GDL und Bahn kommen sich näher

Berlin · Im lange Zeit festgefahrenen Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL haben sich beide Seiten deutlich aufeinander zubewegt. Es wurde eine erste Einigung erreicht.

 GDL-Chef Claus Weselsky (l.) und Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber wollen im Januar weiter verhandeln. Fotos: Zinken/dpa

GDL-Chef Claus Weselsky (l.) und Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber wollen im Januar weiter verhandeln. Fotos: Zinken/dpa

Für viele kam der von Claus Weselsky verkündete "Durchbruch" überraschend. Der Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL ) wirkte gelöst, als er nach sechs Stunden vor die Tür des Verhandlungssaals in einem Berliner Hotel trat. Ist das nun die Lösung im seit einem halben Jahr dauernden Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn?

So weit ist es noch nicht. Die Vereinbarung von gestern ist eine Teileinigung. Sie gilt rückwirkend für das zweite Halbjahr 2014 und verschafft beiden Seiten etwas Ruhe, die mindestens bis Mitte Januar dauern wird. Keinen Streik wird es bis dahin geben, das haben beide Gewerkschaften zugesichert.

Das Ergebnis ist simpel: eine einmalige Zahlung von 510 Euro für die Monate Juli bis Dezember für alle GDL-Mitglieder. Weselsky hat sich mit seinem Kontrahenten, dem Bahn-Personalmanager Ulrich Weber, auf eine Geldsumme geeinigt. Weber äußerte sich dementsprechend weniger euphorisch: "Wir haben heute ein Zwischenergebnis mit der GDL erreicht." Noch keine Verständigung gibt es über die strittige Frage, welche der beiden Bahngewerkschaften künftige welche Berufsgruppen vertreten darf. Nicht am Verhandlungstisch saß gestern die mit der GDL konkurrierende viel größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Sie wird aber am 14. Januar in der nächsten Runde mit der Bahn wieder eingreifen.

Die EVG will an dem bestehenden Tarifgefüge nichts ändern, das die Beschäftigten des Bahnkonzerns in sechs Berufsgruppen unterteilt. Die EVG vertrat bislang fünf von ihnen. Für die sechste Gruppe, die Lokführer, war die GDL zuständig. Diese klare Arbeitsteilung stand in einem Tarifvertrag, der seit Anfang Juli nicht mehr gilt.

Wohl auch deshalb sagte Weber, der Ausdruck "Durchbruch" sei "ein bisschen großartig, aber ich bin einfach zufrieden damit und froh darüber, dass wir diese Klarheit haben schaffen können". Diese Klarheit? Aus Sicht Webers ist es der Bahn gelungen, "die GDL davon zu überzeugen, dass wir keine Bedingungen stellen". Denn damit ist gesichert, dass die GDL am Verhandlungstisch bleibt, den sie schon mehrmals verlassen hatte. Die nächsten Termine stehen: Am 19. und am 28. Januar wird weiterverhandelt.

Für Weselsky kam aber mehr heraus als ein erkleckliches Sümmchen für seine Klientel. Der GDL-Chef verwies darauf, dass die Bahn die 510 Euro nicht nur den Lokführern, sondern allen GDL-Mitgliedern, die bei der Bahn arbeiten, zahlen werde: "Das ist der Beweis dafür, dass die Bahn bereit ist, für alle unsere Mitglieder mit uns Tarifverträge abzuschließen."

Gelänge das auch in einem Tarifvertrag für das nächste Jahr oder darüber hinaus, hätte Weselsky sein Hauptziel erreicht: Mehr Tarifverhandlungsmacht für seine Organisation - auch für Zugbegleiter, Bordgastronomen und einige andere. Das klappt jedoch nur, wenn die EVG mitspielt. Vielleicht war es kein Zufall, dass Weselsky nach der Verhandlungsrunde nicht von "dem", sondern "einem entscheidenden Durchbruch" sprach.

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