Bundesregierung spart drastisch an Angeboten zur Weiterbildung

Berlin · Hartz-IV-Empfänger ohne Berufsabschluss sind die großen Verlierer am Arbeitsmarkt. Während die Gesamtzahl der Hartz-IV-Empfänger noch weiter steigt, kürzt die Bundesregierung die Mittel für Weiterbildung.

. Trotz des Booms am Arbeitsmarkt haben Menschen ohne Berufsabschluss weiter kaum Chancen, einen festen Job zu finden. Trotzdem hat die Bundesregierung bei staatlichen Qualifizierungsmaßnahmen für diese Personen kräftig den Rotstift angesetzt. In den letzten fünf Jahren ist die Zahl der Teilnehmer um ein Drittel eingebrochen.

Die Arbeitslosenquote unter den Ungelernten ist etwa viermal höher als bei Personen mit abgeschlossener Ausbildung. Oft fehlen geeignete Weiterbildungsangebote. Nach Angaben der Bundesregierung ist die Zahl der arbeitslosen Hartz-IV-Empfänger, die von staatlichen Qualifizierungsmaßnahmen profitieren, seit 2010 um 76 000 auf 150 000 zurückgegangen, ein Minus von 34 Prozent. Die Ausgaben der Jobcenter zur Förderung beruflicher Weiterbildung sanken im gleichen Zeitraum von 923 Millionen auf 681 Millionen Euro, 26 Prozent weniger als 2010. Dagegen ging die Zahl der arbeitslosen Hartz-IV-Bezieher nur um neun Prozent zurück. Die unserer Zeitung vorliegende Datenübersicht hatte die Linksfraktion im Bundestag vom Bundesarbeitsministerium angefordert.

Demnach ist auch die Zahl der arbeitslosen Ungelernten mit Hartz IV seit 2012 leicht gestiegen. Ihr Anteil unter allen arbeitslosen Hartz-IV-Beziehern wuchs von 50,4 auf 55,5 Prozent. Jeder zweite Arbeitslose, der 2014 auf staatliche Grundsicherung angewiesen war, hat keinen ordentlichen Berufsabschluss. Die Arbeitsmarktexpertin der Linken, Sabine Zimmermann , sieht einen "Kahlschlag" in der Arbeitsmarktpolitik . "Statt an der Zukunft der Erwerbslosen zu sparen, brauchen wir mehr Geld für gute Arbeitsförderung", sagte Zimmermann unserer Zeitung. Die Regierung müsse den Etat für aktive Arbeitsmarktpolitik mindestens um 1,7 Milliarden auf 5,6 Milliarden Euro erhöhen, nur um wieder die Pro-Kopf-Förderung des Jahres 2010 zu erreichen. So könne man auch Flüchtlinge fördern.

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