Ranking: Saarbrücken hinkt hinterher

Berlin/Saarbrücken · Der Wohlstand wohnt in Bayern, die Zukunft in Darmstadt. Miserabel sieht es im Ruhrgebiet aus. Das ergab das jährliche Städte-Ranking der Zeitschrift „Wirtschaftswoche“.

 Ein Pluspunkt für Saarbrücken: die Vielzahl der Forschungsinstitute. Foto: Dietze

Ein Pluspunkt für Saarbrücken: die Vielzahl der Forschungsinstitute. Foto: Dietze

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München ist und bleibt das Maß der Dinge beim jährlichen Städteranking der Zeitschrift "Wirtschaftswoche ". Die bayerische Landeshauptstadt liegt seit langem nach Einkommen, Wirtschaftskraft und Lebensqualität mit Abstand vorn. Und seit Jahren folgen zwei weitere bayerische Städte : Ingolstadt und Erlangen. Beim der Zukunftsfähigkeit, die in diesem Jahr erstmals ausgewertet wurde, ist allerdings das hessische Darmstadt Spitze.

Der Regionalverband Saarbrücken landet in dem Ranking der Wirtschaftskraft und Lebensqualität unter ferner liefen im Vergleich der 69 untersuchten Großstädte über 100 000 Einwohner. Beim Zukunftspotenzial schneidet die saarländische Landeshauptstadt dagegen deutlich besser ab. Mit anderen Worten: Saarbrücken hat gute Chancen, seine Attraktivität und ökonomische Kraft zu steigern.

Beim Städteranking werden 93 verschiedene Merkmale verglichen. Das reicht von der Arbeitslosenquote über die Steuer- und Wirtschaftskraft bis zur Versorgung mit Kita-Plätzen. Diese Merkmale werden dann unterschiedlich gewichtet. Die Untersuchung, die auch vom Immobilienportal Scout 24 mitfinanziert und vom Institut für Wirtschaftsforschung Köln durchgeführt wird, ist wirtschaftsnah. So fließen etwa steigende Immobilienpreise und Mieten positiv ein. "Das ist ein Spiegelbild der konjunkturellen Entwicklung", so die Autoren. Nicht alle Mieter dürften das so sehen.

Beim sogenannten Niveauvergleich, der den Ist-Zustand misst, fällt neben der Dominanz Bayerns die schlechte Position Nordrhein-Westfalens (NRW) auf. Unter den letzten zehn befinden sich acht NRW-Städte, meist aus dem Ruhrgebiet. Schlusslicht ist wie schon im Vorjahr Gelsenkirchen. Saarbrücken liegt nur knapp davor auf Rang 57. Besonders negativ wirkte sich die mangelnde Zuwanderung, das schlechte Saldo von Gewerbean- und -abmeldungen sowie die geringe Beschäftigungsquote Älterer aus.

Im sogenannten Dynamik-Ranking, bei dem der Grad der Veränderung in den letzten fünf Jahren gemessen wird, liegt Saarbrücken noch weiter hinten - auf Platz 61. Negativ schlugen besonders die schwache Steuerkraft und der geringe Einwohnerzuwachs zu Buche. In diesem Jahr spiegelt diese Statistik, weil sie bis 2009 zurückreicht, sehr stark die Turbulenzen während und nach der Finanzkrise wider. Am meisten legten in dieser Betrachtung die Autostädte Ingolstadt und Wolfsburg zu, die nun womöglich wegen des VW-Skandals wieder vor Problemen stehen.

Im Zukunftsindex landet Saarbrücken mit Platz 41 immerhin im unteren Mittelfeld. Bei dieser Analyse schlägt zu Buche, wie viel Forschung, kreative Dienstleistungen, Ingenieure, Patentanmeldungen und Breitbandanschlüsse es an einem Ort gibt. In puncto öffentliche Forschungseinrichtungen erreicht Saarbrücken sogar auf Platz 11 und bei Industrie 4.0, der zukunftsweisenden Digitalisierung der Industrieproduktion, auf Platz 14. Dass insgesamt kein Platz weiter vorn herausspringt, hängt mit den ausgeprägten Schwächen zusammen: wenige Ingenieure (Platz 57) und Beschäftigte in Kreativberufen (Platz 43) und eine geringe Zahl von Patentanmeldungen (Platz 51).

Ganz vorne beim Zukunftsindex liegen hinter Darmstadt mit Erlangen und München ebenfalls zwei bayerische Städte in der Spitzengruppe. Auch hier kommen die Schlusslichter allesamt aus dem Ruhrgebiet. Sie haben damit nicht nur akute Probleme, sie stehen auch langfristig vor großen Herausforderungen.

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