Ältere Arbeitslose landen schneller bei Hartz IV

Berlin. Einmal unten, immer unten? Die Gefahr für ältere Arbeitslose, keine neue Stelle zu finden und so in die staatliche Grundsicherung abzurutschen, ist in den vergangenen zwei Jahren deutlich gestiegen

Berlin. Einmal unten, immer unten? Die Gefahr für ältere Arbeitslose, keine neue Stelle zu finden und so in die staatliche Grundsicherung abzurutschen, ist in den vergangenen zwei Jahren deutlich gestiegen. Nach einer unserer Zeitung vorliegenden Übersicht der Bundesagentur für Arbeit waren im Vormonat rund 291 000 arbeitslose Hartz-IV-Empfänger im Alter ab 55 Jahre registriert - rund 40 000 mehr als im November 2010. Das ist ein Zuwachs von 16 Prozent.Auch die Gesamtzahl der über 55 Jahre alten Arbeitslosen hat binnen eines Jahres zugelegt. Im November 2011 gab es rund 514 000 Erwerbslose in dieser Altersgruppe. Jetzt sind es 534 000 und damit 3,8 Prozent mehr. Dagegen stieg die Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich nur um 1,4 Prozent. "Bei den Zahlen haben wir es auch mit einer demographischen Verschiebung zu tun. So wie die Belegschaften in den Betrieben altern, so altern auch die Arbeitslosen", sagte eine Sprecherin der Bundesagentur unserer Zeitung. Tatsache sei allerdings auch, dass der Arbeitsmarkt für Ältere sehr schwierig sei. "Es profitieren diejenigen Älteren, die noch in Beschäftigung sind, weil Unternehmen länger an ihnen festhalten als früher. Aber die Älteren, die arbeitslos geworden sind, haben schlechtere Chancen, wieder in Arbeit zu kommen." Die vom Gesetzgeber vor Jahren beschlossene Verkürzung der Anspruchsdauer auf Arbeitslosengeld I spiele bei der Statistik ebenfalls eine Rolle. Bis Anfang 2006 konnten Ältere bis zu 32 Monate Arbeitslosengeld I beziehen. Inzwischen sind es nur noch maximal 24 Monate. Danach greift im Bedarfsfall die Grundsicherung.

Dabei belegen die aktuellen Daten auch, dass es vielen Menschen gelingt, die staatliche Alimentierung hinter sich zu lassen. Zwischen November 2010 und November 2012 ging die Zahl der arbeitslosen Hartz-IV-Bezieher insgesamt um fast sieben Prozent zurück. Doch offenkundig betraf das nur die jüngeren Altersgruppen. "Ältere Arbeitslose sind nach wie vor die großen Verlierer am Arbeitsmarkt", kritisierte die Sozialexpertin der Linken, Sabine Zimmermann. Dabei sei das Ausmaß ihrer Arbeitslosigkeit noch stark unterzeichnet. Entsprechend einer gesetzlichen Regelung würden mittlerweile fast 118 000 Hartz-IV-Empfänger im Alter von über 58 Jahren nicht mehr als arbeitslos gezählt, weil sie von den Jobcentern ein Jahr lang kein Jobangebot bekommen hätten. "Anstatt Ideenreichtum bei der Nichterfassung von Arbeitslosigkeit an den Tag zu legen, muss es um das effektive Bekämpfen der Arbeitslosigkeit gehen", forderte Zimmermann. vet

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