Billig-Importen aus Italien leiden. Die Stahlkocher selbst geraten ebenfalls durch italienische, aber auch osteuropäische Wettbewerber unter Druck, weil dort die Unternehmen "mit staatlichen Beihilfen unterstützt werden", so der Bouser Stahlmanager.

Ein weiterer Abnehmer ist der Bochumer Verein, der wie das Stahlwerk Bous zur Holding Georgsmarienhütte (Osnabrück) gehört. Dort werden unter anderem Radsätze für Schienenfahrzeuge gefertigt. Auch hier sei der Markt von starkem Konkurrenz- und Preisdruck geprägt, sagt Schu.

Dennoch konnte das Unternehmen im vergangenen Jahr noch investieren und steckte 2,5 Millionen Euro in seine Stranggieß-Anlage. Dadurch können jetzt auch Rund-Knüppel mit einem Durchmesser von 310 Millimetern bis zu 500 Millimetern gegossen werden. Bisher lag die Spannweite zwischen 370 und 430 Millimetern. "Solche Investitionen dienen dazu, neue Kundengruppen zu erschließen", erläutert der Geschäftsführer .

Allerdings "nützten diese Anstrengungen wenig, wenn die Energiepreise weiter steigen und wir künftig unsere Emissionszertifikate für den Kohlendioxid-Ausstoß kaufen müssen". "Diese Belastungen schöpfen unseren ganzen Ertrag ab und helfen nur der außereuropäischen Konkurrenz."

Beim Dauerthema Zubringerstraße, die Bous vom Werksverkehr des Stahlwerks und der anderen dort angesiedelten Unternehmen entlasten soll, sieht Schu nach Jahrzehnten Licht am Ende des Tunnels. Im Herbst 2017 soll Baubeginn sein. Die ersten Planungen stammen aus dem Jahr 1996.

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