Weiter Sorgen um Zukunft der Beckinger Schraubenfabrik

Beckingen · In der Beckinger Schraubenfabrik sollen 300 Stellen erhalten bleiben – viel mehr als bislang geplant. Doch aus Sicht der IG Metall bleibt das Kernproblem ungelöst, das zum Verlust vieler Aufträge geführt hat.

 Die Maschinen im Beckinger Schraubenwerk sind derzeit bei weitem nicht ausgelastet. Archivfoto: Rolf Ruppenthal

Die Maschinen im Beckinger Schraubenwerk sind derzeit bei weitem nicht ausgelastet. Archivfoto: Rolf Ruppenthal

Von Erleichterung oder Zuversicht ist wenig zu spüren nach der Betriebsversammlung gestern in der Beckinger Schraubenfabrik. Die Sorgen sind geblieben, obwohl die Nachrichten für die Belegschaft besser waren, als die Mitarbeiter nach den Ankündigungen des US-Eigners Whitesell vom Juli befürchten mussten.

Von den aktuell 340 Arbeitsplätzen "in Beckingen sollen rund 300 zunächst erhalten bleiben", sagt Guido Lesch, Zweiter Bevollmächtigter der Gewerkschaft IG Metall in Völklingen. Im Sommer hieß es noch, dass womöglich bis zu 110 oder gar 200 Stellen bedroht seien. Doch "ob die Arbeitsplätze hier sicher sind, kann uns keiner sagen", spricht etwa der Saarlouiser Thomas Rech aus, was offenbar viele denken. Denn nach wie vor lässt die Auslastung zu wünschen übrig. Sie liegt derzeit unter 50 Prozent. Und nachdem Großkunden wie Ford, VW und Daimler abgesprungen sind, steckt den Beschäftigten die Angst in den Knochen. "Auf unsere Nachfrage, wie sicher die Aufträge sind und wo Neukunden sind, wurde uns keine zufriedenstellende Antwort gegeben", sagt Lesch. Daher "sehen wir als IG Metall die Zukunft des Strandorts noch lange nicht als gesichert an".

Dabei profitiert das Werk Beckingen zunächst einmal von dem Beschluss des Unternehmens, den Standort Neuss mit seinen knapp 300 Mitarbeitern zu schließen. Die Produktion werde von dort größtenteils ins Saarland verlagert, sagt Lauer. Damit steigt nach Zahlen des Betriebsrats die Auslastung in Beckingen von um die 40 Prozent auf über 60 Prozent. Insgesamt will Whitesell 437 der rund 1300 Stellen an den noch vier deutschen Standorten streichen. Das hätten Ende vergangener Woche Verhandlungen zwischen Management und Arbeitnehmervertretern ergeben, so Lauer. Im Sommer hatte der US-Schraubenhersteller, der die frühere Ruia-Schrauben-Gruppe zum Jahresbeginn aus der Insolvenz übernommen hatte, noch gedroht, die Zahl der Mitarbeiter zu halbieren.

Um den Personalabbau in Beckingen umzusetzen, werden vermutlich über 20 Zeitverträge nicht verlängert. Auch habe der Vertreter des Whitesell-Managements, Hart Vogt, die Zahl von 15 weiteren Kündigungen in den Raum gestellt. Lesch und Lauer hoffen aber, die Verkleinerung der Belegschaft sozialverträglich umsetzen zu können, zum Beispiel über das Ausscheiden älterer Mitarbeiter.

Die Zukunft der Schraubenwerke hängt nach Auffassung Leschs von der Lösung des Kernproblems ab, das zu den Auftragsverlusten geführt hat. Gewerkschaft und Betriebsrat beklagen seit fast einem Jahr immer wieder, dass das US-Unternehmen Kunden mit drastischen Preiserhöhungen vergrault hat. "Wir fordern deshalb die Landesregierung auf, einen Runden Tisch zu bilden und zwischen Whitesell und den Kunden zu moderieren."

Whitesell selber versucht dagegen, Optimismus zu verbreiten. Manager Vogt hat laut Betriebsrat auf der Betriebsversammlung viel versprochen: Entwicklung neuer Produkte, Investitionen in neue Maschinen und Erschließung neuer Märkte. So solle der Vertrieb etwa Hersteller von Haushaltsgeräten ansprechen. "Wir wollen hoffen, dass Vogt recht behält", sagt Betriebsratschef Lauer.

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