Türöffner für Frauen

Rund 13 Jahre ist es jetzt her, dass die deutsche Wirtschaft feierlich gelobte, den Anteil von Frauen in Führungspositionen deutlich zu erhöhen. Geschehen ist seitdem sehr wenig. Im vergangenen Jahr ging der Frauenanteil in den obersten Etagen der Dax-Konzerne sogar wieder leicht zurück.Es war nicht nur die SPD , die diesen Zustand schon länger beklagte.

Auch in der Union wurde das Unbehagen immer größer, vor allem unter den weiblichen Parteimitgliedern. Der Beschluss zur Einführung einer festen Frauenquote müsste also eigentlich eine Herzensangelegenheit von Schwarz-Rot gewesen sein. Doch der Eindruck täuscht. Insbesondere die CSU wurde gestern nicht müde, darauf hinzuweisen, sie habe das "Schlimmste" verhindert. Als wäre eine Frauenquote der Untergang des Abendlandes.

Offenbar handelt es sich um die letzten ideologischen Restbestände eines merkwürdigen Rollenverständnisses von Mann und Frau, wonach letztere bei unternehmerischen Entscheidungen nichts zu suchen hat. Dabei belegen seriöse Studien besondere wirtschaftliche Erfolge gerade dort, wo Männer und Frauen in Unternehmen gemeinsam an den Schalthebeln der Macht sitzen. Umso absurder ist deshalb die Behauptung, mehr Frauen in Führungsjobs schadeten angesichts einer heraufziehenden Konjunkturflaute der Wirtschaft. Auch dieses "Argument" hat die CSU in die Welt gesetzt.

Sicher ist es für Frauen problematisch, per staatlich festgelegter Quotierung in eine besonders verantwortungsvolle Position zu kommen. Aber ganz offensichtlich geht es eben nicht mehr anders. Sage jedenfalls keiner, die Männer hätten eine solche Regelung nicht voraussehen können, nachdem auch die so genannte Flexi-Quote der schwarz-gelben Vorgängerregierung keine spürbaren Erfolge brachte. Und sage auch niemand, nun würden die Herren der Schöpfung diskriminiert. Denn im Kern geht es um lediglich 30 Prozent der Aufsichtsratsposten in wenig mehr als hundert Unternehmen.

So gesehen ist der Koalitionsbeschluss eher ein symbolischer Akt. Aber manchmal hilft ja gerade Symbolik, um unhaltbaren Zustanden ein Ende zu bereiten. Es darf nicht sein, dass Frauen für hohe Führungsposten schon deshalb nicht in Frage kommen, weil sie irgendwann Kinder haben und der Firma dann vorübergehend nur mit halber Kraft zur Verfügung stehen könnten. Dafür sind die allermeisten Frauen inzwischen viel zu gut qualifiziert. Dass viele von ihnen trotzdem nicht zum Zuge kommen, hat mit der Männerdominanz in den Chefetagen zu tun. Eine weibliche Quote dürfte sich deshalb erst dann erübrigen, wenn endlich auch Frauen eine zentrale Spielregel im Wirtschaftsleben selbstbewusst beherzigen: nämlich ihrerseits Netzwerke an oberster Stelle zu knüpfen. Die Männer machen es schließlich nicht anders.

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