Gabriel geht auf Industrie zu

Berlin · Die Sorge um das Image der Industrie treibt Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel um. Nur gegen alles zu sein, bringe den Wirtschaftsstandort nicht nach vorne, sagte er gestern beim Tag der Industrie.

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD ) will die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft stärken und gleichzeitig gegen eine zunehmende Skepsis in der Bevölkerung angehen. Er plane eine Offensive für die Akzeptanz von Infrastruktur und die Leistungen der Industriegesellschaft , sagte Gabriel auf dem Tag der Deutschen Industrie in Berlin . Er verwies auf die wachsende Zahl von Bürgerinitiativen "gegen Windräder, Schienenwege, Strommasten und Hochspannungsleitungen".

Nicht alle Proteste seien unbegründet, sagte Gabriel. Aber gleichzeitig könne es niemals darum gehen, "als könne man wirtschaftlichen Erfolg haben und jedes Risiko ausschließen". Deutschland müsse sich neu aufstellen. Dazu zähle aus seiner Sicht auch eine stärker ausgerichtete Industriepolitik. In einem Arbeitspapier des Wirtschaftsministeriums heißt es laut einem Bericht des "Handelsblatt ", Ziel müsse es sein, "mit einzelnen konkreten Schritten mehr Wettbewerbsfähigkeit zu erzielen sowie Arbeitnehmer und Unternehmer zu entlasten". So plane Gabriel ein "Bündnis für Industrie-Akzeptanz" sowie eine Stiftung mit dem Namen "Zukunft der Industrie".

An erster Stelle des Arbeitspapiers steht dem Bericht zufolge das Thema Infrastruktur. So werde die Gründung einer Agentur geprüft, die Modelle zur Finanzierung von Infrastrukturprojekten für Kommunen sowie solche Projekte als Anlagemöglichkeit für private Sparer entwickeln solle.

Beim Thema Fachkräftesicherung will Gabriel demnach das duale Ausbildungssystem aufwerten. "Der Meister ist nicht schlechter als der Master", zitierte das "Handelsblatt " aus dem Papier. Für die Gleichwertigkeit von beruflicher und universitärer Ausbildung müsse mehr getan werden. Das Ministerium setzt aber auch auf Fachkräfte aus dem Ausland und will die Zahl der Schulabbrecher und junger Menschen ohne Berufsausbildung reduzieren. Junge Unternehmen sollen in der Wachstumsphase leichter an Kapital kommen können. Damit komme Gabriel den Forderungen der IT-Gründerszene nach. Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI ), Ulrich Grillo, begrüßte die Initiative Gabriels. Es gehe jetzt darum, nach den ersten neun Monaten der großen Koalition eine Aufbruchstimmung zu erwecken. In seiner Rede auf dem Tag der Deutschen Industrie sagte Grillo, größtes Hindernis für mehr private Investitionen seien unsichere Rahmenbedingungen, und zwar vor allem bei der Umsetzung der Energiewende und beim Ausbau der Breitbandnetze.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort