Mit sozialer Kompetenz zur Lehrstelle

Bei der Dillinger Hütte kommen zehn Bewerber auf einen Ausbildungsplatz. Wie Bewerbungsunterlagen Chancen erhöhen und sich Kandidaten aus der Masse abheben können, erläutert Cornelis Wendler, zuständig für die technische Ausbildung bei der Dillinger Hütte und Saarstahl.

Wie läuft das Bewerbungsverfahren bei der Dillinger Hütte ?

Wendler: Die Bewerber schicken uns bis November ihren Lebenslauf, ihr Anschreiben und ihre drei letzten Zeugnisse. Seit 2014 ist die Bewerbung auch online möglich. Im Dezember findet ein Einstellungstest statt, bei dem die naturwissenschaftlichen und technischen Kenntnisse geprüft werden. Dann gibt es für Kandidaten ein Bewerbungsgespräch.

Wie wichtig ist das Bewerbungsschreiben? Welche Informationen sollte es enthalten?

Wendler: Es sollte der Eindruck entstehen, dass sich der Bewerber Gedanken gemacht und sich über den Betrieb informiert hat. Er soll anschaulich erklären, warum er sich für den Beruf und für die Firma entschieden hat.

Welche Eigenschaften muss ein Kandidat auf jeden Fall mitbringe? Was gilt als K.o.-Kriterium?

Wendler: Erforderlich ist eine hohe Motivation. Auch im Gespräch muss der Bewerber zeigen, dass er sich gezielt für diese Ausbildung entschieden hat. K.o.-Kriterien sind die Kopfnoten auf dem Zeugnis. Wer ein schlechtes soziales Verhalten aufweist, nicht mitarbeitet und oft unentschuldigt gefehlt hat, hat bei uns schlechte Karten und wird meistens sofort aussortiert. Später werden die ausgewählten Jugendlichen auch in einem Team arbeiten, da sind Zuverlässigkeit und soziale Kompetenz das A und O.

Auf welche Fächer achten Sie besonders im Zeugnis?

Wendler: Für technisch-wissenschaftliche Ausbildungsberufe sind Mathe und Physik wichtig, im kaufmännischen Bereich zählen Fächer wie Deutsch und Fremdsprachen .

Kann ein Bewerber mit durchschnittlichen Noten durch andere Eigenschaften punkten?

Wendler: Wer sich stark im Verein engagiert, ehrenamtlich tätig ist oder im außerschulischen Bereich Verantwortung übernimmt und sich aktiv einbringt, kann durchschnittliche schulische Leistungen ausgleichen.

Wie sollten die Kandidaten beim Vorstellungsgespräch auftreten?

Wendler: Ein Anzug muss nicht sein, aber gepflegt sollte man zum Gespräch kommen. Der Bewerber soll sich nicht verstellen. Ich will ihn kennenlernen, wie er im Leben ist, er soll echt rüberkommen.

Wie kann ein Bewerber aus der Masse herausstechen?

Wendler: Positiv fallen zum Beispiel Jugendliche auf, die freiwillig an Schnupperwochen oder Praktika teilgenommen haben und begeistert erzählen, was sie gelernt haben. Bewerber, die etwas auspacken, das sie selbst in der Schule oder in einer AG konstruiert haben, bleiben auch im Gedächtnis.

Wie viele Azubis arbeiten zurzeit in der Dillinger Hütte ?

Wendler: Zurzeit beschäftigen wir 200 Azubis in zwölf Berufsgruppen. Wir bilden nach Bedarf aus. In der Regel werden alle Azubis danach übernommen.

Meinung:
Flexibilität verringert Frust

Von SZ-Redakteur Thomas Sponticcia

Im Beruf verbringt man einen Großteil des Lebens. Deshalb sollte man erst einmal gründlich und sehr selbstkritisch hinterfragen, in welcher Branche man wirklich arbeiten will. Je ehrlicher und realistischer man vorgeht, desto geringer läuft man Gefahr, enttäuscht zu werden und Frust vor sich her zu schieben. Je flexibler man sich in der Berufswahl verhält, desto besser. Zumal es auch viele Berufe gibt, die dem "Traumberuf" sehr ähnlich sind, falls man in diesem keine Stelle findet. Wichtig ist es, zu klären: In welchem Bereich kann ich am besten Talente und Fähigkeiten einbringen? Bin ich eher gut in Deutsch und Fremdsprachen oder liegt mir eher Mathe? Auch schon vor einer Bewerbung sollte man sich den gewünschten Betrieb genauer ansehen, sich im Internet informieren. Man kann vor einer Bewerbung auch anrufen und fragen, ob eine Stelle zu vergeben ist. Viel Zeit sollte man auf die schriftliche Bewerbung verwenden. Sie ist das eigene Aushängeschild, die "Eintrittskarte". Sie muss vor allem sauber sein. Und schon auf den ersten Blick erkennen lassen, wie ernst man es meint. Zumal Profis sie begutachten.

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