Agrarminister will Tierschutz in Ställen nachhaltig verbessern

Berlin/Saarbrücken · Der Landwirtschaftsminister macht den Bauern Druck, damit es Schweinen und Geflügel in hiesigen Ställen bald besser ergeht. Dabei baut er auf freiwillige Fortschritte – ewig warten will er auf die aber nicht.

Bundesagrarminister Christian Schmidt will über freiwillige Vereinbarungen mit den Bauern den Tierschutz in heimischen Ställen verbessern. Die Haltungsbedingungen müssten stärker den Bedürfnissen der Tiere entsprechen, sagte der CSU-Politiker gestern in Berlin. Auf den Weg gebracht werden sollen etwa ein Ausstieg aus Massentötungen männlicher Küken und ein Ende des Schwänze-Abschneidens bei Schweinen. Wenn es in zwei Jahren keine Fortschritte gibt, will Schmidt gesetzliche Verbote auf den Weg bringen, wie er ankündigte. "Am Ende dieser Legislaturperiode muss es den Tieren besser gehen als heute."

Heinz Lauer, Geschäftsführer des saarländischen Bauernverbandes, begrüßt, dass der Agrarminister zunächst auf Freiwilligkeit setzt. "Das ist der richtige Ansatz. Denn prinzipiell ist es ja das Ziel eines Landwirts, seinen Tieren kein unnötiges Leid zuzufügen." Im Gegenteil seien die Mitglieder des Verbandes daran interessiert, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zum Tierwohl in die Praxis zu übertragen - in gesundem Maße. "Wenn Deutschland die Bestimmungen immer weiter verschärft, aber in manchen Ländern Europas die Tierhaltung noch auf einem Niveau ist, das unserem in den 50er, 60er Jahren entspricht, dann sollte vielleicht erst einmal etwas auf europäischer Ebene geschehen", regt Lauer an.

Doch Agrarminister Schmidt hat mit seinem Tierschutz-Gipfel die Bundesrepublik im Auge. Und da soll es künftig für die Serien-Herstellung von Stalleinrichtungen ein Zulassungsverfahren geben, das Tierschutzkriterien umfasst. Ebenfalls 2015 soll eine freiwillige Vereinbarung etwa zum Verzicht auf das Schwänze-Abschneiden bei Schweinen vorgelegt werden, die aber auch praxistauglich sein müsse. "Was bringt es dem Tier, wenn der Schwanz nicht vom Menschen abgeschnitten, er aber von anderen Schweinen abgebissen wird", sagt der Minister. In die gleiche Kerbe schlägt Lauer: "Junge Schweine wollen spielen und knabbern. Viele Landwirte versuchen dem gerecht zu werden, indem sie den Ferkeln Bälle oder Ketten zum Spielen in den Stall legen." Dennoch käme es vor, dass sich die Tiere gegenseitig die Schwänze anknabberten, "was zu Infektionen führt. Von daher kann das Schwanz-Abschneiden sinnvoll sein - zum Wohle des Tieres. Es erfährt einen kurzen Schmerz, hat danach aber Ruhe." Insgesamt sei das aber nicht das Problem saarländischer Landwirte, erklärt Lauer, denn: "Betriebe mit mehr als 100 Schweinen lassen sich hierzulande an einer Hand abzählen." Hingegen gibt es im Saarland etwa 50 000 Rinder und 15 000 Stück Milchvieh. "Was sich hier in den vergangenen Jahren im Bereich Tierschutz getan hat, ist enorm. In 99,9 Prozent der Ställe im Saarland werden die Tiere artgerecht gehalten", behauptet Lauer. Minister Schmidt fordert dennoch kürzere Tiertransporte und ein Schlachtverbot für trächtige Kühe. Beendet werden solle zudem, dass jährlich 45 Millionen männliche Küken getötet werden. Die Forschung entwickele dazu schon Verfahren für die Geschlechtserkennung im Ei. Im Bundesetat 2015 sollen die Tierschutz-Mittel auf 33 Millionen Euro erhöht werden (2014: 20 Millionen). Ein "Kompetenzkreis Tierwohl" aus Branchenverbänden, Tier- und Verbraucherschützern soll am 6. Oktober erstmals zusammenkommen.

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