Milliardenauktion im Mobilfunk

Bonn/Mainz · Auf ins Bietergefecht: Für Telekom, Vodafone und Telefónica wird es heute ernst. Die Bundesnetzagentur versteigert ein großes Frequenzpaket. Diese neuen Nutzungsrechte sollen das mobile Internet für jedermann anschieben und schneller machen.

Der Datenturbo kommt: Ob Bilder, Filme oder Videos - alles in Höchstgeschwindigkeit vom Internet aufs Handy. Der Mobilfunk zündet eine weitere Rakete in der Breitbandkommunikation: Die oberste Aufsichtsbehörde über den Telekommunikationsmarkt in Deutschland, die Bundesnetzagentur , versteigert ab heute in ihrer Niederlassung in Mainz ein großes Frequenzpaket.

"Wir erwarten, dass die Auktion einen starken Impuls für einen raschen Ausbau der Breitbandnetze insbesondere im ländlichen Raum setzt", sagt der Präsident der Behörde, Jochen Homann. Dabei sieht er Deutschland im mobilen Breitband in Europa in einer digitalen Vorreiterrolle. Als erstes Land in Europa bringt es nämlich Frequenzen aus dem Bereich 700 Megahertz unter den Hammer, die derzeit noch vom Rundfunk genutzt werden. Dieses Spektrum wird aber nach und nach geräumt, weil die Ausstrahlungen auf einen anderen Standard umgestellt werden.

Begehrt sind die Frequenzen deshalb, weil sie sich in besonderer Weise dazu eignen, das schnelle Internet in versorgungsschwache Regionen zu bringen. Denn 700-Megahertz-Frequenzen brauchen relativ wenige Funkstationen.

Die Frequenz-Auktion ist Teil der Pläne der Bundesregierung, das schnelle Internet über Festnetz und Mobilfunk auf ganzer Linie zum Durchbruch zu verhelfen. Mobile Übertragungsraten von 50 Megabit pro Sekunde und Antennensektor sollen möglich werden und damit zehn Megabit für jeden Haushalt sicher gestellt sein. Zudem müssen die Netzbetreiber eine flächendeckende Versorgung von mindestens 97 Prozent der Haushalte in jedem Bundesland und 98 Prozent der Haushalte bundesweit garantieren.

Verbessern soll sich darüber hinaus auch das Surfen entlang der Autobahn und ICE-Trassen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU ) ist sich sicher, dass binnen der nächsten drei Jahre abbrechende Mobilverbindungen passé sein sollen: "Klar ist: 2018 sind dann auch alle lästigen Funklöcher in Deutschland geschlossen."

In die Versteigerung in Mainz kommen ferner die abgelaufenen GSM-Frequenzen, mit welchen der digitale Mobilfunk in den 90er Jahren seinen Siegeszug antrat. Dabei soll die Auktion dazu beitragen, die Frequenzen fairer zwischen den Bietern aufzuteilen. Durch die Fusion von E-Plus und Telefónica hatte sich die Frequenz-Ausstattung zu Ungunsten der Konkurrenten Telekom und Vodafone verschoben. Die drei Konzerne , nach dem Zusammenschluss der beiden kleinen ähnlich stark, sind die einzigen Bieter, die zur Auktion zugelassen sind.

Mit welchen Strategien die drei nun in die Auktion gehen, ist das vermutlich am besten gehütete Geheimnis. Und auch über die Erlöse kann nur spekuliert werden. Werden die Mindestgebote aller zur Versteigerung anstehenden Pakete addiert, ergibt sich ein unterer Preis von 1,5 Milliarden Euro. "Die Frequenzen sind knapp und extrem wertvoll. Wir gehen davon aus, dass es Bieterwettbewerb geben wird", ist sich Rüdiger Hahn von der Netzagentur sicher. "Ich erwarte einen munteren Wettbewerb und als Erlös einen Milliardenbetrag", sagt Dobrindt. Im Jahr 2000 hatten sechs Bieter bei der spektakulären UMTS-Auktion eine Summe von 50,8 Milliarden Euro auf den Tisch geblättert - in einer Zeit, als die Mobilfunkeuphorie keine Grenzen kannte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort